Die
Neandertaler-Variante des Progesteron-Rezeptors wirkt sich günstig auf die
Fruchtbarkeit aus
Eine
von drei Frauen in Europa hat den Rezeptor für Progesteron von Neandertalern
geerbt - eine Genvariante, die mit erhöhter Fruchtbarkeit, weniger Blutungen zu
Beginn der Schwangerschaft und weniger Fehlgeburten in Verbindung steht.
Dies geht aus einer Studie hervor, die von Forschenden des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und des Karolinska Institutet in Schweden veröffentlicht wurde.
"Der Progesteronrezeptor ist ein Beispiel dafür, wie günstige genetische Varianten, die durch die Vermischung mit Neandertalern auf den modernen Menschen übertragen wurden, Auswirkungen auf heute lebende Menschen haben können", sagt Hugo Zeberg, Forscher am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie und am Karolinska Institutet, der die aktuelle Studie gemeinsam mit Janet Kelso und Svante Pääbo durchgeführt hat.
Progesteron
ist ein Hormon, das im Menstruationszyklus und in der Schwangerschaft eine wichtige
Rolle spielt. Analysen von Biobankdaten von mehr als 450.000 Menschen –
darunter 244.000 Frauen – zeigen, dass fast jede dritte Frau in Europa den
Progesteronrezeptor von Neandertalern geerbt hat. 29 Prozent tragen ein
Exemplar des Neandertaler-Rezeptors und drei Prozent haben zwei Exemplare.
"Der Anteil der Frauen, die dieses Gen geerbt haben, ist etwa zehnmal so
hoch wie bei den meisten anderen Neandertaler-Genvarianten", sagt Hugo
Zeberg. "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich die Neandertaler-Variante
des Rezeptors günstig auf die Fruchtbarkeit auswirkt", sagt Hugo Zeberg.
Die
Studie zeigt, dass Frauen, die die Neandertaler-Variante des Rezeptors
besitzen, in der Regel weniger Blutungen zu Beginn der Schwangerschaft und
weniger Fehlgeburten haben. Darüber hinaus bringen sie mehr Kinder zur Welt.
Molekulare Analysen haben ergeben, dass diese Frauen mehr Progesteronrezeptoren
in ihren Zellen produzieren. Dies kann zu einer erhöhten Empfindlichkeit
gegenüber Progesteron und somit zum Schutz vor frühen Fehlgeburten und
Blutungen führen.
Text
/ Foto: Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig