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Gesundheit-News: Mundgesundheit - aMMP-8: Ein körpereigenes Enzym öffnet Viren Tür und Tor

21. März 2021

Solingen (ots). Der Name ist unauffällig, doch das Enzym aMMP-8 hat es in sich: Es zerschneidet schützende Proteine, mit denen der Körper Öffnungen zwischen den Zellen gegen Krankheitserreger verschließt. Besonderer Schauplatz für das zerstörerische Werk ist die Mundhöhle - ausgerechnet der Ort, über den die meisten Viren, so auch Coronaviren, eindringen.

Ein schneller und einfach anzuwendender Test weist das fatale Enzym aMMP-8 völlig schmerzfrei in wenigen Minuten im Speichel nach und könnte damit zu einem wichtigen Game-Changer in der Corona-pandemie werden, so das Ergebnis einer Studie finnischer Wissenschaftler.

Das Enzym aMMP-8 zerschneidet gezielt die Immunbarriere

Es sind Entzündungen in der Mundhöhle, die den Viren ungehindert Zutritt geben. Sogenannte "tight junctions" (dichte Verbindungen) sorgen im gesunden Gewebe dafür, dass Viren, Bakterien und andere schädliche Stoffe nicht in den Körper eindringen. Doch das Enzym aMMP-8 (aktive Matrix-Metallo-proteinase-8) zerschneidet genau diese schützende Barriere und öffnet den Viren dadurch Tür und Tor.

Entzündungen in der Mundhöhle aktivieren das Enzym

Besonders brisant wird die Situation im Mund. Denn außer Coronaviren nutzen unzählige andere Viren die Mundhöhle als Eintrittspforte in unseren Körper. Deshalb ist es so wichtig, dass das orale Immunsystem gut funktioniert und alle zellulären Türen geschlossen sind. Doch durch eine permanente Entzündung wird die Produktion von aMMP-8 aktiviert, kontinuierlich hohe Mengen dieser "Enzymschere" ausgeschüttet und die verschließenden Proteine zerstört.

Ein einfacher Mundspültest schafft Klarheit

Ein einfacher immunologischer Mundspültest ermittelt schnell und schmerzfrei den Zustand des oralen Immunsystems. Der Test misst die Menge des aktiven Enzyms aMMP-8 im Speichel innerhalb weniger Minuten. Ist der Wert zu hoch, kann die orale Immunbarriere mit geeigneter Dentalhygiene schnell verbessert werden. "Ein erhöhter aMMP-8-Spiegel deutet darauf hin, dass sich das Gewebe im Mund im Abbau befindet, während niedrige aMMP-8-Spiegel dafürsprechen, dass das Gewebe sicher und stabil ist - die Immunbarriere ist in Ordnung", so Prof. Roland Frankenberger (Professor für Zahnmedizin an der Universität Marburg).

Biomarker-Diagnostik stärkt Früherkennung und Prävention

Experten betrachten die Diagnostik mittels Biomarker als eine wertvolle Ergänzung der herkömmlichen Methoden. "Der einfache Speicheltest erlaubt Medizinern und uns Zahnmedizinern, die orale Immunkompetenz der Patienten jetzt noch individueller zu beurteilen. Der aMMP-8-Test verbessert die Früherkennung und Prävention der Parodontitis und anderer Erkrankungen des Körpers, die in engem Zusammenhang mit Entzündungen in der Mundhöhle stehen. Bakterielle oder virale Angriffe können von einer intakten oralen Immunbarriere besser abgewehrt werden", so die Bewertung von Dr. Angelika Brandl-Riedel (Vorsitzende des Vorstandes Deutscher Zahnärzteverband e. V.). "Die Früherkennung der Abbauvorgänge unterstützt, die Patienten mit individuell zugeschnittenen Maßnahmen frühzeitig zu behandeln und die Erkrankung im besten Fall zu verhindern", so die Expertin für präventive Zahnmedizin.

Entzündungen in der Mundhöhle betreffen jeden Zweiten

Fatal ist, dass die meisten Menschen gar nicht wissen, wie schlecht es um den Zustand ihrer Mundhöhle bestellt ist. Nur ein Viertel der Patienten unterzieht sich eines parodontalen Screenings mittels Sonde, eine Behandlung nehmen lediglich 1,5 % der Versicherten in Anspruch. Dabei sieht die Realität ganz anders aus: Über die Hälfte (52 %) der über 35-Jährigen in Deutschland leidet an einer Parodontitis, bei den Senioren über 75 Jahre sind es sogar 90 %. Möglicherweise einer der Hauptgründe, warum sich mehr ältere Menschen mit Coronaviren infizieren und die Infektionen schwere Verläufe nehmen.

Eine Mundspülung kann die Zahl an Lungenentzündungen senken

Eine entzündete Mundhöhle ist außerdem Quelle für zahlreiche pathologische Keime. Werden diese eingeatmet, erhöht sich das Risiko für eine Lungenentzündung deutlich. (9). Bei beatmeten Patienten auf Intensivstationen konnte die Zahl der Lungenentzündungen durch das regelmäßige Spülen der Mundhöhle mit Chlorhexidin um bis zu 25 % gesenkt werden.

Medizin und Zahnmedizin - gemeinsam stark im Kampf gegen die CoronaPandemie

"Die von uns vorgeschlagene gezielte Präventionsstrategie mit zusätzlichen Empfehlungen zur Überwachung und Erhaltung der Mundgesundheit kann ein schneller und einfacher Ansatz zum Schutz gegen die aktuelle Coronavirus-Pandemie sein. COVID-19 macht nicht an den Grenzen Halt; es ist eine globale Herausforderung, und Lösungen für diese Pandemie erfordern ein interdisziplinäres Bündnis von Experten in allen Bereichen inklusive der Zahnmedizin und Diabetologie. Es funktioniert nur gemeinsam", zeigen die beiden Autoren Prof. Andreas Pfützner (Arzt und Chemiker, Science & Health Institute/Diabeteszentrum und Praxis in Mainz) und Prof. Roland Frankenberger (Professor für Zahnmedizin an der Universität Marburg) in einer gemeinsamen Erklärung auf.

Die parodontale Gesundheit gewinnt vor dem Hintergrund neuester Studienergebnisse an Gewicht, wie die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie e. V. in einer Pressemitteilung feststellt. Eine kürzlich veröffentlichte Studie an 568 Patienten zeigt, dass COVID-19-Patienten mit Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparates - umgangssprachlich auch Parodontose genannt) 3,5-mal häufiger auf die Intensivstation verlegt werden mussten, 4,5-mal häufiger beatmet werden mussten und fast 9-mal häufiger starben als COVID-19 Patienten ohne Parodontitis.

Eine starke Allianz für die Mundgesundheit: Aufklären, testen und schützen

Dieser Ansatz ist ganz im Sinne der Mundgesundheitsstiftung (DMS - Die Mundgesundheitsstiftung). Denn schon lange setzt sich die Stiftung für eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Medizin und Zahnmedizin ein und bündelt dazu die Expertise von Experten vor Ort (Arzt- und Zahnarztpraxen), Industrie und Verbänden.

Interessierte Ärzte und Zahnärzte mit Präventionsschwerpunkt können sich der Aufklärungs- und Diagnostikinitiative der DMS anschließen und diese aktiv unterstützen (Kontakt: info@mundgesundheitsstiftung.de).

Über die DMS - Die Mundgesundheitsstiftung

Die Mundgesundheitsstiftung setzt sich gemeinwohlorientiert seit mehr als zehn Jahren für die interdisziplinäre Verknüpfung von Medizin und Zahnmedizin ein.

Die Aufklärung von Patienten über die Zusammenhänge zwischen allgemeiner und oraler Gesundheit ist das Hauptanliegen der Stiftung. Durch die Gestaltung von Informationsveranstaltungen für Mediziner, Zahnmediziner und Patienten trägt die Stiftung aktiv zur interdisziplinären Zusammenarbeit und Motivation von Patienten zur Optimierung der Prävention oraler und systemischer Erkrankungen bei. Eine Übersicht von Experten und DMS-Mundgesundheitsbotschaftern sowie Praxen mit ausgewiesener Expertise in den Bereichen orale Prävention und Früherkennungs-Diagnostik finden Sie im Internet u. a. hier:

DMS-Mundgesundheitsbotschafter

https://die-mundgesundheitsstiftung.de/botschafter/

Präventionsorientierte Arzt- und Zahnarztpraxen

https://periosafe.de/praxis-finder/

Eine Animation finden Sie auf der Webseite der Mundgesundheitsstiftung

www.die-mundgesundheitsstiftung.de

DMS-Projekte für gemeinnützige Früherkennung: Altenheime, Soziale Dienste, gemeinwohlorientierte Gesundheitseinrichtungen sowie BGM-Dienstleister können im Rahmen eines Stiftungssponsorings die Früherkennungs-Tests kostenfrei bzw. gegen Bearbeitungsgebühren erhalten.

Anfragen unter: info@mundgesundheitsstiftung.de



Text / Foto: DMS - Die Mundgesundheits Stiftung / Fotograf:dentognostics