header-placeholder


image header
image
Risikogruppen 20

Gesundheit-News: Risikogruppen im Straßenverkehr - Gefahren erkennen – Sicherheit gewinnen

20. Oktober 2020

Wer schlecht sieht, fährt volles Risiko – auch mit tödlichen Folgen. Fatal: Viele Kraftfahrer irren bei der Selbsteinschätzung ihres Sehvermögens. Nur regelmäßige Sehtests bringen Gewissheit über die tatsächliche Fahrtauglichkeit. Für fehlsichtige Kraftfahrer gibt es geeignete Sehhilfen.

Ein Risikofaktor im Straßenverkehr ist der Mensch mit seinen Schwächen und Fehlern.

Für die sichere Fahrt ist das Sehen ein Schlüssel: Neun von zehn Informationen nehmen die Augen auf. Laut Experten gehen 300.000 Verkehrsunfälle pro Jahr auf das Konto mangelnder Sehleistung. Viele Menschen schätzen ihr Sehvermögen am Steuer falsch ein. Auch weil sie nicht bemerken, wie sich ihr Sehen schleichend verschlechtert. Regelmäßiger Sehtest? Fehlanzeige für die meisten Kraftfahrer in Deutschland! Sie müssen nur einmal zum Augencheck: vor der Fahrerlaubnisprüfung.

Verkehrsunfälle: Senioren und junge Kraftfahrer im Fokus

Crash Ursachen bei Jung und Alt

Die über 75-Jährigen, gut elf Prozent der Bevölkerung, verschuldeten im Jahr 2018 zwar nur 9,2 Prozent aller Crashs, aber zu drei Viertel der Fälle waren sie Hauptunfallverursacher. Der höchste Wert aller Altersklassen!

Vorfahrt missachtet, falsch abgebogen oder gewendet, falsch rückwärts gefahren, eingefahren oder angefahren – diesem Fehlverhalten an sogenannten Knoten gehen auch Wahrnehmungsdefizite voraus. Hier fallen Fahrer jenseits der 65 bei Unfällen mit Personenschaden besonders auf.

Junge Kraftfahrer sind am stärksten gefährdet und rasant unterwegs. Mehr als elf Prozent aller Verkehrstoten und mehr als 15 Prozent aller Verletzten gehörten 2018 zur Gruppe der 18- bis 24-Jährigen, die nur knapp acht Prozent der Bevölkerung ausmachen. Bei fast jedem fünften Unfall mit Personenschaden wurde jungen Erwachsenen Raserei beziehungsweise unangepasste Geschwindigkeit vorgehalten.

Kraftfahrer in Deutschland:

die meisten fahrtauglich auf Lebenszeit

Gesetze regeln in Deutschland die Teilnahme am Straßenverkehr und die Fahreignung. Einheitlichkeit für alle Kraftfahrer? Weit gefehlt.

Deutschland: Fahreignungschecks mit Lücken

Fahrtauglichkeitsprüfung für Führerscheinbesitzer

Grundsätzlich gilt: Verkehrsteilnehmer dürfen andere weder schädigen noch gefährden. Und: Zum Führen von Kraftfahrzeugen sind Personen nur geeignet, wenn sie die körperlichen und geistigen Anforderungen erfüllen. Die Umsetzung dieser Forderungen regelt die Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV) – auch was das Sehvermögen betrifft.

Hierzulande ist jedoch Kraftfahrer nicht gleich Kraftfahrer. Mopedfahrer, Motorradfahrer und Autofahrer sind per Gesetz nur ein einziges Mal zum Sehtest verpflichtet – wenn sie ihren Führerschein machen. Das heißt im Klartext: Fahrtauglich auf Lebenszeit. Wer aber am Steuer eines Lkw, Busses, Taxis oder Krankenwagens sitzt, muss alle fünf Jahre einen Gesundheitscheck und einen Sehtest absolvieren.

Europa: in vielen Ländern mehr Fahreignungschecks

Der Großteil Europas fordert Kraftfahrer zu mehr Gesundheitschecks und mehr Sehtests auf. Das betrifft besonders Senioren. Einen Gesundheitscheck inklusive Sehtest müssen zum Beispiel Kraftfahrer in Spanien alle zehn Jahre, ab 65 alle fünf Jahre absolvieren oder in Italien alle zehn Jahre und ab 70 alle drei Jahre.

So beugen Kraftfahrer Risiken vor

Wenn Gesetze hierzulande keine regelmäßige Kontrolle der Sehleistung vorschreiben, kann jeder selbst etwas für mehr Fahrsicherheit tun. Die einfache Forderung: freiwillig regelmäßiger Check des Sehvermögens beim Augenoptiker, Optometristen oder Augenarzt. Für mehr Sicherheit im Straßenverkehr sorgt, wer sich in seinem Kraftfahrer-Leben an folgende Sehtest-Faustregel hält:

nach Führerscheinsehtest alle drei bis vier Jahre,

bei Kurzsichtigkeit bis zum 30. Lebensjahr jährlich,

mit Einsetzen der Alterssichtigkeit ab dem 40. Lebensjahr alle zwei Jahre,

ab 60 Jahren jedes Jahr.

Selbst-Sehchecks liefern erste Hinweise auf mögliche Sehschwächen. ABER: Sie ersetzen nicht den professionellen Sehtest beim Augenoptiker, Optometristen oder Augenarzt!

Risikogruppen im Straßenverkehr

Selbst mit Fahrerassistenzsystemen oder beim autonomen Fahren in der Zukunft – in kritischen Situationen muss der Mensch selbst das Steuer in die Hand nehmen. Er muss dann dazu in der Lage sein: mit den Augen und allen anderen Sinnen, mit seiner Fitness und Reaktionsfähigkeit. Bestimmte Risikogruppen geraten besonders ins Visier.

Junge Fahrer: zu schnell, unerfahren, mit Mängeln bei Sehen und Wahrnehmung

Imponiergehabe, Selbstdarstellung, Risikobereitschaft – bei jungen Fahrern äußert sich das oftmals als unangemessener Tritt aufs Gaspedal. Zudem fehlt es ihnen noch an Fahrkompetenz, sie überschätzen ihre Fähigkeiten am Steuer, erkennen Gefahren nicht ausreichend oder lassen sich ablenken.

Gegenüber erfahrenen Fahrern haben junge auch Mängel beim Sehen und bei der Wahrnehmung:

Sie erfassen das Verkehrsgeschehen noch nicht so effektiv aus den Augenwinkeln (peripheres Sehen).

Sie lenken den Blick auf weniger und eher unbewegliche Objekte.

Sie schauen mehr direkt vors Fahrzeug als in die Ferne.

Sie nutzen die Spiegel weniger.

Außerdem wird die Jugend zunehmend kurzsichtig. 

Dazu trägt heute auch der Dauerblick auf Smartphones und Computer-Bildschirme bei. Wer dann nur noch bis zum Armaturenbrett scharf sieht, hat ein lebensgefährliches Problem. Aus Tempo 100 eine Sekunde zu spät auf ein Hindernis reagieren bedeutet, 28 Meter später aufs Bremspedal zu treten.

Auch Alkohol und Drogen trüben die klare Sicht. Das reicht von mangelnder Entfernungseinschätzung über Tunnelblick, Doppeltsehen, Blendempfindlichkeit bis hin zu Rotschwäche.



Text / Foto: Kuratorium Gutes Sehen e.V.