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Saale bei Blankenberg

Sachsen-Anhalt-News: NABU fordert Unterlassung der Steinschüttungen im Schutzgebiet NATURA 2000

9. November 2021

Halle/Magdeburg. Die Steinschüttungen an der Saale werden zurzeit stark diskutiert. Aus der Sicht von Naturschützern werden mit dieser Maßnahme viele Arten und Lebensräume gefährdet, besonders in dem geschützten FFH-Gebiet „Nordspitze der Peißnitz und Forstwerder in Halle“. Nun schaltet sich auch der NABU Sachsen-Anhalt in die Debatte ein und fordert die Stadt auf von den Maßnahmen abzusehen.

„Die Steinschüttungen wurden von der Stadt beschlossen und begonnen, ohne eine FFH-Verträglichkeitsprüfung durchzuführen. Dabei wird geprüft, ob Maßnahmen das geschützte Gebiet beeinträchtigen würden. Da diese Prüfung hier nicht erfolgt ist, sind die Steinschüttungen rechtswidrig“, erklärt Martin Schulze, stellvertretender Vorsitzender des NABU Sachsen-Anhalt.  „Wir wollen den sensiblen Lebensraum an der Saale erhalten und mit ihm die geschützten Arten und Biotope. Durch die geplanten Maßnahmen wird dies gefährdet.“ In Zusammenarbeit mit dem NABU Halle und Professor Helge Bruelheide vom Institut für Biologie/Geobotanik und Botanischer Garten der Martin-Luther-Universität, hat der NABU Sachsen-Anhalt die Stadt Halle aufgefordert im Bereich des FFH-Gebiets von den Steinschüttungen abzusehen und eine entsprechende Erklärung zu verfassen. Sollte dies bis Donnerstag, 11. November 2021, nicht geschehen oder sollten die Steinschüttungen fortgesetzt werden, wird beim Verwaltungsgericht ein Eilverfahren eingeleitet.

Warum ist das FFH-Gebiet von den Steinschüttungen besonders betroffen?

Helge Bruelheide: „Das FFH-Gebiet an der Saale zeichnet sich durch wertvolle geschützte Lebensraumtypen und Arten aus, die durch die Steinschüttungen negativ beeinträchtigt würden. Ein Beispiel sind die Auenwälder mit Bäumen wie der Stiel-Eiche, Feld- und Flatter-Ulme und Schwarz-Erle. Leider wurden diese im Uferbereich bereits abgeholzt.“ Würden nun die geplanten Steinschüttungen folgen, wäre eine gesunde Regeneration der Auenwälder am Ufer der Saale über Jahrzehnte unmöglich. Dies hätte ebenfalls Auswirkungen auf zahlreiche weitere geschützte Arten in diesem Lebensraum.

So nutzt beispielsweise der Biber die Stromsaale als Nahrungshabitat. Gerade im Winter ist er auf schnell regenerierende Ufergehölze angewiesen, die mit der Steinschüttung aber nicht nachwachsen würden. Auch eine Ansiedlung des Bibers in diesem Bereich der Saale wäre so nachhaltig gestört, da er für seinen Bau unverbaute Uferbereiche benötigt. Kleinere Arten wie die beiden Käfer Sumpfwald-Enghalsläufer und Erzgrauer Uferläufer sind ebenfalls auf den Auwald und die natürlichen, sandigen Uferstrukturen angewiesen. „Auch sie stellen charakteristische Arten der Lebensräume im FFH-Gebiet dar, die unter den bereits umgesetzten und geplanten Eingriffen besonders leiden“, erläutert Martin Schulze.

Für zahlreiche Vogelarten, die in dem Gebiet an der Saale vorkommen, bedeuten die Maßnahmen gleichermaßen einen Verlust des Lebensraums. So ist der Eisvogel auf überhängende Bäume und Sträucher als Sitzwarte angewiesen, von denen aus er Jagd auf kleine Fische macht. Für ihn ist eine schnelle Regeneration der Ufergehölze dringend notwendig. Auch der Zwergtaucher, der vor allem im Herbst und Winter diesen Saaleabschnitt als Überwinterungs- und Nahrungsgebiet nutzt, ist auf die Ufervegetation angewiesen, da sie ihm gute Deckung bietet.

Zum Schutz der Natur an der Saale müssen die Steinschüttungen daher unterbleiben. „In den besonders geschützten Bereichen des FFH-Gebietes stellen Steinschüttungen eine gravierende Verletzung des Habitatschutzrechts dar“, sagt Peter Kremer, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, der den NABU rechtlich vertritt. Helge Bruelheide ergänzt hierzu: „Ufer- und Hochwasserschutz mit dichten Steinpackungen ist nicht mehr zeitgemäß. Längst gibt es hier alternative Lebendbefestigungen, die sowohl die Schönheit des Saaleufers als auch die Lebensräume erhalten und dennoch einen ausreichenden Hochwasserschutz gewährleisten.“
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