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TV-Tipp-News: Schöne, tote Ostsee - Das Dorschsterben und die Folgen • NDR • ab 22.00 Uhr • Reportage

20. Juni 2022

Jahrzehntelang hat die Wissenschaft davor gewarnt, jetzt ist es so weit: Die Dorschbestände der Ostsee sind zusammengebrochen. Der Verlust dieser Fischart bedeutet für viele Betriebe und Menschen ein wirtschaftliches Desaster. "45 Min" zeigt die Ursachen dieser Katastrophe, beschreibt die Lage der Betroffenen und fragt nach Lösungen für die Zukunft der Küste.

Kapitän André Hamann hat sein Leben lang Dorsche in der Ostsee gefischt, so wie sein Vater und Großvater vor ihm. Jetzt steht er im Steuerhaus seines Stahlkutters "Westbank" und fährt das modern ausgerüstete 20-Meter-Schiff zum Verschrotten Richtung Dänemark. "Ohne Dorsch können wir nichts verdienen. Für andere Fischarten wie Flundern gibt es nicht genug Geld. Damit könnten wir nicht mal unseren Treibstoff bezahlen!" Die "Westbank" war einer der letzten großen Schleppnetzkutter der Ostsee. Und Kapitän Hamann hat keine Ahnung, was aus ihm mit Mitte 40 werden soll.

"Was wir gerade erleben, ist historisch", sagt Dr. Uwe Krumme vom Thünen-Institut für Ostseefischerei. "Die Bestände waren jahrzehntelang stark überfischt. Schlechte und gute Jahre gab es zwar schon früher. Aber jetzt kommt, wie es aussieht, noch der Klimawandel dazu. Das Wasser wird zu warm. Und die Dorsche bleiben weg."

In der Haifischbar auf Fehmarn sitzen die Fischer, Gastwirte und Kapitäne des Hafens von Burgstaaken zusammen und haben eine ganz andere Erklärung: "Es gibt hier doch kaum mehr Kutter und Fischer, die Fangquoten werden seit Jahren drastisch gesenkt!", sagt einer der Männer. "Aber die Kormorane und die Kegelrobben, die werden ständig mehr und fressen jeden Tag tonnenweise Fisch! Und von der Politik werden die auch noch geschützt!"

Die "45 Min"-Reportage beschreibt in eindrucksvollen Bildern die dramatische Lage an der deutschen Ostseeküste zwischen Lübeck und Rügen. Und sie gibt seltene Einblicke in das Leben der betroffenen Menschen, die sehr offen Stellung beziehen. Dabei fragt Autor Carsten Rau, selbst Angler, auch nach der eigenen Verantwortung für das Verschwinden der Dorsche. Hierdurch verlieren viele nicht nur ihr Einkommen, sondern auch ihre Identität als Menschen der Küste.


Text / Foto: ARD / pixabay