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Hilfe zur Vermeidung von Obdachlosigkeit

Montag, den 15. Februar 2021

Präventionsarbeit und Obdachlosenhilfe 

In Magdeburg kümmert sich ein vielfältiges Netzwerk um wohnungslose Menschen. Diese ehrenamtlichen Initiativen und Angebote freier Träger*innen sind eine wichtige Unterstützung bei der Vermeidung von Obdachlosigkeit und ähnlichen Notlagen. Sowohl Präventions- als auch direkte Hilfsarbeit stehen im Fokus der Obdachlosenarbeit. Als Reaktion auf die aktuellen Witterungsbedingungen stehen z.B. kommunale Wohnungen als zusätzliche Übernachtungsmöglichkeiten für Wohnungslose zur Verfügung.
 
Wie umfangreich die Hilfen für Obdachlose oder für Menschen, die unmittelbar von Obdachlosigkeit bedroht sind, konkret aussehen können, schildert Heike Schulz, Leiterin des Sozialamtes: "Einen Bürger, der aus dem städtischen Klinikum mittellos und mit Gedächtnisverlust an uns vermittelt wurde, konnten wir mit Kleidung, Hygieneartikeln, Lebensmitteln und einem Pflegedienst zur weiteren Wundbehandlung versorgen und in unserer Soziale Wohneinrichtung beherbergen."
 
Als ein weiteres Beispiel für die umfassende Hilfe, die Magdeburg Obdachlosen zur Verfügung stellt, ist der Fall einer polnischen Frau, die durch die Polizei in die Soziale Wohneinrichtung in der Basedowstraße 15/17 (Magdeburg-Buckau) gebracht wurde. "Die junge, mittellose Frau wurde in der Unterkunft mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln versorgt. In einem Beratungsgespräch mit der Sozialarbeiterin äußerte die Betroffene, dass sie nach Hause wolle. In Zusammenarbeit mit der Bahnhofsmission konnte ihr eine Fahrkarte nach Berlin zur polnischen Botschaft organisiert werden", erklärt die Amtsleiterin.
 
Auch eine zeitlich längere Unterstützung kann vom Sozialamt für Menschen, die von Obdachlosigkeit oder einer ähnlichen Notlage betroffen sind, veranlasst und realisiert werden. "So wurde eine junge behinderte Frau von der Polizei gebracht, die im Haushalt der Mutter misshandelt wurde. Dieser jungen Frau konnten wir sowohl bei alltäglichen Dingen wie einkaufen, kochen, Haushaltführung und allein zur Schule kommen helfen, aber auch ein Betreuungswechsel wurde beantragt und begleitet. Die junge Magdeburgerin wohnt nun in einer Unterkunft für Menschen mit Behinderungen", verdeutlicht Heike Schulz.
 
Als ein weiteres Beispiel für eine längere Betreuung von obdachlosen Menschen führt Schulz die Geschichte einer jungen Frau an, die seit sechs Monaten in der Einrichtung lebt und vor 4 Tagen ihr Kind entbunden hat. Neben der Beantragung aller Ausstattungsgegenstände, der Einrichtung des Zimmers, der Organisation einer Hebamme und einer Begleit- bzw. Betreuungsperson unterstützt das Sozialamt die junge Frau und ihr Baby auch weiterhin.
 
Breites Hilfsnetzwerk in Magdeburg

Auf dem Gebiet der Präventionsarbeit, um drohende Obdachlosigkeit zu vermeiden, sieht sich die Landeshauptstadt als Hilfestellerin für Magdeburger*innen. Diese Unterstützung beinhaltet das Verhandeln mit Vermieter*innen, Versorgungsunternehmen oder Gläubiger*innen. Weiterhin sollen mittels eines Netzwerks aus verschiedenen Institutionen in der Stadt nachhaltige Lösungen angeboten und geprüft werden, ob Miet- bzw. Stromschulden übernommen werden können, um akute Notlagen zu verhindern und Obdachlosigkeit abzuwenden.
 
Die Landeshauptstadt Magdeburg steht in enger Zusammenarbeit mit freien Träger*innen wie der Bahnhofsmission und stellt somit eine Versorgung von Obdachlosen sicher. Sofern Betroffene nicht das Unterstützungsangebot zur Übernachtung in der Sozialen Einrichtung wahrnehmen möchte, werden ihnen Schlafsäcke und Isomatten kostenfrei zur Verfügung gestellt. Zudem betreibt die Bahnhofsmission einen Kältebus. Aufgrund der aktuellen Witterungsbedingungen werden zusätzlich Übernachtungsangebote in kommunalen Wohnungen angeboten. "Das Angebot zur Übernachtung in einer kommunalen Wohnung wurde bisher noch nicht in Anspruch genommen", teilte Amtsleiterin Schulz mit.
 
Die Soziale Wohneinrichtung

Sollte trotz aller Bemühungen eine Obdachlosigkeit nicht abgewendet werden, wird allen betroffenen Haushalten ein Aufnahmeangebot in der städtisch geführten Sozialen Wohneinrichtung in der Basedowstraße 15/17 unterbreitet. Jährlich werden bis zu 250 Personen in dieser Einrichtung aufgenommen. Telefonisch ist die Obdachloseneinrichtung unter der Rufnummer 0391/ 4069 440 zu erreichen.
 
Die Soziale Wohneinrichtung ist an 365 Tagen und rund um die Uhr mit Betreuer*innen besetzt und steht Betroffenen auf Wunsch beratend zur Seite. Im Rahmen der Betreuung werden durch neun Betreuer*innen und eine Sozialarbeiterin persönliche Problemlagen, Hilfebedarf und Aktivitäten erörtert. Zu diesen Themen zählen Beschaffung von Dokumenten, Vermittlung ärztlicher Versorgungen, im Bedarfsfall Organisation von Essen auf Rädern oder Vermittlung an andere Einrichtungen mit besonderen Betreuungsschwerpunkt. Aber auch die Versorgung mit Wäsche, Hygieneartikel und Notverpflegung ist in der Sozialen Wohneinrichtung gewährleistet.
 
Rechtlicher Hintergrund

Die unfreiwillige Obdachlosigkeit gefährdet Rechtsgüter wie Leben, Gesundheit sowie die Menschenwürde der betroffenen Personen. Dadurch ist auch die öffentliche Ordnung und Sicherheit gefährdet, was die Landeshauptstadt Magdeburg nach dem "Gesetz über die öffentliche Sicherheit und Ordnung des Landes Sachsen-Anhalt" (SOG-LSA) zur Beseitigung der Obdachlosigkeit verpflichtet. (Pflichtaufgaben).
 
Sofern Personen sich für die "freiwillige Obdachlosigkeit" entschieden haben, kann ausschließlich geprüft werden, ob die Folgen dieser Entscheidung von den Betroffenen abgeschätzt werden können. Sofern für die Ordnungsbehörde Zweifel daran bestehen und das Vorliegen einer Gefahrensituation gesehen wird, sind Maßnahmen gegen den Willen der Betroffenen zu prüfen. Andernfalls ist die "freiwillige Obdachlosigkeit" zu akzeptieren.