Bonn. Neurodermitis ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die vor
allem Kinder betrifft. Doch zunehmend stellen Hautärzte diese Diagnose auch bei
älteren Menschen.
„Die Patientengruppe der Älteren mit Neurodermitis wurde über Jahre hinweg
weitgehend übersehen“, erklärt Prof. Dr. Dr. Thomas Bieber von der Klinik und
Poliklinik für Dermatologie und Allergologie des Universitätsklinikums Bonn im
Interview mit der Deutschen Haut- und Allergiehilfe1. „In der
letzten Zeit kommen immer mehr Erwachsene mit entsprechenden Symptomen in meine
Sprechstunde. Der älteste meiner Patienten mit der Diagnose Neurodermitis ist
99 Jahre alt.“
Neurodermitis wächst sich nicht aus, sondern schlummert
Anders als
früher vermutet wächst sich Neurodermitis nicht aus, sondern kann nach langen
beschwerdefreien Phasen im Erwachsenen- oder sogar im Seniorenalter wieder
ausbrechen. Es kommt aber auch vor, dass Neurodermitis bei Erwachsenen erstmals
auftritt. Wo sich Ekzeme entwickeln und wie stark sie ausgeprägt sind, ist je
nach Alter und Vorgeschichte unterschiedlich.
Bei sehr
alten Menschen verläuft die Erkrankung oftmals schwer; große Hautareale sind
gerötet, teilweise schuppig und mit einem sehr starken Juckreiz verbunden. Was
genau dahintersteckt, darüber gibt es bislang nur Vermutungen: Hormonelle
Umstellungen im Alter, Stress, Allergien, jahrelanger Kontakt zu hautreizenden
Substanzen, intensive Hygienemaßnahmen oder eine abnehmende Barrierefunktion
der Haut. Auch eine langjährige Belastung durch Luftschadstoffe wird als
Auslöser von Ekzemen im Alter diskutiert. Dieser Zusammenhang zeigt sich in
einer Studie2,3 vor allem bei den teilnehmenden Patientinnen
ohne vorangegangene Neurodermitis-Geschichte und ohne erbliche Veranlagung.
An neue Hautpflege-Routine gewöhnen
Mit
fortschreitendem Alter verändert sich die Haut: Die Barrierefunktion lässt
nach, die Haut wird trockener und anfälliger für Reize. Ältere Patienten, die
zu Ekzemen neigen, müssen sich daher möglicherweise an eine neue Routine
gewöhnen und ihre Haut morgens und abends eincremen. Diese so genannte Basistherapie
ist das Fundament jeder Behandlung4, die je nach Schweregrad der
Ekzeme um wirkstoffhaltige Salben oder innerlich wirkende Arzneimittel ergänzt
wird.5 Unter Umständen müssen sich die Betroffenen von ihrer
Lieblings-Körperlotion trennen, falls diese zum Beispiel hautreizende
Duftstoffe oder Konservierungsmittel enthält.
Unverzichtbar sind hingegen geeignete Fette sowie Feuchthaltefaktoren wie Glycerin, die die Hautbarriere stärken, das Wasserbindungsvermögen verbessern, die trockene Haut geschmeidig machen und dem Juckreiz entgegenwirken. Mittlerweile gibt es außerdem Basispflegeprodukte mit zusätzlichen Wirksubstanzen. Deren positiver Einfluss auf die Haut muss durch aussagekräftige Studien belegt sein. Ein Beispiel hierfür ist Junghafer-Extrakt, der antientzündlich wirkt und das überaktive Immunsystem der Haut bei Neurodermitis reguliert5.
Tipp: Die Broschüre „Hautpflege – die Basistherapie bei Neurodermitis“, finanziell unterstützt von der Pierre Fabre Dermo-Kosmetik GmbH, kann kostenfrei postalisch oder im Internet angefordert werden: Deutsche Haut- und Allergiehilfe e.V., Heilsbachstraße 32, 53123 Bonn, www.dha-neurodermitis.de.
Quellen:
1. Im Rahmen eines Interviews der DHA e.V. mit Prof.
Dr. Dr. Prof. h.c. Thomas Bieber, exklusiv für Haut&Allergie aktuell
September/Oktober 2019 S. 20-23
2. Schikowski T et al.: Traffic-related air pollution and eczema
in the elderly: Findings from the SALIA cohort. Int J Hyg Environ Health
221(6): 861-867, 2018. doi: 10.1016/j.ijheh.2018.06.002.
3. Schikowski et al: Nonatopic eczema in elderly
women: Effect of air pollution and genes. J Allergy Clin
Immunol 2018. doi: 10.1016/j.jaci.2018.09.031.
4. Stellungnahme der GD Gesellschaft für
Dermopharmazie e. V., Topische Basistherapie bei Neurodermitis –
Evidenzbasierte Beratung in der Apotheke
5. Leitlinie (S2k) Neurodermitis, Version
verlängert bis 2018, AWMF-Registernummer: 013-027
Text: Deutsche Haut – und
Allergiehilfe e.V.