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KfW-ifo-Mittelstandsbarometer: Mittelständisches Geschäftsklima sinkt im aktuellen Lockdown deutlich

Dienstag, den 9. Februar 2021

-  Einzelhandel im Sturzflug, Dienstleistungen noch negativer als im Vormonat 

-  Lediglich Industrie kann sich vom Pandemiegeschehen entkoppeln

-  Deutsche Wirtschaftsleistung dürfte im ersten Quartal signifikant schrumpfen 

Der lange Lockdown hinterlässt Spuren und drückt die Stimmung im deutschen Mittelstand, wie das aktuelle KfW-ifo-Mittelstandsbarometer zeigt. Das Geschäftsklima der kleinen und mittleren Unternehmen sinkt im Januar um 4,2 Zähler auf nun -14,8 Saldenpunkte. Trotz des deutlichen Rückgangs ist das Stimmungsniveau damit allerdings noch weit vom Rekordtief des ersten Lockdowns (-42,5 Saldenpunkte im April 2020) entfernt. Aktuell gehen sowohl die Lagebeurteilung (-5,3 Zähler auf -13,0 Saldenpunkte) als auch die Geschäftserwartungen (-3,1 Zähler auf -16,6 Saldenpunkte) zurück. Zum Pessimismus beitragen dürfte dabei sowohl das unbestimmte Ende des Lockdowns als auch die Enttäuschung über den langsamen Impffortschritt in Deutschland und der EU.

Beim Blick in die Branchen zeigt sich, dass besonders die kleinen und mittleren Einzelhandelsunternehmen hart betroffen sind: Ihr Geschäftsklima befindet sich mit einem Minus von 27,5 Zählern regelrecht im Sturzflug, nachdem schon seit Mitte Dezember die meisten Geschäfte geschlossen bleiben und es angesichts eines eher langsamen Rückgangs der Infektionszahlen unklar ist, wann eine Wiedereröffnung stattfinden wird. Darüber hinaus dürfte die Rücknahme der temporären Mehrwertsteuersenkung seit Jahresbeginn die Umsätze belasten. Dennoch liegt das Geschäftsklima im mittelständischen Einzelhandel mit -26,7 Saldenpunkten aber immerhin noch deutlich über dem Tiefstwert vom April letzten Jahres (-42,3 Saldenpunkte). 

Unter mittelständischen Dienstleistungsunternehmen sinkt das Geschäftsklima indes um 3,4 Zähler auf -23,6 Saldenpunkte. Den großen Stimmungsabsturz hat das Segment schon im Herbst durchgemacht, schließlich beinhaltet es mit dem Gastgewerbe, Unterhaltung, Kultur, Sport und den persönlichen Dienstleistungen diejenigen Branchen, die schon seit Anfang November direkt von einem Lockdown betroffen sind. Auch mittelständischer Großhandel (-4,4 Zähler auf -13,1 Saldenpunkte) und das Bauhauptgewerbe (-5,8 Zähler auf 1,7 Saldenpunkte) melden im Januar einen Stimmungsabfall. Lediglich die kleinen und mittleren Industrieunternehmen können sich vom allgemeinen Negativtrend abkoppeln und melden ein leicht verbessertes Geschäftsklima (+0,8 auf -4,1 Punkte).

Nachdem sich das Geschäftsklima in den Großunternehmen seit Herbst besser entwickelt hatte als bei den kleinen und mittleren, stellt sich im Januar nun auch hier Ernüchterung ein: Die Stimmung der großen Firmen sinkt noch deutlicher als im Mittelstand (-5,5 Zähler auf -7,7 Saldenpunkte). Zur Eintrübung tragen fast alle Wirtschaftsbereiche bei, am stärksten die großen Einzelhändler und Dienstleister. Lediglich bei den großen Bauunternehmen geht es geringfügig nach oben. Das Geschäftsklima der großen Industrieunternehmen stagniert zum ersten Mal, seitdem seine Erholung im Mai begonnen hat.

"Das KfW-ifo-Mittelstandsbarometer zeigt einen schlechten Jahresstart und zunehmenden Pessimismus bei einem Großteil der mittelständischen Unternehmen an", sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib (Foto), Chefvolkswirtin der KfW. "Im Vergleich zum vergangenen Frühjahr bewegt sich die Stimmung in den von Eindämmungsmaßnahmen betroffenen Branchen aber immerhin weniger weit nach unten. Anpassungsmaßnahmen, wie die Erschließung von kontaktlosen Vertriebskanälen, dürften sich dabei auszahlen. Vor allem aber hat sich die Industrie anscheinend vom Pandemiegeschehen abgekoppelt, sodass das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Quartalweit weniger schrumpfen wird als im vergangenen Frühjahr ." Allerdings sei durch die Ausbreitung von Virus-Mutationen die Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Pandemie sehr groß. "Im Frühjahr kann dennoch mit einer wirtschaftlichen Erholung gerechnet werden. Ihr Ausmaß hängt allerdings stark vom Impffortschritt und dem Erfolg des gegenwärtigen Lockdowns ab", resümiert Köhler-Geib.