Zur sicheren Medikamentenversorgung pflegebedürftiger Menschen
können Angehörige entscheidend beitragen. Das ZQP bietet hierzu leicht
zugänglich und werbefrei Wissen und Praxistipps.
Berlin, 23. August 2021. Die Mehrheit älterer pflegebedürftiger Menschen in Deutschland wendet regelmäßig und über einen längeren Zeitraum fünf oder mehr rezeptpflichtige Arzneimittel an, wie der WIdO-Pflege-Report 2021 zeigt.
Dies birgt für sie nicht nur die Gefahr
unerwünschter Neben- und Wechselwirkungen, sondern auch das Risiko für Fehler
und Missverständnisse im Medikationsprozess – vom Verordnen, Lagern, Richten
bis hin zur Anwendung. Für die Gesundheit der pflegebedürftigen Menschen kann
das schwerwiegende Folgen haben, wenn die Medikamente nicht so wirken wie sie
sollen. In der häuslichen Pflege gibt es eine Reihe von Fehlerpotenzialen: Denn
an dem ohnehin komplexen Medikationsprozess sind neben den pflegebedürftigen
Menschen selbst oft mehrere Personen beteiligt, unter anderem Ärzte,
professionell Pflegende, Apotheker und nicht zuletzt Angehörige. Wie eine
Studie des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) zeigt, übernehmen drei
Viertel der befragten pflegenden Angehörigen Aufgaben in der
Medikamentenversorgung. Die Mehrheit empfindet das als schwierig oder belastend,
sehr viele berichten von sicherheitsrelevanten Problemen.
Daniela Sulmann, Pflegeexpertin im ZQP, weiß um die
Herausforderung für pflegende Angehörige: „Bei der Medikation zu unterstützen,
ist eine vielschichtige und zum Teil aufwändige Aufgabe. Zum Beispiel besorgen
Angehörige die Rezepte und Medikamente, stellen und verabreichen Tabletten,
wenden Tropfen und Salben an und achten auf die Wirkung. Solche Aufgaben sind
wegen der gesundheitlich hohen Relevanz besonders verantwortungsvoll.“
Medikationsfehler können zum Beispiel Schwindel, Stürze, Verdauungs- und
Herz-Kreislauf-Probleme sowie Schäden an Nieren und Leber hervorrufen. Bei
Schlaf- und Beruhigungsmitteln besteht das Risiko einer Abhängigkeit.
Medikationsfehler mit Psychopharmaka können unter anderem Antriebslosigkeit und
motorische Probleme auslösen oder verstärken.
Um pflegende Angehörige bei einer sicheren
Medikamentenversorgung zu unterstützen, hat das ZQP Pflegeinformationen
erstellt: Der Kurzratgeber ZQP-Einblick „Sicherheit bei der Medikation“
vermittelt Basiswissen und praktische Tipps, beispielsweise dazu was bei der
Organisation und Verabreichung der Medikation zu beachten ist und welche Fragen
man Fachleuten stellen sollte. Angehörige sollten sich zum Beispiel darüber
informieren, wie ein Medikament wirken soll und welche Neben- sowie
Wechselwirkungen auftreten können. Weitere Informationen zum sicheren Umgang
mit Medikamenten bietet das ZQP-Präventionsportal, unter anderem zeigt ein
kurzer Erklärfilm, was man über Medikationssicherheit wissen sollte.
„Angehörige sollten unter anderem darauf achten, dass bei der Medikation
Zeitpunkt und Dosis stimmen. Es ist sehr wichtig, dass Arzneimittel wie
verordnet angewendet werden. Daher sollte man auch fachlichen Rat einholen,
wenn es Probleme bei der Einnahme gibt. Ebenso sollte man abklären, bevor man
Tabletten teilt, auflöst oder Kapseln öffnet, ob das unbedenklich ist“, sagt
Sulmann.
Grundsätzlich sollten Angehörige ärztlichen, pharmazeutischen
oder pflegefachlichen Rat einholen, wenn sie Fragen zur Medikation haben.
Ratsam sei es, die Fragen vorher aufzuschreiben, die Informationen aus dem
Gespräch direkt zu notieren oder sich idealerweise schriftlich mitgeben zu
lassen, erklärt Daniela Sulmann. Für einen guten Überblick und eine sichere
Handhabung der Arzneimittel sollte der ärztlich ausgestellte bundeseinheitliche
Medikationsplan genutzt werden. Gesetzlich Krankenversicherte, die mindestens
drei Medikamente anwenden, die über den Blutkreislauf wirken, haben Anspruch
auf einen solchen Medikationsplan.
Alle ZQP-Pflegeinformationen sind frei von kommerziellen
Interessen. Der Kurzratgeber kann kostenlos über die Webseite des ZQP bestellt
und als PDF-Datei heruntergeladen werden: www.zqp.de/bestellen/. Auf www.pflege-praevention.de
sind weitere Informationen und Tipps sowie der Erklärfilm zur
Medikationssicherheit zugänglich.
Text / Foto: Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) / pixabay