veröffentlicht am Mittwoch, 16. April 2025
Magdeburg. Die ehrenamtlichen Begleiter des Malteser Besuchsdienstes in Magdeburg haben kürzlich an einer besonderen Weiterbildung teilgenommen, die sich intensiv mit der Lebensrealität blinder und sehbehinderter Menschen befasste. Der Abend, der nach dem letztjährigen Themenschwerpunkt „Leben mit den Sinnen“ nachgeholt wurde, diente nicht nur der Wissensvermittlung, sondern hat auch die Kompetenzen der Ehrenamtlichen im Umgang mit Betroffenen gestärkt.
Als Referenten waren Lars Lippek, Geschäftsstellenleiter des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Sachsen-Anhalt, und Daniela Waiß, Leiterin der Beratungsstelle „Blickpunkt Auge“ in Stendal, zu Gast. Sie vermittelten den Ehrenamtlichen praxisnahes Wissen über Sehbehinderungen, alltägliche Herausforderungen und verfügbare Hilfsmittel. Besonders eindrücklich schilderte Lippek und Weiß, wie sich der Verlust des Augenlichts auf das Leben auswirkt und welche Unterstützungsmöglichkeiten es gibt.
„Viele Menschen, die plötzlich erblinden, fallen in ein tiefes Loch und fragen sich: ‚Was mache ich jetzt?‘ Auch Angehörige stehen oft vor großen Unsicherheiten“, erklärte Lippek. Er betonte, dass die größte Barriere im Umgang mit blinden und sehbehinderten Menschen die Unsicherheit der Mitmenschen sei. „Man kann kaum etwas falsch machen – wichtig ist, offen und geduldig zu sein.“
Für die Ehrenamtlichen war dieser Abend eine wertvolle Gelegenheit, sich mit Hilfsmitteln vertraut zu machen. Gezeigt wurden unter anderem sprechende Uhren, Füllstandsmesser, um Getränke sicher einzugießen, sowie Smartphone-Apps, die Texte vorlesen oder die aktuelle Umgebung genau beschreiben können. Auch einfache Hilfsmittel wie kontrastreiche Platzdeckchen oder taktile Markierungen zur besseren Orientierung wurden vorgestellt.
Besonders bedeutsam für den Besuchsdienst ist, dass die ehrenamtlichen Begleiterinnen und Begleiter nun als Multiplikatoren wirken können. Immer wieder erreichen den Besuchsdienst Fragen dazu, welche Unterstützungsmöglichkeiten für sehbehinderte oder blinde Menschen bestehen. Dank dieser Schulung können die Ehrenamtlichen nun noch gezielter auf die Bedürfnisse Betroffener eingehen und kompetente Hinweise geben.
Ein weiteres Thema des Abends war die gesellschaftliche Teilhabe sehbehinderter Menschen. Lippek wies darauf hin, dass es nach wie vor viele Hürden gibt – sei es im Arbeitsleben, bei der Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs oder im Alltag. „Barrierefreiheit ist zwar gesetzlich geregelt, aber in der Praxis gibt es noch viel Nachholbedarf“, stellte er fest. Auch Missverständnisse im Umgang mit Sehbehinderten seien weit verbreitet.
Die Veranstaltung zeigte eindrucksvoll, wie wichtig Aufklärung und Sensibilisierung für dieses Thema sind. Die Ehrenamtlichen gingen mit einem geschärften Bewusstsein für die Herausforderungen, aber auch für die vielfältigen Möglichkeiten der Unterstützung nach Hause. Die Schulung war ein wichtiger Schritt, um die Qualität der Begleitung weiter zu verbessern und Menschen mit Sehbeeinträchtigungen noch besser in den Alltag zu integrieren.
Text & Foto: Malteser Hilfsdienst gemeinnützige GmbH