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Gesundheit-News: Klimawandel und Gesundheit - Tipps für eine nachhaltige und klimaschonende Ernährung

27. Februar 2022

Foto von Möhren und Kohlrabi in Marktkisten ausgelegt

(ams). Weniger Bewegung und mehr Zeit für Essen - die Corona-Pandemie ist auch aus Ernährungssicht eine schwierige Situation. Gründe, sich gerade jetzt Gedanken über die eigene Ernährung zu machen, gibt es genug: Ein ausgewogenes und nachhaltiges Essverhalten stärkt die Abwehrkräfte, verbessert das Wohlbefinden und kann außerdem einen positiven Beitrag zum Klima leisten.

"Die Art und Weise, wie unsere Lebensmittel produziert werden, spielt eine entscheidende Rolle. Die Herkunft, der Transport, die Verarbeitung, die eigene Lebensmittelbeschaffung und das eigene Wegwerfverhalten kommen hinzu", sagt Karolin Wagner, Ernährungsberaterin der AOK. Ein in Deutschland lebender Mensch prodiziert durchschnittlich rund elf Tonnen CO2 pro Jahr. 1,75 Tonnen davon fallen auf den Bereich Ernährung .

Der CO2-Ausstoß könnte jedoch reduziert werden, wenn weniger Lebensmittel im Abfall landen. Insgesamt fallen in privaten Haushalten jedes Jahr rund sechs Millionen Tonnen an Lebensmittelabfällen an. Dabei werden vor allem Obst und Gemüse weggeworfen, dies macht mehr als ein Drittel der Verschwendung aus. Am zweithäufigsten landen zubereitete Speisen im Müll, gefolgt von Brot und Backwaren.

"Dabei kann jeder und jede dafür ein besseres Bewusstsein entwickeln, denn so schont man nicht nur das Klima, sondern tut auch etwas Gutes für die eigene Gesundheit, das Tierwohl und den eigenen Geldbeutel", betont Wagner und hat folgende Tipps:

1. Weniger tierische Lebensmittel konsumieren

Tierische Lebensmittel sollten nur in Maßen konsumiert werden: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt 300 bis 600 Gramm Fleisch und Wurstwaren pro Woche, das entspricht 15 bis 30 Kilogramm im Jahr. Der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland fällt mit rund 60 Kilogramm jedoch deutlich höher aus. "Tierische Produkte haben die schlechteste CO2-Bilanz, denn die Herstellung erfordert große Mengen an Futtermitteln, Wasser und Anbauflächen, die häufig durch Rodung entstehen, wodurch ganze Ökosysteme zerstört werden", so die AOK-Ernährungsberaterin. So sind beispielsweise die Methan-Emissionen in der Landwirtschaft hierzulande fast vollständig auf die Rinder- und Milchkuhhaltung zurückzuführen.

2. Saisonale Produkte aus der Region wählen

Wenn eine heimische Frucht oder ein regionales Gemüse Saison hat, ist nicht nur dessen Ökobilanz am besten, sondern auch der gesundheitliche Nutzen. Der Aufwand der Erzeugung ist genau dann am geringsten, wenn das Obst oder Gemüse auch ohne viel Zutun im Garten wächst.

"Im Winter kommen Tomaten, Gurken, Paprika aus beheizten Treibhäusern, Erdbeeren zum Beispiel aus Peru und Weintrauben aus Indien. Diese sind nicht nur weit gereist, sondern wurden auch aufwendig produziert und schmecken nicht mal aromatisch, eher wässrig und teilweise sogar chemisch. Heimisches Wintergemüse ist da eine besonders gesunde Alternative. Auch Sprossen und Kräuter lassen sich wunderbar auf der Fensterbank ziehen, und man hat immer etwas Frisches im Haus", empfiehlt Wagner.

3. Ökologisch erzeugte Lebensmittel bevorzugen

Ökologische Produkte sind in der Regel nachhaltiger als konventionelle. Vorteile sind der Verzicht auf mineralischen Stickstoffdünger und auf Pestizide in der Pflanzenzucht. In der artgerechte(re)n Tierhaltung, die ohne präventiven Antibiotikaeinsatz auskommt, verzichtet man auf Kraftfutter aus Südamerika. Gentechnik ist unzulässig. Am besten achtet man natürlich auch hier auf Regionalität und saisonale Produkte. "Es gibt unterschiedliche Siegel, die verschiedene Kriterien beinhalten. Das EU-Biosiegel stellt die Mindeststandards für ökologisch erzeugte Lebensmittel dar. Strenger sind Siegel von Verbänden wie Naturland, Bioland und Demeter", so Wagner weiter.

Es gibt auch klimafreundlich arbeitende konventionelle Betriebe in der Region, die mit gutem Vorbild (zum Beispiel Weidehaltung) vorangehen. Flächen von Betrieben mit ökologischer Erzeugung und geschlossenem Kreislauf jedoch haben in der Regel humusreichere Böden, die mehr CO2 binden können und somit eine bessere Klimabilanz aufweisen.

4. Frische und unverarbeitete Lebensmittel nutzen

Empfehlenswert sind frische und unverarbeitete Lebensmittel, nicht nur aus Gründen des Klimaschutzes. AOK-Expertin Wagner: "Auch der gesundheitliche Nutzen ist höher, wenn man sein Essen selbst aus frischen Zutaten energiesparend und schonend zubereitet." Tiefkühlung und eine starke Verarbeitung benötigen außerdem einen hohen Einsatz von Energie. Im Haushalt sollten daher möglichst energiesparende Geräte zum Einsatz kommen.

5. Auf klimafreundliche Beschaffung der Lebensmittel achten

Auch das beste Bio-Lebensmittel ist nicht mehr so ganz ökologisch, wenn man regelmäßig mit dem Auto zum Einkaufen fährt. Am klimafreundlichsten ist der Einkauf mit dem Rad oder zu Fuß. "Wer zum Beispiel fünf Kilometer mit dem Auto fährt, um zehn Kilo Äpfel zu kaufen, verursacht zusätzlich 1.600 Gramm CO2, also 160 Gramm CO2 pro Kilogramm Äpfel", rechnet Wagner vor (weitere Beispiele zum CO2-Fußabdruck: siehe Kasten).

6. Möglichst verpackungsfrei einkaufen

Obgleich es mittlerweile zunehmend Verpackungen gibt, die aus recyceltem oder biologisch abbaubarem Material hergestellt werden - zu Beginn steht immer die Herstellung der Verpackung und am Ende die Entsorgung. Es lohnt sich ein verpackungsfreier Einkauf. Wer ganz konsequent darauf achten möchte, kann dies in Unverpackt-Läden machen, die es zunehmend in Deutschland gibt.

7. Lebensmittel nicht verschwenden

Das Mindesthaltbarkeitsdatum dient nur als Orientierung. In der Regel sind Lebensmittel noch über das Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus sehr gut genießbar. Ausnahmen bilden rohes Fleisch und Fisch. Man sollte sich dabei auf seinen eigenen Instinkt, Geruchs- und Geschmackssinn verlassen. Es gibt mittlerweile einige Start-Ups und Projekte, die gegen die Lebensmittelverschwendung ankämpfen. Dazu gehören zum Beispiel "Zu gut für die Tonne", "ToGoodToGo" oder "Foodsharing".

Fazit:

"Fakt ist: Eine pflanzenbetonte Kost, mit wenig tierischen Produkten und nahezu ausschließlich saisonalen und regionalen Erzeugnissen, ist nicht nur für das Klima die beste Wahl, sondern auch für unsere Gesundheit. Die bewusste Ernährung ist ein wichtiger Teil eines nachhaltigen Lebensstils. Jeder kann mit seinem Konsum einen wesentlichen Beitrag leisten", bilanziert AOK-Ernährungsberaterin Wagner. Die mediterrane Ernährungsweise schneide bei der Klimabilanz dabei fast so gut ab wie eine rein vegane/vegetarische Lebensweise.

CO2-Fußabdruck - Zahlen und Fakten:

CO2-Fußabdruck von Lebensmitteln (einige Beispiele):

1 Kilo Ananas (Transport mit Flugzeug) verursacht durchschnittlich 15,1 kg CO2

1 Kilo Rindfleisch: 13,6 kg CO2

1 Kilo Fisch, Garnelen, Tiefkühlkost: 12,5 kg CO2

1 Kilo Butter: 9 kg CO2

1 Kilo Kaffee: 5,6 kg CO2

1 Kilo Hähnchen: 5,5 kg CO2

1 Kilo Schokolade/Vollmilch: 4,1 kg CO2

(Quelle: ifeu Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg)

 

Text / Foto: AOK-Bundesverband