Neben dem passenden Stuhl trägt auch die Wahl des Schreibtisches zu einem gesunden Kinderrücken bei. Dabei ist vor allem wichtig, dass die beiden Elemente eine Einheit bilden und die Tischhöhe ebenfalls unkompliziert nach oben und unten verstellt werden kann. / Bild: moll/ AGR
(lifepr) (Bremervörde, 21.08.2019) Kinder sitzen selten
still - und werden immer noch häufig dazu ermahnt. Aber ist das überhaupt
sinnvoll? Denn im jungen Alter befindet sich die Wirbelsäule noch im Wachstum
und profitiert von viel Bewegung und häufigem Wechsel der Sitzposition und-
haltung.
Das fördert nicht nur die psychische Reife, sondern
unterstützt auch die Rückengesundheit. Stundenlanges Sitzen in der Schule und
am Schreibtisch vor den Hausaufgaben schränkt die Bewegungsmöglichkeiten jedoch
erheblich ein. Das weiß auch die Aktion Gesunder Rücken (AGR) e. V. Mit ihrem
Gütesiegel „Geprüft und empfohlen“ zertifiziert sie deshalb nur Schul- und
Kindermöbel, die mitwachsen, bewegtes
Sitzen ermöglichen und den Kinderrücken stärken.
Rund zehn Stunden am Tag verbringen Kinder in der Schule
und zuhause im Sitzen - meist auf unbequemen und starren Holz- oder Schreibtischstühlen. Rückenschmerzen sind
vorprogrammiert. Gerade im Kindesalter ist die Gefahr durch langes Sitzen und
ungünstige Körperhaltungen jedoch besonders hoch und kann auch später noch
gesundheitliche Folgen haben. Allgemein gilt: Je häufiger sich die Kleinen
bewegen, desto besser ist dies für ihre körperliche und geistige Entwicklung.
Die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit steigt und die Wirbelsäule wird
gestärkt. „Um Fehlbelastungen zu vermeiden, sind ergonomische, mitwachsende
Sitzmöbel mit hoher Qualität deshalb besonders wichtig“, erklärt
AGR-Geschäftsführer Detlef Detjen. Besonders rücken- und bewegungsfreundliche
Sitzmöglichkeiten für Schule und Kinderzimmer tragen deshalb das
AGR-Gütesiegel, das von einem unabhängigen Experten-Gremium aus Ärzten und
Therapeuten verliehen wird.
Bewegung erlaubt mit innovativen Sitzkonzepten
Kinder haben einen ausgeprägten Bewegungsdrang.
Ergonomische Stühle für die Jüngsten sollten deshalb idealerweise lebendiges
Sitzen ermöglichen. Das gelingt durch eine bewegliche Sitzfläche. Sie
unterstützt von der nach vorn gebeugten Arbeitshaltung über eine passive
Ruhehaltung bis hin zu verschiedenen Positionswechseln einen gesunden Rücken
und passt sich den Bedürfnissen des Kindes an. Die Rückenlehne sollte bis unter
die Schulterblätter stützen und sich individuell an die Lendenwirbelsäule
anpassen. Zusätzlich sollte sie einfach und im besten Fall stufenlos
verstellbar sein; gleiches gilt für die Sitzhöhe und -tiefe. So kann der Stuhl
mit dem Kind mitwachsen. Eine gesunde Alternative bieten Aktiv-Sitze die über
eine hohe Beweglichkeit verfügen und auf eine Rückenlehne verzichten.
Den Schreibtisch nicht vergessen
Neben dem passenden Stuhl trägt auch die Wahl des
Schreibtisches zu einem gesunden Kinderrücken bei. Dabei ist vor allem wichtig,
dass die beiden Elemente eine Einheit bilden und die Tischhöhe ebenfalls
unkompliziert nach oben und unten verstellt werden kann. „Dadurch kann er sich
der Körpergröße des Kindes anpassen und über mehrere Jahre genutzt werden“,
schildert Detjen. Zusätzlich sollte der Tisch, oder ein Teilbereich des Tisches
um mindestens 16° geneigt werden können. Denn Kinder benötigen einen geringeren
Augenabstand als Erwachsene. Also muss das Schriftstück Ihnen entgegenkommen,
denn nur so ist eine gesunde Sitzhaltung, die Kopf, Nacken und Rücken
entlastet, möglich. Für rückenschonendes Sitzen am Computer ist zudem eine
große Arbeitsplatte mit einer Tiefe von mindestens 90 cm sinnvoll. Weitere
Informationen und eine Übersicht der AGR-zertifizierten Hersteller gibt es
unter www.agr-ev.de/kinder-schreibmoebel
Eltern-Checkliste: Tisch und Stuhl aufeinander anpassen
Damit Eltern die Kombination aus Schreibtisch und -stuhl
optimal auf die individuellen Bedürfnisse ihres Kindes anpassen können, bietet
die Checkliste der AGR Hilfestellung. Tipp vorab: Immer zuerst den Stuhl anpassen,
erst anschließend ist der Schreibtisch an der Reihe.
Kind vor den Stuhl stellen und die Stuhlhöhe so
einstellen, dass die Sitzfläche am unteren Ende der Kniescheibe endet.
Prüfen, ob der Stuhl dem Kind rückenfreundliches Sitzen
ermöglicht: Anstatt eines kerzengerades 90°-Winkel ist eine leicht
zurückgelehnte Haltung sinnvoll; das Knie darf sich nicht oberhalb der Hüfte
befinden und die Füße müssen den Boden berühren können. Zwischen der Sitzfläche
und dem Unterschenkel sollte noch zwei- bis dreifingerbreit Platz vorhanden
sein.
Nun wird der Tisch miteinbezogen. Er ist optimal
eingestellt, wenn die Handflächen bei aufrechter Sitzhaltung auf der
Tischplatte aufliegen und Unter- und Oberarm einen circa 90-Grad-Winkel bilden.
Achtung: Die Schultern dürfen dabei nichthochgezogen werden. (Bei Benutzung
einer Tastatur sollten die Hände darauf aufliegen).
Immer in Bewegung
Ob kippeln, wippen oder hin und her rutschen: Kinder
halten sich auch im Sitzen ganz intuitiv in Bewegung. Zusatz-Tipp für die
Arbeit am Schreibtisch: Regelmäßig aufstehen und sich bewegen, um starres
Sitzen zu vermeiden. Außerdem sollten Pausen zum Austoben genutzt werden - ob
in der Schule oder bei den Hausaufgaben. Zum Ausgleich ist es sinnvoll, auch
die Freizeit so aktiv wie möglich zu gestalten: Den Schulweg zu Fuß oder mit
dem Rad bestreiten, regelmäßige Besuche auf dem Spielplatz oder die Anmeldung
in einem Sportverein.
Kurz und bündig
Die Forderung, dass Kinder immer still sitzen sollten,
ist aus ergonomischer Sicht mittlerweile überholt. Im Gegenteil: Bewegtes
Sitzen fördert das gesunde Wachstum der Kinder und wirkt sich positiv auf die
Rückengesundheit aus. Im vom Sitzen geprägten Schulalltag oder nachmittags
während der Hausaufgaben helfen dabei rückenfreundliche Sitz- und Tischkonzepte.
Bewegte Sitzflächen, höhenverstellbare Stühle und eine anpassbare Rückenlehne
ermöglichen unterschiedliche Sitzhaltungen und passen sich dem Rücken des
Kindes an. In Kombination mit einem Schreibtisch, der über eine ausreichend
große und neigbare Arbeitsplatte verfügt und eine einfache Höhenverstellung
verfügt, können Kinder die im Wachstum befindliche Wirbelsäule so gut wie
möglich unterstützen. Tisch und Stuhl bilden eine gute Kombination, wenn sie
aufeinander angepasst werden. Zusätzlich sorgen die Aktivität im Sportverein
oder regelmäßiges spielerisches Toben für mehr Bewegung in der Freizeit.
Foto / Text - Aktion Gesunder Rücken (AGR) e.V