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Hofmann Joerg IG Metall   IG Metall Alexander Paul Englert

Wirtschaft-News: 2023 muss zum Jahr des fairen Wandels werden – Hofmann (IG Metall)



veröffentlicht am Freitag, 27. Januar 2023
  • Mehr Geschwindigkeit bei Infrastruktur und Investitionen gefordert
  • Fachkräftesicherung verlangt mehr als Arbeitsmarktpolitik nach Kassenlage
  • Starker Zuwachs bei neuen Gewerkschaftsmitgliedern
Frankfurt am Main/Magdeburg. Die Gewerkschaft IG Metall fordert Unternehmen und Politik für 2023 zu einem deutlich schnelleren sozial-ökologischen Wandel auf. Das ist nötig, um Fachkräfte und Beschäftigung in Deutschland zu sichern. „Das Versprechen einer sozial-ökologischen Transformation erfordert eine Zusammenarbeit aller: Unternehmen, Politik und Gewerkschaften. 2023 muss zum Jahr des fairen Wandels werden“, sagte Jörg Hofmann (Foto), Erster Vorsitzender der IG Metall. „Ein fairer Wandel gelingt nur mit den Beschäftigten, nicht gegen sie.“ Dazu seien mehr Beteiligung, mehr Mitbestimmung und mehr Tarifbindung nötig.


Antworten auf veränderte Arbeitswelt nötig

„Wir müssen die Transformation so gestalten, dass das Potential an Fachkräften heute in den Betrieben nicht verlorengeht. Wir brauchen trotz der sich teilweise dramatisch verändernden Tätigkeiten sichere Perspektiven in der Arbeitswelt von morgen“, forderte Hofmann. Damit der Wandel der Industrie gelinge, seien Zehntausende zusätzliche neue und qualifizierte Beschäftigte nötig: etwa für den Ausbau der regenerativen Energien, zur energetischen Gebäudesanierung bis hin zum Ausbau digitaler Verkehrsleitsysteme. Wenn die industriellen Kernbranchen die Transformation stemmen sollen, brauchen auch sie Fachkräfte mit neuen Anforderungen.

„Wir brauchen einen echten Wumms beim Wandel, kein zögerliches Handeln nach Kassenlage“, sagte Hofmann. Insbesondere müssten neue arbeitsmarktpolitische Instrumente Beschäftigten wirkliche Chancen für neue, berufsqualifizierende Abschlüsse geben. „Mechaniker zu Heizungsinstallateuren, Motorenentwickler zu Softwareentwickler, Bandarbeiterinnen zu Hochvolt-Montagekräften: Das erfordert eine bessere und längere Bildungsteilzeit und mehr Qualifizierungsgeld als es die Bundesregierung gerade plant“, sagte Hofmann.


Modernisierte Mitbestimmung und aktive Industriepolitik

Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall, forderte, Schulabgänger besser auf die Ausbildung vorzubereiten: „Es reicht nicht, wenn die Arbeitgeber Fachkräftemangel beklagen, aber selbst zu wenig dagegen unternehmen. Betriebe müssen sich bei ihrer Einstellungspolitik bewegen.“ Endlich müsse Schluss sein mit der strukturellen Benachteiligung von Hauptschüler*innen.

Angesichts der sich durch Digitalisierung, Homeoffice und Künstlicher Intelligenz wandelnden Arbeitsbedingungen forderte Benner eine modernisierte Mitbestimmung. Der Anspruch der IG Metall sei es, die Zukunft der Arbeit gemeinsam mit den Beschäftigten zu gestalten, sowohl am Band als auch im Büro. Benner: „Digital und Gewerkschaft gehören selbstverständlich zusammen. Wir brauchen ein digitales Zugangsrecht für Gewerkschaften und keinen versteckten Link im Intranet.“ Der Erfolgsfaktor der IG Metall sei Beteiligung der Beschäftigten.

Jürgen Kerner, im IG Metall-Vorstand verantwortlich für die Branchenkoordination, kündigte für den 9. März einen „Aktionstag Industriestrompreis“ in der Stahlindustrie an: „In den energieintensiven Industrien gefährden die Energiepreise massenhaft Arbeitsplätze. Deutschland muss schnell eine Industriestrompreisbremse einführen.“ Neben der Umstellung der Stahlproduktion auf grünen Wasserstoff kämpften Unternehmen aller Branchen weiter mit Materialengpässen für die Produktion, vor allem in der Mikroelektronik. Das erfordere eine Umkehr in den Unternehmensstrategien: „Nicht mehr die Kostenminimierung dominiert, sondern auf Versorgungssicherheit, Resilienz und Nachhaltigkeit kommt es an. Wir werden den Unternehmen auf die Finger schauen“, sagte Kerner.


Starkes Plus bei IG Metall-Eintritten

Die IG Metall selbst geht gestärkt aus den Krisen-Jahren hervor. Mit 117.000 neuen Mitgliedern war der Zulauf zur Gewerkschaft 2022 so hoch wie seit 2018 nicht mehr. „In bewegten Zeiten geben Gewerkschaften den nötigen Halt für Stabilität und Sicherheit“, sagte IG Metall-Chef Hofmann mit Blick auf Entlastungserfolge der IG Metall bei ihrem Einsatz für Strom- und Gaspreisbremsen, für Zahlungen für Rentnerinnen, Rentner und Studierende sowie Entgeltsteigerungen etwa in der wichtigen Metall- und Elektroindustrie. „Mit unserer Tarifpolitik und dem Einsatz für Entlastungen haben wir die Konsumkraft vieler Haushalte gesichert und die Konjunktur stabilisiert“, so Hofmann.

Einen besonderen Zuwachs verzeichnete die IG Metall bei den Angestellten: „Dort wo Beschäftigung entsteht und wir Zukunft gestalten, werden wir immer stärker“, sagte Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall. 

Die Mitgliedsbeiträge der IG Metall lagen 2022 mit 596 Millionen Euro etwas über dem Vorjahr. „Die Folgen von Pandemie und Russlands Krieg sind große Herausforderungen auch für unsere Arbeit. Doch keine politische Aktion, kein Streik wird am Geld scheitern“, sagte IG Metall-Hauptkassierer Jürgen Kerner. 


Text: IG Metall
Foto: IG Metall/Alexander Paul Englert