Mainz (ots). Wer von Menschen mit Hörproblemen nicht sofort
verstanden wird, spricht häufig einfach lauter. Das kommt allerdings oft nicht
gut an. "Schlecht hören ist nicht nur eine Frage der Lautstärke",
erklärt Marianne Frickel, Hörakustik-Meisterin und Präsidentin der Bundesinnung
der Hörakustiker (biha). Auch der Frequenzbereich der Laute spielt für das
Hörverstehen eine wichtige Rolle.
Ein Hörverlust verläuft zumeist schleichend und
Schwerhörigkeit tritt in diversen Formen auf. Schwerhörige hören verschiedene
Töne unterschiedlich gut, je nachdem welche Hörsinneszellen geschädigt sind.
Schon bei einer leichten Hörminderung kann der Mensch zunehmend einzelne
Sprachlaute in bestimmten Frequenzen nicht mehr hören. Meist gehen die hohen
Frequenzen zuerst verloren. Den Rest hört derjenige noch normal gut. Deshalb kann
lautes Ansprechen für ihn eben auch zu laut sein.
Bei einer sogenannten Hochtonschwerhörigkeit hören
Betroffene zunehmend, hochfrequente Laute, Konsonanten oder einzelne Buchstaben
wie "S" oder "F" nicht mehr oder schlechter. Dadurch werden
Wörter von ihnen nur undeutlich oder falsch verstanden und es kommt zu
Nachfragen. Will das Kind nun ein "Eis" oder ein "Ei"?
Gerade hohe Kinder- oder Frauenstimmen stellen Betroffene oft vor
Verständnisprobleme.
Bei einer Tieftonschwerhörigkeit hören Betroffene häufig
einzelne Stimmen im Einzelgespräch noch recht gut, haben jedoch
Schwierigkeiten, Gesprächen in Gruppen oder in lauter Umgebung zu folgen. Auch
beim Fernsehen oder Musikhören können die Bässe und tiefe Töne nicht mehr oder
nicht mehr so gut wahrgenommen werden.
Hörprobleme sind so individuell wie die Menschen, die von
ihnen betroffen sind. Als Experten für alle Fragen rund ums Hören können
Hörakustiker mit einem in der Regel kostenlosen Hörtest genau feststellen, in
welchen Frequenzbereichen das Gehör nachlässt. Sie beraten ausführlich, helfen
bei der Auswahl des Hörsystems und passen es an den individuellen Hörverlust
sowie die speziellen Wünsche und Bedürfnisse des Kunden an. Hat das Gehör die
Fähigkeit verloren, Laute in bestimmten Frequenzen wahrzunehmen, kompensiert
der Hörakustiker den Verlust gezielt durch die entsprechende Einstellung des
Hörsystems. So wird Schwerhörigen ermöglicht, durch gutes Hören und
Sprachverstehen wieder am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.
In der jüngsten deutschlandweiten Versichertenbefragung
durch die gesetzlichen Krankenkassen wurde bestätigt, dass die Beratungs- und
Anpassleistung der Hörakustiker sehr gut ist. So sind ca. 90 Prozent der
befragten Versicherten sehr zufrieden bis zufrieden mit ihrer individuellen Hörsystemversorgung,
und das unabhängig davon, ob sie sich für ein Hörsystem mit oder ohne private
Zuzahlung entschieden haben.
Hintergrund zum Hörakustiker-Handwerk
In Deutschland gibt es etwa 5,4 Millionen Menschen mit
einer indizierten Schwerhörigkeit. Tendenz steigend. Schwerhörigkeit zählt zu
den zehn häufigsten gesundheitlichen Problemen. Mit rund 6.600
Hörakustiker-Betrieben und ca. 15.000 Hörakustikern versorgt das
Hörakustiker-Handwerk bereits ca. 3,7 Millionen Menschen in Deutschland mit
qualitativ hochwertigen, volldigitalen Hörsystemen. Die Bundesinnung der
Hörakustiker (biha) KdöR vertritt die Interessen der Hörakustiker in
Deutschland.
Neben der Erstversorgung des Kunden ist der Hörakustiker
auch für die begleitende Feinanpassung mit wiederholten Überprüfungen und
Nachstellungen der Hörsystemfunktionen zuständig. Daneben organisiert er - wenn
der gesetzliche Anspruch besteht - die Kostenübernahme durch die gesetzlichen
Krankenversicherungen und steht für Wartung und Reparaturen der Hörsysteme bis
zu einem gewissen Grad zur Verfügung.
Darüber hinaus berät er zu Gehörschutz und speziellem
technischen Zubehör. Der Hörakustiker verfügt über theoretisches Wissen aus der
Akustik, Audiologie, Psychologie und Hörsystemtechnik und über praktische
Fertigkeiten zur Audiometrie.
Text / Foto: Bundesinnung der Hörakustiker KdöR,
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