Hannover (ots). Trübt sich die Augenhornhaut wegen
einer Erkrankung oder Verletzung kann eine Augenhornhauttransplantation
Patienten vor der Erblindung bewahren. Doch Hornhauttransplantate sind nur
begrenzt verfügbar: Hinter jedem Transplantat steht ein verstorbener Mensch,
der sich zu Lebzeiten für die Gewebespende nach dem Tod entschieden hat. Oft
treffen auch die Angehörigen die Entscheidung. Zum World Sight Day am 8.
Oktober und rund um die sich anschließende Woche des Sehens macht die Deutsche Gesellschaft
für Gewebetransplantation (DGFG) mit einer Fotografieausstellung auf die
Möglichkeiten der Transplantationsmedizin aufmerksam.
Rund 7.000 Mal im Jahr transplantieren Ärzte
Augenkranken Patienten in Deutschland eine menschliche Spenderhornhaut. Die
Sehfähigkeit von Patienten mit stark ausgeprägten Erkrankungen der
Augenhornhaut, wie Hornhautdystrophie, Wölbung der Hornhaut (Keratokonus) oder
Entzündungen (Keratitis), kann so erhalten oder wiederhergestellt werden.
"Die Augenhornhauttransplantation ist für Betroffene die letzte Hoffnung
wieder sehen zu können", sagt Dr. Thomas Kern, Oberarzt in der
Universitätsaugenklinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). "Seit
über einem Jahrhundert werden Hornhäute transplantiert! Entsprechend etabliert
ist die Operation und die Erfolgsquote liegt bei rund 90 Prozent. Ist nur eine
Schicht der etwa einen halben Millimeter dicken Hornhaut betroffen, kommt heute
sogar eine schonende Teiltransplantation in Betracht.
Voraussetzung für die Heilung durch eine
Transplantation ist die altruistische Gewebespende: 2.638 Menschen spendeten
2018 ihre Augen nach dem Tod an die gemeinnützige Deutsche Gesellschaft für
Gewebetransplantation (DGFG). Anders als Organe werden Gewebe, wie die
Augenhornhaut, nicht unmittelbar transplantiert. Zunächst werden sie in einer
Gewebebank aufbereitet. Innerhalb von 34 Tagen muss dann ein passender
Empfänger gefunden werden.
Elf von 28 Augenhornhautbanken in Deutschland
arbeiten im Netzwerk der DGFG zusammen. Durch die Kooperation ermöglichen sie
die zeitnahe und sichere Patientenversorgung mit Transplantaten an ihren
eigenen Kliniken, aber auch darüber hinaus. So konnte die Gesellschaft für
Gewebetransplantation im vergangenen Jahr 3.672 Augenhornhauttransplantate an
über 120 Transplantationszentren in ganz Deutschland vermitteln.
In einer Fotoreportage hat die Fotografin Alexandra
Bidian den Weg eines Augenhornhauttransplantats von der Spende, über die
Prozessierung in einer Gewebebank bis zur Transplantation bei einer Patientin
mit Fuchs'scher Endotheldystrophie begleitet. "Ein
Augenhornhauttransplantat ist ein Geschenk. Um dieses schätzen zu können, muss
man verstehen, woher dieses Geschenk kommt", sagt Martin Börgel,
Geschäftsführer der Gesellschaft. Um Bewusstsein für die Herkunft von
Gewebetransplantaten zu schaffen, werden bis zu 25 Motive der Fotoreportage ab
Oktober in den Augenkliniken der Medizinischen Hochschule Hannover, der
Universitätsmedizin Rostock und dem Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum Neubrandenburg
ausgestellt. Weitere Ausstellungen im Universitätsklinikum Leipzig und dem
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden werden aktuell vorbereitet.
Vertiefend informiert die DGFG unter www.gewebenetzwerk.de mit Experteninterviews
und Portraits über die Gewebespende nach dem Tod, die Gewebeaufbereitung und
die Zukunft der Transplantationsmedizin. In Erfahrungsberichten schildern
Patienten ihre Krankheitsgeschichte und wie eine Transplantation ihnen helfen
konnte.
Wann eine Hornhauttransplantation notwendig ist und
welche Vorteile ein Teiltransplantat für Patienten hat, erklärt Dr. Thomas
Kern, Spezialist für Augenhornhauttransplantationen sowie Linsen- und
Netzhautchirurgie im folgenden Interview: http://ots.de/gPAOYF
Die DGFG ist eine unabhängige, gemeinnützige
Gesellschaft, die seit 1997 die Gewebespende und -transplantation in
Deutschland fördert. Auf der Basis des Gewebegesetzes von 2007 sind alle
Tätigkeiten und Ablaufprozesse der Gewebespende gesetzlich geregelt. Für alle
Gewebezubereitungen gilt das Handelsverbot. Die DGFG vermittelt ihre
Transplantate über eine zentrale Vermittlungsstelle mit einer bundesweiten
Warteliste. Jede medizinische Einrichtung in Deutschland kann Gewebe von der
DGFG beziehen. Gesellschafter sind das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
Dresden, das Universitätsklinikum Leipzig, die Medizinische Hochschule
Hannover, die Universitätsmedizin Rostock sowie das
Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum Neubrandenburg.
Text: Deutsche Gesellschaft für
Gewebetransplantation gGmbH, übermittelt durch news aktuell