Herzstiftungs-Experte rät:
Besonders bei Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche, Nierenerkrankungen und
bestimmten Herzmedikamenten Kalium- und Magnesiumwerte vom Arzt kontrollieren
lassen
Störungen des Salzhaushalts
(Elektrolyte) mit einem Mangel an Kalium und Magnesium können Vorhofflimmern
und andere Herzrhythmusstörungen begünstigen. Dann müssen Kalium und Magnesium
zugeführt werden. „Besonders bei Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche,
Nierenerkrankungen und bestimmten Herz- und Bluthochdruckmedikamenten sollte
man regelmäßig die Konzentration von Kalium und Magnesium im Blut kontrollieren
lassen, um sich vor möglichen Komplikationen bis hin zu Vorhofflimmern und
lebensbedrohlichen Rhythmusstörungen wie Kammerflimmern zu schützen“, rät
Herzspezialist Prof. Dr. med. Andreas Götte vom Wissenschaftlichen Beirat der
Deutschen Herzstiftung im Interview in der Expertenschrift „Kalium und
Magnesium bei Herzrhythmusstörungen“.
Diese kann kostenfrei per Tel.
unter 069 955128400 oder per Mail unter bestellung@herzstiftung.de angefordert
werden (weitere Infos: www.herzstiftung.de).
Kalium und Magnesium sind für
eine normale Herzfunktion wichtig, weil sie die Herzzellen elektrisch
stabilisieren. Sie bilden elektrische Impulse in den Herzzellen und sind für
deren Weiterleitung von Zelle zu Zelle von entscheidender Bedeutung.
„Stabilisierend wirken Kalium und Magnesium allerdings nur, wenn ihre
Konzentration im Normbereich liegt.“ Bei Kalium liegt der Normbereich zwischen
3,6-4,8 mmol/l, bei Magnesium bei 0,7-1,05 mmol/l – mit geringen Abweichungen
je nach Labormethode.
Auslöser („Trigger“) für Rhythmusstörungen
Wird der untere Grenzwert
unterschritten, führen Kaliummangel (Hypokaliämie) und Magnesiummangel
(Hypomagnesiämie) in den Zellen zu einer verstärkten Erregbarkeit der
Zellmembrane, so dass sich verstärkt Extraschläge des Herzens (Extrasystolen)
bilden. Das Herz wird dadurch anfälliger für Rhythmusstörungen in den Vorhöfen
(Vorhofflimmern) und den Herzkammern. „Im schlimmsten Fall kann extremer
Magnesiummangel das lebensbedrohliche Kammerflimmern begünstigen“, warnt der
Chefarzt für Kardiologie am St. Vincenz Krankenhaus Paderborn. Kaliummangel
kann sich mit Symptomen wie Ermüdbarkeit, Muskelschwäche und Verstopfung
bemerkbar machen, Magnesiummangel mit Symptomen wie Muskelzittern,
Muskelschwäche und Muskelkrämpfen. Wird eine Herzrhythmusstörung festgestellt,
sollten die Kalium- und Magnesiumwerte hochnormal eingestellt werden: z. B. auf
einen Kaliumwert von 4,4 mmol/l und einen Magnesiumwert von 0,9 mmol/l. In
manchen Fällen lässt sich durch eine Normalisierung der Kalium- und Magnesiumwerte
die Herzrhythmusstörung beseitigen. „Häufig muss aber nach anderen Ursachen
gesucht und die Rhythmusstörung selbst behandelt werden.“
Helfen bei zu niedrigen Werten:
Ernährung oder Präparate
Sowohl ein Kalium- als auch ein
Magnesiummangel sollten wegen der erhöhten Anfälligkeit der Herzmuskelzellen
für Rhythmusstörungen z. B. durch eine kalium- und magnesiumreiche Ernährung
und, wenn nötig, durch Kalium- und Magnesiumpräparate ausgeglichen werden.
„Normalerweise erhält der Körper durch die Ernährung genug Kalium und
Magnesium“, so Götte. Gute Kaliumlieferanten sind vor allem getrocknete
Aprikosen und getrocknete Bananen sowie Gemüse wie Kartoffeln, Hülsenfrüchte,
Erbsen, weiße Bohnen, Linsen. Gute Lieferanten von Magnesium sind Trockenobst,
Bohnen, Linsen, Getreideprodukte, Nüsse. Zum erheblichen Verlust von Kalium und
Magnesium können aber auch Nierenfunktionsstörung, Durchfallerkrankungen,
übermäßiger Gebrauch von Abführmitteln führen, ebenso Erbrechen, Fieber und
starkes Schwitzen. „Dies kann bei Patienten beispielsweise mit Herzschwäche,
die wassertreibende Diuretika einnehmen, den Verlust an Elektrolyten
beschleunigen.“ Auch bei langanhaltender Hitze im Sommer, durch übermäßigen
Alkoholkonsum, Diabetes und Gallenwegserkrankungen kann der Kalium- und Magnesiumspiegel
absinken.
Kalium und Magnesium nie einfach
so ins Blaue nehmen!
Die Herzstiftung warnt vor einer
Einnahme von Kalium und Magnesium ohne ärztliche Rücksprache – einfach so ins
Blaue, unabhängig von ihren Werten. „Grundsätzlich sollten Kalium und Magnesium
nur eingesetzt werden, wenn im Labor ein Mangel daran festgestellt wurde“,
betont Götte. Können durch eine magnesium- und kaliumreiche Ernährung die
Normwerte nicht erreicht werden, sollten nicht Nahrungsergänzungsmittel,
sondern Medikamente zum Einsatz kommen. Kalium am besten als Kaliumchlorid (40
mmol pro Tag), Magnesium als Magnesiumaspartat oder Magnesiumcitrat (10 mmol
pro Tag). „Kaliummangel kann effektiv nur ausgeglichen werden, wenn die
Magnesiumwerte im Normbereich liegen. Ein Magnesiummangel verstärkt die
Symptome eines Kaliummangels.“
Vorsicht auch vor zu hohem
Kaliumspiegel: Herzschlag wird verlangsamt
Selten ist ein zu hoher
Magnesiumspiegel, häufiger hingegen ein zu hoher Kaliumspiegel. Weil hierdurch
die Erregbarkeit der Schrittmacher- und Herzmuskelzellen herabgesetzt wird,
wird das Herz langsamer. Bei extrem hohem Kaliumspiegel kann die Verlangsamung
so weit gehen, dass das Herz gar nicht mehr schlägt: Herzstillstand. Die
Ursache für eine zu hohe Kaliumkonzentration im Blut kann eine akute
Nierenschwäche sein. Aber auch Medikamente, die für die Behandlung von
Bluthochdruck und Herzschwäche eingesetzt werden, können einen zu hohen
Kaliumspiegel verursachen: ACE-Hemmer, Sartane, vor allem
Aldosteronantagonisten. Auch kaliumsparende Diuretika können zu Abweichungen
des Kaliumspiegels nach oben führen. Deshalb müssen in diesen Fällen Kalium und
die Nierenfunktion regelmäßig kontrolliert werden. Bei lebensbedrohlich
überhöhten Werten von Kalium und Magnesium kann z. B. durch die Gabe von
Diuretika oder eine Dialysebehandlung der Kalium- oder Magnesiumspiegel gesenkt
werden.
Wie oft Normwerte kontrollieren?
Bei allen Patienten, die folgende
Medikamente einnehmen, müssen die Kaliumwerte und die Nierenfunktion regelmäßig
überwacht werden: vor Beginn der Therapie und vor Änderung der Dosierung und
nochmals in den folgenden zwei Wochen. Danach wird zu einer halbjährlichen
Kontrolle geraten.
Diuretika (Entwässerungsmittel),
ACE-Hemmer,
Sartane oder ARNI
(Valsartan/Sacubitril),
Aldosteronantagonisten,
kaliumsparende Diuretika
(Entwässerungsmittel),
Digitalispräparate (Digoxin und
Digitoxin)
Die Überwachung der Kalium- und
Magnesiumwerte ist besonders wichtig bei Herzschwäche-Patienten: Bei ihnen kann
eine Herzrhythmusstörung zu einer gefährlichen Verschlechterung der
Herzschwäche, schlimmstenfalls zum Herzversagen führen
Bildunterschrift: Prof. Andreas
Götte im EPU-Labor der Medizinischen Klinik II des St. Vincenz-Krankenhauses
Paderborn (Foto: St. Vincenz-Krankenhaus Paderborn GmbH)
Quelle: Deutsche Herzstiftung