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SACHSEN-ANHALT HEUTE: Grimm-Benne: „Wir brauchen mehr Hebammen-Nachwuchs“

Montag, den 19. November 2018


Magdeburg. Vor allem in Halle und Magdeburg werden künftig mehr Hebammen gebraucht. Das ist ein zentrales Ergebnis der Hebammen-Studie „Regionale Bedarfe und deren Abdeckung mit Leistungen der Geburtshilfe sowie der Vor- und Nachsorge“, die heute beim „Runden Tisch Geburt und Familie“ in Magdeburg erstmals öffentlich vorgestellt worden ist. 


Die vom IGES Institut Berlin für das Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration erstellte Studie untersucht die Situation von Hebammen im Land und macht Aussagen zum künftigen Fachkräfte-Bedarf. „Die Studie formuliert klare Botschaften: Wir brauchen eine bessere Personalsituation in den Kliniken und Maßnahmen zur verstärkten Nachwuchsgewinnung“, so Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (Foto).

 

Personalmangel, Arbeitsverdichtung, fehlender Nachwuchs – diese Stichworte aus der aktuellen Diskussion um die berufliche Situation von Hebammen finden sich auch in der Studie, mit der Sachsen-Anhalt auf Initiative des Runden Tisches erstmals die berufliche Situation von Hebammen und Entbindungspflegern umfassend beleuchtet. Sie zeigt aber auch: Trotz hoher Arbeitsbelastung bewerten 90 Prozent der Hebammen ihren Beruf als abwechslungsreich und interessant. Grimm-Benne: „Diese Zusammenfassung höre ich von Hebammen immer wieder: ein schwerer, aber trotzdem ein wunderbarer Beruf.“

 

Die Hebammenausbildung steht bundesweit vor einem Umbruch. Aktuell erfolgt sie in Sachsen-Anhalt in den Ausbildungszentren für Gesundheitsberufe der Universitätskliniken in Halle und Magdeburg; eine Umstellung auf eine akademische Hebammenausbildung wird geplant. Wann die Umstellung erfolgt und ob es auch in Sachsen-Anhalt einen Studiengang geben wird, ist noch offen. Grimm-Benne: „Die jetzt vorliegenden Zahlen zeigen: Egal wie die Ausbildung künftig strukturiert ist, wir laufen Gefahr, dass es in zehn bis 15 Jahren zu wenig Berufsnachwuchs gibt.“

 

Regional ist die Situation dabei sehr unterschiedlich. So zeigt ein Blick auf die Geburtenzahlen der vergangenen zehn Jahre: in Magdeburg stieg die Geburtenzahl um fast ein Viertel, in Mansfeld-Südharz sank sie um 8,8 Prozent. Entsprechend werden für einzelne Regionen auch unterschiedliche Bedarfe prognostiziert.

 

Die Studie geht daneben insbesondere der Frage nach, wie Hebammen ihren Berufsalltag empfinden. Deutlich wird: Insbesondere die in Kliniken beschäftigten Kolleginnen und Kollegen wünschen sich mehr Zeit für die Betreuung und Versorgung Schwangerer und jünger Mütter. Viele beklagen, Schwangere und junge Mütter nicht so betreuen zu können wie sie es für richtig halten. Probleme der Krankenhäuser, offene Stellen zu besetzen, führen nach Einschätzung der Befragten zu weiterer Arbeitsverdichtung und erhöhen den Druck zusätzlich. So geben viele Hebammen an, dass ihre Wochenarbeitszeit in den vergangenen fünf Jahren deutlich angestiegen sei.

 

Die Studie beleuchtet erstmals die Situation der 431 Hebammen und Entbindungspfleger im Land umfassender. Alle freiberuflichen und angestellten Hebammen waren im Sommer aufgerufen worden, sich an der anonymisierten Befragung zu beteiligen. Die Fragen zielten unter anderem auf die berufliche Situation, auf Arbeitszeiten, Einkommen und Ausgaben sowie die Zufriedenheit und Einstellung zum Beruf. 120 Hebammen, 17 von 22 Geburtskliniken, Gesundheitsämter und Krankenkassen beteiligten sich. Grimm-Benne: „Die Beteiligung lag damit nicht ganz so hoch wie erhofft, dennoch sind die Ergebnisse sehr wertvoll.“

 

Hintergrund:


Eine statistische Erhebung der Anzahl der Hebammen gab es in Sachsen-Anhalt bislang nicht. Das Statistische Landesamt Sachsen-Anhalt erfasst seit einigen Jahren lediglich die in Krankenhäusern angestellten Hebammen. Die Anzahl der freiberuflichen Hebammen sowie der Hebammen, die sowohl in einem Krankenhaus in Anstellung arbeiten und zusätzlich eine freiberufliche Tätigkeit ausüben, wird nicht erfasst. Der Landeshebammenverband schätzte die Zahl der Hebammen im Land bisher auf 350.