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Erwachsene zunehmend wegen ADHS in Behandlung - besonders hohe Steigerung in Mitteldeutschland

Magdeburg, 18. Oktober 2017 - ADHS ist längst keine Kinderkrankheit mehr: Die Zahl der Erwachsenen, die wegen einer Aufmerksamkeitsstörung ADHS (umgangssprachlich Zappelphilipp-Syndrom) therapiert werden, ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Dies geht aus einer bundesweiten Analyse der BARMER zur Verordnung von Methylphenidat (Ritalin) hervor. So wurden im vergangenen Jahr 7.822 Versicherte der BARMER ab 18 Jahren mit Ritalin behandelt, das waren 1.882 bzw. fast ein Drittel mehr als noch 2010. "Mit einem Plus von 136 Prozent ist die Steigerungsrate in den drei mitteldeutschen Ländern noch einmal deutlich höher", sagt Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der BARMER in Sachsen-Anhalt.

So wurde Ritalin bei Erwachsenen in Sachsen-Anhalt im Jahr 2010 erst 43 Mal verordnet, hingegen waren es im vergangen Jahr bereits 115 Versicherte der BARMER - ein Anstieg um 167 Prozent. Die Gesamtzahlen bewegen sich zwar auf niedrigem Niveau, doch der Trend ist eindeutig.

"ADHS macht vor Erwachsenen nicht halt. Entgegen der landläufigen Meinung verschwinden die Symptome nur bei einem Teil der betroffenen Kinder im Erwachsenenalter. Viele zeigen weiterhin die typischen Symptome wie Unaufmerksamkeit, Konzentrationsstörungen, Impulsivität und Unruhe und sind dadurch sowohl im Beruf als auch in der Alltagsgestaltung sowie ihrem Privatleben benachteiligt", ergänzt Axel Wiedemann. Auffällig ist: Nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Erwachsenen sind etwa doppelt so viele Männer wie Frauen betroffen. In Sachsen-Anhalt bekommen 4,1 Prozent der Jugendlichen bis 19 Jahren die Diagnose ADHS, bei Jungen sind es 5,9 Prozent aber nur 2,1 Prozent der Mädchen.

Gibt es Unterschiede zwischen Jung und Alt?

Die Hyperaktivität bei Erwachsenen äußert sich eher in einer starken inneren Unruhe und Nervosität. Viele leiden zusätzlich unter ausgeprägten Stimmungsschwankungen und zeigen riskantes Verhalten im Straßenverkehr. Ihre beruflichen und sozialen Bindungen sind oft unbeständig. Außerdem neigen sie zu Ängsten, Depressionen, Jähzorn, Alkohol- und Drogenmissbrauch und kriminellen Handlungen. Das Hauptproblem, mit dem erwachsene Betroffene sowohl im beruflichen wie im privaten Bereich zu kämpfen haben, ist jedoch ihr unorganisierter und chaotischer Alltag. ADHS ist bei Erwachsenen deutlich schwerer zu erkennen als bei Kindern. Die Auffälligkeiten werden deshalb oft falsch interpretiert. Axel Wiedemann mit Blick auf die Arzneimitteltherapie: "Regelmäßiger Sport und Stressbewältigungsübungen sind weitere Möglichkeiten mit der Erkrankung dauerhaft umzugehen."