Baierbrunn (ots). Es ist ein Leiden,
das oft übersehen
wird - und verstärkt auch bei Long Covid-Patientinnen und -Patienten auftritt:
Betroffene sind schnell und langanhaltend erschöpft. Viele können nur noch
wenig oder gar nicht mehr arbeiten, schaffen es nicht mehr, einzukaufen, die
Wohnung zu putzen. Ein Spaziergang kann ebenso anstrengend sein wie Zähneputzen
oder Spazierengehen. Die Rede ist vom Chronischen Fatigue-Syndrom, einer
Krankheit, über die Mediziner bislang wenig wissen.
"Nur ein paar Therapieansätze
sind bekannt - wir brauchen dringend mehr Forschung", fordert Professorin
Carmen Scheibenbogen, Leiterin Immundefekt-Ambulanz an der Charité Berlin, im Gesundheitsmagazin
"Apotheken Umschau".
Lernen, mit minimaler Energie zu
haushalten
250.000 bis 300.000 Menschen leiden
in Deutschland an Myalgischer Enzephalomyelitis (ME/CFS), so der offizielle
Name des Chronischen Fatigue-Syndroms. Ein Viertel von ihnen sind laut
Deutscher Gesellschaft für ME/CFS so schwer krank, dass sie das Haus nicht mehr verlassen können.
Manche sind bettlägrig. Es gibt keine zugelassene Therapie, keinen Biomarker,
der die Krankheit anzeigt. Und nur Theorien, wie sie entsteht und Beschwerden
verursacht.
Bislang werden bei Fatigue vor allem
Arzneien verschrieben, die Symptome wie Kopfschmerzen lindern. Mittels
Entspannungstechniken lernen Patienten und Patientinnen, wie sie zur Ruhe
kommen und besser schlafen können und mit ihrer minimalen Energie haushalten.
Pacing heißt das: Erkrankte beobachten genau, wann ihre Einbrüche auftreten. Und bauen dann selbst
zwischen den geringsten Anstrengungen ausreichend Pausen ein. Wichtig für Betroffene ist zudem, dass sie und
ihr Umfeld unterstützt werden.
ME/CFS-Symptome bei Long
Covid-Erkrankten
Inzwischen gibt es
Behandlungsansätze mit neuen Arzneien. In kleinen Studien schienen sie teils zu
wirken, berichten Wissenschaftler. "Wir müssen die Pharmaindustrie ins Boot holen. Dann
könnte es in drei Jahren zugelassene Medikamente geben", sagt Charité-Expertin Scheibenbogen. Diese
Präparate werden aktuell besonders dringend benötigt: Etwa jeder zehnte von
Long Covid Betroffene erfüllt die Kriterien von ME/CFS. Was Menschen mit Chronischem
Fatigue-Syndrom Hoffnung macht: Von den derzeit intensiv betriebenen
Forschungen zu Long Covid könnten auch sie profitieren.
Tipp: Hilfe und Infos für Betroffene gibt´s im Internet bei der Deutschen
Gesellschaft für ME/CFS unter www.mecfs.de.
Am 25. Januar 2022 um 18.30 Uhr gibt
es mit der ME / CFS-Expertin Professorin Carmen Scheibenbogen von der Charité Berlin einen Live-Talk auf
Instagram: www.instagram.de/apothekenumschau .
Text / Foto: Wort & Bild Verlag –
Gesundheitsmeldungen - news aktuell / pixabay