Darmerkrankungen
pflanzlich behandeln
Eschborn
(ots). Die durch eine spezielle Röstung verschiedener Kaffeesorten gewonnene
Kaffeekohle hat eine lange Tradition in der Behandlung von Darmerkrankungen.
Bisher wurde ihre therapeutische Wirkung vorwiegend auf ihre flüssigkeits- und
giftstoffbindenden Effekte zurückgeführt. Eine im November 2019 publizierte
Studie, durchgeführt an der Universität Leipzig, belegt jetzt, dass die
Kaffeekohle auch verschiedene Pflanzenstoffe beinhaltet, die unterschiedlich
stark entzündungshemmend wirken [1]. "Am stärksten war diese Wirkung bei
dem Inhaltsstoff Kryptochlorogensäure zu beobachten", erläutert Dr. Cica
Vissiennon, Projektleiterin an der Universität Leipzig.
"Unsere
Untersuchungen zeigen somit, dass Kaffeekohle neben ihren physikalischen
Effekten auch entzündungshemmende Wirkungen besitzt, die für die Behandlung
verschiedener Darmerkrankungen wichtig sind", so die Forscherin. Bereits
seit mehr als 60 Jahren wird ein Kombinationsarzneimittel aus Kaffeekohle,
Myrrhe und Kamille zur unterstützenden Behandlung von Magen-Darm-Störungen
eingesetzt, besonders wenn diese mit Durchfällen, Krämpfen und Blähungen
einhergehen. In der S3-Leitlinie "Colitis ulcerosa", einer
medizinischen Leitlinie für Ärzte, wird die Pflanzenkombination zur
Verlängerung der beschwerdefreien Phase ("Remission") empfohlen [2].
Kaffeekohle
ist ein braunschwarzes Pulver, das durch Rösten und anschließendes Vermahlen
der grünen, getrockneten Früchte verschiedener Kaffee-Arten hergestellt wird.
Ihr bindender Effekt ist durch die große Oberfläche bedingt. Dadurch können
schädliche Stoffe gebunden und ausgeschieden werden. Daneben zeigt Kaffeekohle
noch einen zusammenziehenden Effekt auf die äußeren Schichten der
Darmschleimhaut - das führt zu einer Verminderung der Flüssigkeitsabgabe in den
Darm, was der Entstehung von Durchfällen entgegenwirkt.
In
der aktuellen Studie wurde nun die entzündungshemmende Aktivität verschiedener
Inhaltsstoffe der Kaffeekohle näher untersucht, wie zum Beispiel
Chlorogensäure, Kryptochlorogensäure, Kaffeesäure und Koffein. Dabei wurden für
die Kryptochlorogensäure die stärksten Effekte beobachtet.
Kaffeekohle
wirkt vielfältiger als medizinische Aktivkohle
Außerdem
wurden im Rahmen der Studie durch rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen von
Kaffeekohle und medizinischer Kohle die Teilchenstrukturen beider Substanzen
dargestellt. Es zeigte sich, dass die Oberfläche von Kaffeekohlepartikeln eine
weniger poröse Struktur aufweist, was auf ein anderes Bindevermögen im
Vergleich zu Aktivkohle hindeutet. Im Gegensatz zur medizinischen Aktivkohle,
die durch eine "komplette" Verkohlung z. B. der Kokosnussschale
entsteht, wird die Kaffeekohle gezielt nur bis zu einem bestimmten Grad
geröstet. So bleiben noch biologisch aktive Bestandteile erhalten, die auch im
Kaffee zu finden sind. Durch dieses spezielle Herstellungsverfahren lässt sich
auch erklären, warum die Kaffeekohle im Gegensatz zur Aktivkohle nicht nur
bindend wirkt, sondern zusätzlich noch andere Wirkungen wie zum Beispiel die
Entzündungshemmung ausübt.
Die
aktuellen Ergebnisse der Leipziger Forschergruppe stimmen mit früheren
Untersuchungen überein, welche bereits die entzündungshemmende Wirkung einer
Kombination aus Kaffeekohle, Myrrhe und Kamille zeigen konnten [3-5].
"Dabei wurde auch festgestellt, dass sich die einzelnen Bestandteile in
ihrer Wirkung gegenseitig verstärken, was insgesamt zu einem stärkeren
entzündungshemmenden Effekt führte", erläutert Vissiennon.
Praxisstudie
belegt Wirksamkeit
Untersuchungen
anderer Universitäten belegen, dass die drei Arzneipflanzen kombiniert
Darmkrämpfe lindern [6] und die Darmbarriere stabilisieren [7] können. Eine
Studie mit mehr als 1.000 Patienten in 131 Arztpraxen zeigte, dass die
unterstützende Behandlung mit der Phytoarznei zu einer deutlichen Besserung der
Durchfallsymptomatik und des Gesamtbeschwerdebilds bei Reizdarm sowie
chronisch- und akut-entzündlichen Darmerkrankungen führte [8]. Eine Studie an
den Kliniken Essen-Mitte ergab außerdem, dass die Pflanzenkombination bei
Colitis ulcerosa zur Remissionserhaltung vergleichbar wirksam war wie die
Therapie mit dem Goldstandard Mesalazin [9]. Seit Mai 2018 empfiehlt daher auch
die für Ärzte wichtige S3-Leitlinie "Colitis ulcerosa": Eine Kombination
aus Myrrhe, Kamillenblütenextrakt und Kaffeekohle kann zur Verlängerung der
beschwerdefreien Phase (Remission) eingesetzt werden [2].
Die
Literaturquellen 1-9 können angefordert werden bei knop@cgc-pr.com
Text
/ Foto: "obs/CGC Cramer-Gesundheits-Consulting GmbH/© Thomas Weidner"