Sub-Typen von Typ-2-Diabetes haben unterschiedliches
Risiko für Diabetes-bedingte Krankheiten wie Fettleber und Neuropathie
Die herkömmliche Klassifizierung von Diabetes,
hauptsächlich Typ-1- und Typ-2-Diabetes, wurde durch Studien aus Skandinavien
in Frage gestellt. In der aktuellen Ausgabe von The Lancet Diabetes &
Endocrinology veröffentlichten Forscher des DDZ zusammen mit Kollegen des DZD
und der Universität Lund eine Cluster-Analyse, mit der die Phänotypisierung in
Sub-Typen möglich war.
Die Analysen kamen zu dem Resultat, dass das Risiko
bestimmte diabetesbedingte Komplikationen zu entwicklen, zwischen den Sub-Typen
bereits in den ersten fünf Jahren nach der Diagnose bestand. Diese Ergebnisse
stammen aus der prospektiven multizentrischen deutschen Diabetes-Studie (GDS),
die Menschen mit neu diagnostiziertem Diabetes seit mehr als zehn Jahren
begleitet.
„Die neuen Sub-Typen werden dazu beitragen, präzise
Präventions- und maßgeschneiderte Behandlungsstrategien für die jeweiligen
Hochrisikogruppen zu entwickeln", betont Professor Michael Roden,
Studienleiter der GDS, Vorstand am Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) und
Direktor der Klinik für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum
Düsseldorf. „Dies ist ein wichtiger Schritt in Richtung Präzisionsmedizin bei
Diabetes und seinen Begleiterkrankungen."
Analyse und Ergebnisse
Die GDS wird bundesweit an acht Standorten im Deutschen
Zentrum für Diabetesforschung (DZD) unter der Leitung des DDZ (www.deutsche-diabetes-studie.de)
durchgeführt. Für diese Analyse wurden 1105 Teilnehmer anhand des prädiktiven
Markers GADA (Glutamat-Decarboxylase-Antikörper), des Alters bei Diagnose, des
Body-Mass-Index (BMI), des HbA1c-Spiegels und der HOMA-Indizes
(Homöostasemodellbewertung) auf Insulinsensitivität und Insulinsekretion
untersucht. Dabei wurde untersucht, ob eine umfassende metabolische
Charakterisierung dieser Cluster bei der Diagnose validiert und sich weiter
ausgestaltet. Ferner wurde analysiert, ob sich relevante Komplikationen und
Begleiterkrankungen im Zusammenhang mit Diabetes, darunter die
nichtalkoholische Fettleberkrankheit (NAFLD), Leberfibrose und diabetische
Neuropathie, in diesen Clustern über einen Zeitraum von fünf Jahren
unterscheiden lassen.
Basierend auf dem Cluster-Algorithmus konnten
verschiedene Sub-Typen mit unterschiedlichen Risiken für Folgeerkankungen
identifiziert werden: milder altersbedingter Diabetes (MARD, 35%), milder
adipositasbedingter Diabetes (MOD, 29%), schwerer autoimmuner Diabetes (SAID,
22%), schwerer insulinresistenter Diabetes (SIRD, 11%) und schwerer
insulindefizitärer Diabetes (SIDD, 3%). Die Ergebnisse zeigen, dass
insbesondere zwei Sub-Typen ein hohes Risiko für Komplikationen besitzen. Das
höchste Risiko eine nichtalkoholische Fettleber zu entwickeln lag beim Cluster
des „schweren insulinresistenten Diabetes" (SIRD) vor; für eine
diabetische Neuropathie lag das höchste Risiko beim Sub-Typ „schwerer
insulindefizitärer Diabetes" (SIDD).
Fazit
Mit Hilfe der neuen Diabetesklassifikation können
Menschen mit Typ-2-Diabetes spezifischen Sub-Typen zugeordnet werden, die
deutliche Stoffwechselveränderungen und unterschiedliche Risikomuster für die
Entwicklung diabetesbedingter Komplikationen aufweisen. Eine gezielte
Prävention und frühzeitige Behandlung bei bestimmten Untergruppen von Menschen
mit Diabetes ist ein Schritt zur Präzisionsmedizin in Form von spezifisch
abgestimmten Therapieformen, um Folgeerkrankungen zu verzögern oder sogar zu
vermeiden.
Deutsche Diabetes-Studie
Ziel der Deutschen Diabetes-Studie ist es, frühzeitig Marker für unterschiedliche Verlaufsformen des Diabetes zu identifizieren, um so neue Konzepte der Therapie und Vorsorge von Folgeerkrankungen zu entwickeln und gezielt einzusetzen. So können frühzeitig auftretende Warnzeichen für Diabetes-Komplikationen entdeckt und zugelassene Therapieverfahren parallel miteinander verglichen werden. Auch der Einfluss der Gene auf den Verlauf der Erkrankung wird mit dieser Studie untersucht. Teilnehmer der Deutschen Diabetes-Studie erhalten kostenlos die Chance zur Früherkennung diabetischer Folgeerkrankungen wie Nerven-, Gefäß- und Netzhautschädigungen. Bei Interesse an der Studienteilnahme melden Sie sich bitte im Klinischen Studienzentrum am Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) unter der Rufnummer 0211/ 3382 209 oder senden eine E-Mail an studienzentrum@ddz.de.
Originalpublikation: Zaharia OP, Strassburger K, Strom A,
Bönhof GJ, Karusheva Y, Antoniou S, Bódis K, Markgraf DF, Burkart V, Müssig K,
Hwang J-H, Asplund O, Groop L, Ahlqvist E, Seissler J, Nawroth P, Kopf S,
Schmid SM, Stumvoll M, Pfeiffer AFH, Kabisch S, Tselmin S, Häring HU, Ziegler
D, Kuss O, Szendroedi J, Roden M: Risk of diabetes-associated diseases in
subgroups of patients with recent-onset diabetes: a 5-year follow-up study. The
Lancet Diabetes & Endocrinology. DOI: https://doi.org/10.1016/S2213-8587(19)30187-1
Text: DDZ - Deutsches Diabetis-Zentrum