Dresden
(ots). Trotz vorliegenden klaren Statements von gynäkologischen
Fachgesellschaften, dass nahe Angehörige auch in Corona-Zeiten
wichtig sind zur Geburtsbegleitung, berichten Mütter- und
Väter-Organisationen von vielfältigen Missachtungen dieser Empfehlung. Die
Deutsche Gesellschaft für Frauenheilkunde und Geburtshilfe (DGPFG), der
weltweit größte Zusammenschluss psychosomatisch arbeitender FrauenärztInnen,
tritt vehement für die begleitende Unterstützung der
Frau durch einen engen Angehörigen bei der Geburt und in den folgenden
Tagen ein.
Dafür
gibt es viele Gründe. Familien bilden immunbiologisch eine
Einheit. Sie zu trennen, macht schon deswegen keinen Sinn. Gerade jetzt, unter
zunehmend erschwerten Rahmenbedingungen, sind Partner unverzichtbare Begleiter
ihrer Frauen bei der Geburt, selbst wenn das bislang wissenschaftlich nicht
eindeutig belegt ist: Sie sind nicht nur die "Stehlampe des
Vertrauten" (Zitat eines Vaters), sondern Garant für Betreuung,
Unterstützung und Hilfe. Sie schließen wahrscheinlich zunehmende
Personallücken, betreuen Frauen im häuslichen Umfeld, aus dem sie möglichst
spät zur Klinik aufbrechen sollten, und ergänzen die Wochenbettbetreuung nach
rascher Entlassung. Ängste von Schwangeren, die von Fachleuten zunehmend
beobachtet werden, werden durch sie kompensiert und eine mögliche Isolation
überwunden.
Dr.
Wolf Lütje, Chefarzt einer Frauenklinik in Hamburg: "Es ist zu befürchten,
dass erzwungene 'Alleingeburten' in den Kliniken pathologische,
interventionsreiche und mitunter traumatisierende Verläufe begünstigen."
Gerade jetzt wären aber physiologische Geburtsverläufe wünschenswert, weil sie
auch Garant für ungestörte Bonding- und Stillphasen sind. Die positiven
immunologischen Effekte für das Neugeborene sind bekannt und in diesen Zeiten
unabdingbar.
Psychisch
vorbelastete Frauen mit Ängsten, Traumatisierungen und Depressionen sind zudem
besonders gefährdet und ohne Präsenz und Ansprache einer vertrauten Person
vermehrt Panikattacken ausgeliefert.
Auch
im Wochenbett spricht nichts dagegen, auf der Station "abgeschlossene
Familienzimmer" zu bilden. Gerade die zuletzt genannte besonders
vulnerable Gruppe von Frauen braucht die durchgehende Unterstützung einer
vertrauten Person.
Wenn
Kliniken Partnern den Zutritt verweigern, sollten sich Familien Unterstützung
und Hilfe bei ihrem Frauenarzt/in oder Hebamme holen. Zudem kann auf die
entsprechende Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und
Geburtshilfe (DGGG), der maßgeblichen gynäkologischen Fachgesellschaft in
Deutschland, verwiesen werden. Auf der Homepage der DGPFG können aktuelle Informationen
abgerufen werden. Psychisch Belastete können dort auch psychotherapeutisch
arbeitende Mitglieder der DGPFG finden. Viele KollegInnen bieten jetzt auch
Telefon- und Videoberatung an.
Text:
Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Frauenheilkunde und Geburtshilfe
DGPFG e.V