Langzeit-Analyse zeigt: Krankmeldungen wegen Depressionen
am häufigsten
In Deutschland fehlte im vergangenen Jahr jeder 18.
Arbeitnehmer wegen einer psychischen Erkrankung im Job. Ausgehend von den Daten
der DAK-Gesundheit waren damit hochgerechnet 2,2 Millionen Menschen betroffen.
Seit 1997 hat sich die Anzahl der Fehltage, die von Depressionen oder Anpassungsstörungen
verursacht werden, mehr als verdreifacht. Am häufigsten fehlen Arbeitnehmer mit
der Diagnose Depression. Fehltage wegen
Anpassungsstörungen stiegen in den vergangenen Jahren besonders deutlich an.
Das sind zentrale Ergebnisse des Psychoreports 2019 der DAK-Gesundheit.
Der aktuelle DAK-Psychoreport ist eine Langzeit-Analyse,
für die das IGES Institut die anonymisierten Daten von rund 2,5 Millionen
erwerbstätigen Versicherten ausgewertet hat. Demnach erreichten die
Krankschreibungen von Arbeitnehmern aufgrund von psychischen Leiden im Jahr
2017 mit 250 Fehltagen pro 100 Versicherte einen Höchststand. 2018 gingen sie
erstmals leicht um 5,6 Prozent auf 236 Fehltage pro 100 Versicherte zurück.
Seelenleiden lagen damit im vergangenen Jahr bundesweit auf dem dritten Platz
der Krankheitsarten.
Depressionen mit den meisten Fehltagen
Der Blick auf die Einzel-Diagnosen zeigt, dass
Depressionen und Anpassungsstörungen nach wie vor die meisten Ausfalltage
verursachen. 2018 gingen 93 Fehltage je 100 Versicherte auf das Konto von
Depressionen, bei den Anpassungsstörungen waren es 51. Auf Platz drei rangieren
neurotische Störungen mit 23 Fehltagen je 100 Versicherte. Angststörungen
kommen auf 16 Fehltage je 100 Versicherte.
Der aktuelle DAK-Psychoreport zeigt auch, dass vor allem
Ausfalltage wegen Anpassungsstörungen in den vergangenen Jahren rasant
zugenommen haben: Seit 2000 haben sie sich fast verdreifacht – auf jetzt 51
Fehltage je 100 Versicherte. DAK-Vorstandschef Andreas Storm führt diese
Entwicklung auch auf einen offeneren Umgang mit psychischen Erkrankungen
zurück, denn aus wissenschaftlicher Sicht sind diese seit Jahrzehnten in der
Bevölkerung nahezu gleich verbreitet. „Vor allem beim
Arzt-Patienten-Gespräch sind psychische Probleme
heutzutage kein Tabu mehr“, so Storm. „Deshalb wird auch bei Krankschreibungen
offener damit umgegangen.“ In Betrieben sehe dies aber oft noch anders aus.
Storm fordert deshalb: „Auch Arbeitgeber müssen psychische Belastungen und
Probleme aus der Tabuzone holen und ihren Mitarbeitern Hilfe anbieten.“
Burnout wird wieder öfter diagnostiziert
Seit 2012 hat die Zusatzdiagnose Burnout im
Krankheitsgeschehen deutlich an Relevanz verloren. So halbierte sich die Anzahl
der Fehltage in den vergangenen sechs Jahren nahezu. Allerdings wurde Burnout
2018 im Vergleich zum Vorjahr wieder etwas öfter auf Krankschreibungen notiert
(5,3 Fehltage je 100 Versichert zu 4,6 Fehltage je 100 Versicherte). Beim Blick
auf das Alter fehlten Arbeitnehmer „60plus“ mit neun Fehltagen je 100 Versicherte
am meisten wegen Burnout im Job. Insgesamt steigen die Fehltage aufgrund von
Burnout mit dem Alter an. Erst vor kurzem hat die Weltgesundheitsorganisation
(WHO) Burnout als Syndrom eingestuft. Dieses entstehe aufgrund von chronischem
Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet werde.
Besonders viele Fehltage bei Frauen
Wie der DAK-Report zeigt, nimmt die Zahl der Fehltage für
psychische Erkrankungen bei beiden Geschlechtern mit dem Alter kontinuierlich
zu. Frauen waren 2018 knapp doppelt so oft wegen Seelenleiden krankgeschrieben
als ihre männlichen Kollegen (298 Fehltage je 100 Versicherte gegenüber 183
Fehltage bei Männern).
Psychische Erkrankungen besonders in der öffentlichen
Verwaltung verbreitet
Die Branchen „Öffentliche Verwaltung“ sowie
„Gesundheitswesen“ weisen überproportional viele Fehltage aufgrund psychischer
Erkrankungen auf. So verursachten 100 Beschäftigte in der Öffentlichen
Verwaltung im Jahr 2018 358 Fehltage. Im Gesundheitswesen waren es 321
Ausfalltage. Im Schnitt über alle Branchen hinweg kam es zu knapp 236
Fehltagen.
Saarland bei Fehltagen vorn, Schlusslicht Bayern
Bei den Fehltagen durch psychische Erkrankungen gibt es
deutliche regionale Unterschiede: Während im Saarland im vergangenen Jahr 312
Fehltage je 100 Versicherte mit den entsprechenden Diagnosen begründet wurden,
waren es in Bayern lediglich 193. Auch die Baden-Württemberger blieben mit 214
Fehltagen je 100 Versicherte vergleichsweise selten mit psychischen Problemen
der Arbeit fern. Bremen und Berlin belegen mit 218 und 279 Fehltagen je 100
Versicherte die Plätze zwei und drei der Statistik. Die ostdeutschen
Bundesländer bewegen sich bei den Ausfalltagen aufgrund von psychischen
rkrankungen im Mittelfeld.
Quelle - Text und Foto: DAK-Gesundheit