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Malecke copyright Christopher Rohde

Familie: Die Malecke fürs Kind als perfekter Ort für freies Spiel und Kreativität

Von Andrin Schumann

Jedes Kind ist kreativ. Damit es das Vertrauen in diese Fähigkeit nicht verliert, sollte es in einer für seine Kreativität freundlichen Umgebung aufwachsen. Dazu gehört, dass es möglichst oft frei spielen und experimentieren darf. Dass es ganz ohne Vorgabe malen, basteln und unterschiedliche Materialien erkunden kann. Es gehört auch dazu, dass sich die Eltern von dem Wunsch nach hübschen Ergebnissen befreien. Ein Kind, das völlig versunken in seinen schöpferischen Prozess ist, sollte niemals unterbrochen werden, nur weil es sonst womöglich das gerade so „entzückende Bild“ zerstören würde. Statt die fertigen Werke mit Komplimenten zu überhäufen, ist es sinnvoller, sein Kind aufmerksam zu beobachten, während es malt oder bastelt. Dann wird deutlich, wie viel Freude ihm der reine Prozess bringt. Denn Kinder malen vor allem für sich selbst. Im Malen und Basteln können sie sich frei ausdrücken, ihre Gefühle erforschen und ihre eigene Stimme finden.

Eine tolle Idee, um diese kreativitätsfreundliche Umgebung zu schaffen, ist eine Malecke. Sie sollte einen festen Platz in der Wohnung haben, sodass das Kind jederzeit zum Stift greifen kann. Außerdem ist es gut, wenn Kinder sich nicht auf die Standardformate DIN A4 oder A3 beschränken müssen. Denn für sie ist das Malen ein ganzheitliches Erlebnis und besonders kleine Kinder lieben ausladende Bewegungen. Am besten ist es daher, wenn sie im Stehen malen können. Diese Position ist für sie natürlicher und unterstützt das freie Spiel mit dem Stift.

Was generell für die Umgebung von Kindern wichtig ist, gilt auch für die Malecke: Sie sollte eine Ja-Umgebung sein, das heißt nicht zu sehr mit Verboten belegt werden. Wenn das Kind ständig ermahnt wird, dass es an dieser oder jener Stelle nicht malen darf, hemmt das seine Experimentierfreude.
Um dennoch Wände und Boden vor den großformatigen Aktionen der kleinen Künstler zu schützen, wird eine Ecke des Raumes komplett mit Hartfaserplatten verkleidet. So ist es nicht weiter wild, wenn einmal ein Strich oder Klecks daneben geht. Auf dem glatten Untergrund lässt sich mit Kreppband das Papier befestigen. Hierfür eignet sich eine große Papierrolle sehr gut, die je nach Bedarf zugeschnitten werden kann.

In der Malecke steht ein kleiner Tisch und ein Stuhl, so dass das Kind auch im Sitzen malen kann, wenn es das möchte. Hinter dem Tisch ist ein Spiegel angebracht. Denn vor allem kleine Kinder lieben es, sich beim Tun zu beobachten. 

Eingerahmt wird die Malecke durch ein niedriges Regal, auf dem Behälter mit Bunt- und Wachsmalstiften stehen. Dort liegt auch kleinformatiges Papier bereit, von dem es sich selbst bedienen kann.
In den Regalfächern stehen Körbe mit verschiedenen Materialien wie zum Beispiel Pappe in unterschiedlichen Formen, zerkleinertes Papier, Schwämme, Federn, Holzkugeln und Plüschbälle.
Diese Utensilien können sowohl zum Spielen als auch zum Malen verwendet werden, denn mit ihnen lassen sich ganz vielfältige Spuren und Experimente machen. 

Wichtiger als die genaue Einrichtung ist jedoch, dass die Malecke ein Ort zum Spielen und Ausprobieren ist, ganz frei von Bewertungen wie „richtig“ und „falsch“ oder „gut“ und „schlecht“. Denn es geht hier nicht darum, die tollsten Werke zu schaffen, sondern um das Machen selbst. Das Kind soll malen können, wie und was es möchte – ohne Vorgaben von außen. Das kann es allein oder gemeinsam mit Eltern und Geschwistern tun. Nicht zuletzt sollte die Malecke ein Ort sein, der sich wandeln darf – je nach Entwicklungsstand und Interessen des Kindes.


Andrin Schumann ist freiberufliche Journalistin und u.a. für die Magdeburger-News.de tätig. Vor zwei Jahren ist sie Mutter geworden. In ihrem Blog „Mom and Art“ möchte sie andere Eltern inspirieren, ihre Kreativität gemeinsam mit ihren Kindern in die Welt zu katapultieren. www.momandart.de


Fotos: Christian Rhode