Mannheim. Es schleicht sich langsam in das Leben ein,
frisst alle Energiereserven und hinterlässt ein Gefühl der emotionalen Leere –
das Burnout-Syndrom. Mit den Ursachen und Symptomen sowie Ansätzen zur
Problemlösung beschäftigt sich ein neues Wissensmodul der Berufsgenossenschaft
Handel und Warenlogistik (BGHW).
Burnout-Syndrom –
erkennen und handeln
Der Begriff „Burnout“ bedeutet übersetzt so viel wie
„ausbrennen“. Er wurde in den 1970er Jahren durch den New Yorker
Psychoanalytiker Herbert Freudenberg geprägt. Zunächst nur für helfende Berufe
wie die Krankenpflege oder das Lehramt. Heute ist bekannt: Das Burnout-Syndrom
kann jeden treffen. „Häufig sind es Menschen, die sehr ehrgeizig und engagiert
sind und die hohe Ansprüche an sich selbst und andere stellen“, weiß
Arbeitspsychologin Kathrin Schwarzmann. Während sie unermüdlich jede
Herausforderung annehmen und stemmen wollen, vergessen sie sich selbst, ihre
Bedürfnisse, ihre Erholung.
Ursachen eines Burnout-Syndroms
Wege ins Burnout, gibt es viele. Zum Beispiel eine
andauernde Arbeitsüberlastung, ein hoher Zeit- und Leistungsdruck im Betrieb
oder eine mangelnde Unterstützung und Wertschätzung von Kolleginnen, Kollegen
und Vorgesetzten. Auch private Konflikte oder Doppelbelastungen durch Beruf,
Familie, Haushalt und die Pflege von Angehörigen können die Psyche
beanspruchen. „In den meisten Fällen ist es eine Kombination aus beruflichen und
persönlichen Faktoren, die ein Burnout-Syndrom entstehen lässt“, sagt
Schwarzmann.
Signale ernstnehmen
Obwohl der Begriff „Burnout-Syndrom“ allgemein bekannt
ist, gibt es bislang noch keine einheitliche oder verbindliche medizinische
Definition des Krankheitsbildes. „Erste Anzeichen können eine anhaltende
Müdigkeit und Erschöpfung sein, die auch durch Wochenenden oder Urlaub nicht
aufgefangen werden“, erläutert Schwarzmann. Betroffene fühlen sich oft
antriebslos. Sie können sich schlecht konzentrieren. Ihre Leistung fällt ab.
Aus ihrem sozialen Umfeld ziehen sie sich immer weiter zurück. Sie
vernachlässigen Hobbies, igeln sich zuhause ein, weil ihnen Kraft und
Motivation fehlen. „Nicht selten kommen innere Unruhe, Nervosität,
Schlaflosigkeit und eine ständige Gereiztheit hinzu.“ Die seelischen Probleme
wirken sich auch auf den Körper aus. Das kann dazu führen, dass die Immunabwehr
geschwächt wird. „Außerdem sind psychosomatische Beschwerden wie
Herz-Kreislauf-Probleme, Verdauungsstörungen, Rückenschmerzen, Schwindel,
Gewichtsverlust oder Tinnitus zu beobachten.“
Das Problem ansprechen
Wer diese Signale bei sich erkennt, sollte sich
frühzeitig Hilfe suchen, um die Diagnose zu klären. Der Hausarzt ist dabei der
erste Ansprechpartner. Gespräche mit der Führungskraft und den Kollegen helfen
dabei, die Situation am Arbeitsplatz zu verbessern. Lösungen können schon in
einer klaren Aufgabenverteilung, der Entschärfung des Zeitdrucks oder dem
Gewähren von mehr Handlungsspielraum liegen. Klar ist: Gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen
tragen dazu bei, dass Beschäftigte erst gar nicht an einem Burnout-Syndrom
erkranken. Hier ist der Arbeitgeber in der Pflicht. „Er muss auch die
psychischen Belastungen am Arbeitsplatz in einer Gefährdungsbeurteilung
ermitteln. Instrumente und Praxishilfen bietet beispielsweise das PegA-Programm
der BGHW“, sagt Schwarzmann. Sinnvoll ist zudem, betriebliche Akteure mithilfe
von Seminaren oder Informationsmaterialien für die Themen „Psychische Belastung
und Beanspruchung“ und „Burnout“ zu sensibilisieren.
Neues BGHW-Wissensmodul
Die wichtigsten Fakten zum Burnout-Syndrom hat die BGHW
im einem neuen Wissensmodul „Psychische Belastung und Beanspruchung –
Beanspruchung im Detail: Burnout“ zusammengefasst. Hier finden Unternehmerinnen
und Unternehmer sowie Führungskräfte unter anderem Tipps, wie sie ein
Arbeitsumfeld schaffen können, in welchem das Burnout-Syndrom keine Chance hat.
Psychische Belastungen ermitteln mit PegA
Zur Ermittlung der psychischen Belastung im Handel bietet
die BGHW das PegA-Programm für den Einzelhandel an. PegA steht für Psychische
Belastung erfassen, gesunde Arbeit gestalten. Darin enthalten das
Workshopkonzept „PegA-Team" sowie Instrumente für die Ermittlung der
psychischen Belastung mittels Begehung oder Mitarbeiterbefragung. Das
PegA-Programm bietet zudem weitere Praxishilfen, die die Berücksichtigung der
psychischen Faktoren in der Gefährdungsbeurteilung erleichtern.
Quelle - Text und Foto: Berufsgenossenschaft Handel und
Warenlogistik,
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