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Wasser spendieren: Stadtbäume leiden unter Hitze und Trockenheit

Mittwoch, den 12. August 2020

Berlin. Bäume machen das Leben in der Stadt auch in Zeiten von Hitze erträglich, denn sie spenden Schatten und lassen die Umgebungstemperatur spürbar sinken. Um uns diesen Dienst zu erweisen, ist unsere Stadtnatur auf genügend Feuchtigkeit angewiesen. Während viele Menschen ihre eigenen Pflanzen in der Wohnung oder auf dem Balkon und im Garten regelmäßig gießen, geraten die Bäume auf öffentlichem Boden schnell in Vergessenheit. „In vielen Gebieten Deutschlands ist es trotz Regenfällen in den letzten Tagen und Wochen aktuell viel zu trocken, um unsere Stadtbäume ausreichend mit Wasser zu versorgen“, sagt Afra Heil, Expertin für Stadtnaturschutz beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). 

Die meisten Bäume haben in der Stadt mit Bodenverdichtung, zu kleinen Baumscheiben und Belastung durch Schadstoffe zu kämpfen. Insbesondere junge Bäume oder Flachwurzler kommen nicht an das Grundwasser heran, das vielerorts durch die zurückliegenden Hitzejahre zudem gesunken ist. Sie sind deshalb auf zusätzliche Wasserversorgung angewiesen. „Bäume im Trockenstress erkennt man daran, dass sich ihre Blätter einrollen und vergilben“, erklärt Heil. „In letzter Konsequenz werfen die Bäume ihre Blätter ab.“ Im höchsten Wipfel sind die Symptome zuerst sichtbar: Bei anhaltender Trockenheit wird ein Großteil oder gar die ganze Baumkrone schütter und durchsichtig. Die Bäume bilden dann auch nur noch kleinere und sichtbar hellere Blätter aus.

„Wer dem Stadtbaum vor der Haustür helfen möchte, kann die Arbeit der Kommunen und Städte beim Gießen zeitweise unterstützen“, rät Heil. BUND-Tipp: Es empfiehlt sich, ausgewachsene Bäume einmal pro Woche mit circa acht bis zehn 10-Liter-Eimern zu gießen. Einmal wöchentlich eine große Menge Wasser zu gießen ist effektiver als täglich eine kleine Menge, denn nur so erreicht das Wasser auch die tiefen Wurzeln. Andernfalls verbleibt es an der Oberfläche, wo es schnell wieder verdunstet „Beim Gießen sollte nach Möglichkeit auf Brauch- und Regenwasser zurückgegriffen werden“, so die Expertin.

Die Baumscheibe sollte beim Gießen erst ein wenig angefeuchtet werden, damit die Erde das Wasser besser aufnimmt. Gießringe um den Baum können das Wasser länger in Baumnähe halten, oftmals ist ein Ring aus Erde rund um den Baum schon ausreichend. Noch besser sind große, bepflanzte Baumscheiben, denn die anderen Pflanzen halten den Boden zusätzlich locker und schützen vor direkter Sonneneinstrahlung. Durch die Auflockerung wird der Boden wiederum aufnahmefähiger. „Mit geeigneten Pflanzen lassen sich hier auch kleine Oasen für Insekten schaffen“, sagt Heil abschließend. „Das kommt nicht nur den Bäumen zugute, sondern verbessert auch unsere Lebensqualität in den Städten.“

Weitere Hinweise:

Viele Kommunen erlauben die private Bepflanzung von Baumscheiben, in der Regel ist jedoch eine gesonderte Genehmigung notwendig. Bei der Bepflanzung von Baumscheiben ist darauf zu achten, dass die Baumwurzeln nicht verletzt werden, tiefer als 10 Zentimeter sollte der Boden deshalb nicht aufgelockert werden. Wenn neue Erde aufgebracht wird, sollte diese nicht höher als 2 Zentimeter aufgeschüttet werden.

Der Erhalt von Straßen- und Parkbäumen durch Städte und Kommunen ist eine der wichtigsten Anpassungsmaßnahmen an die Erderhitzung. Neben der Nothilfe empfiehlt es sich auch direkte Verbesserungsvorschläge für den langfristigen Schutz grüner Infrastruktur direkt an Abgeordnete, Bürgermeister*innen und Stadträt*innen zu schicken. Wirksam für Bäume in der Klimakrise sind neben Maßnahmen zum allgemeinen Klimaschutz:

-  die Entsiegelung von Wegen und Plätzen, um mehr Wasser im Boden zu speichern,

-  die Vergrößerung von Baumscheiben und Grünstreifen, um Bäumen mehr Raum zu geben,

-  und die dauerhafte Bepflanzung mit geeigneten heimischen Bodenbedeckern, die den Boden vor Verdunstung schützen und Insekten Futter und Heimat bieten.

Symbolfoto/Privat