Experten fordern bessere Kennzeichnung,
weniger Chemie und Höchstgrenzen für
Zucker
Baierbrunn (ots). Jedes siebte Kind in
Deutschland ist übergewichtig - eine
Folge mangelnder Bewegung und ungesunder Ernährung. Die meisten Heranwachsenden
essen zu wenig Obst, Gemüse und Vollkorn,
dafür zu viel Fleisch, Wurst, Süßigkeiten,
Limonaden und Knabbereien.
Schuld daran ist vor allem eine
"ernährungsfeindliche Umgebung", sagt der Hamburger
Ernährungsmediziner Dr. Matthias Riedl in der aktuellen Ausgabe des
Apothekenmagazins "Baby und Familie", und meint damit zum Beispiel
die Werbung für Kinderlebensmittel.
Egal ob es bunte Comic-Figuren auf
Cerealien sind, Zeichentrickfiguren, die im TV Puddings anpreisen, oder
Influencer im Internet: Überfall verführen Lebensmittelhersteller Kids und
Erwachsene zum Kauf ungesunder Produkte. "Die Industrie arbeitet gegen die
Eltern", kritisiert Saskia Reinbeck von der Verbraucherorganisation
Foodwatch. 85,5 Prozent der Kinderlebensmittel entsprechen laut einer Studie
der Verbraucherorganisation nicht den Nährwertempfehlungen der WHO, enthalten
zu viel Fett, Zucker und Salz.
Die Ampelkoalition hat sich nun auf ein
Verbot für an Kinder gerichtete Werbung für
ungesunde Lebensmittel verständigt. In den Augen von Dr. Matthias Riedl ist das
nicht ausreichend. Er fordert: "Der Chemieeinsatz in Nahrungsmitteln muss
dringend eingeschränkt werden. Nötig sind auch Mindestvorgaben für den Ballaststoffgehalt in Fertigprodukten und verbindliche
Höchstgrenzen für Zucker." Besonders problematisch: Der Konsum
zuckerhaltiger Getränke.
"Die Kids werden auf den übersüßen Geschmack geprägt und nehmen Unmengen an Energie zu
sich." In Großbritannien werden Getränkehersteller deswegen zur Kasse
gebeten: Ein Getränk mit mehr als fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter wird mit
21 Cent pro Liter besteuert, bei acht Gramm sind es sogar 33 Cent. Die Folge:
Die Hersteller haben den Zuckergehalt reduziert, so spart jeder Einzelne drei
Teelöffel Zucker pro Woche.
Welche Strategien die Lebensmittelindustrie
nutzt, um Kleinkindern ungesundes Essen schmackhaft zu machen, lesen Sie in der
aktuellen März-Ausgabe von "Baby und Familie". Spannende Hintergründe finden sich auch unter a-u.de/ernaehrungs-lobby.
Text / Foto: Wort & Bild Verlag - news
aktuell / W&B_Nina Dickmann