Milcherzeuger in Burkina Faso und Deutschland fordern Mitbestimmung am
Markt
Aus dem westafrikanischen Burkina Faso ist ein Delegation von
Milcherzeugern zu Besuch in Deutschland. Sie tauschen sich mit
Berufskollegen aus. „Wir arbeiten daran, unsere eigene
kleinstrukturierte, nachhaltige Milchwirtschaft auf- und auszubauen“,
sagt Mariam Diallo von PASMEP, einer MISEREOR-Partnerorganisation aus
Burkina Faso, die halbnomadische Viehhalterfamilien unterstützt. „Unser
Ziel ist es, die Existenz vieler Bäuerinnen und Bauern zu sichern und
Arbeitsplätze in der Verarbeitung zu schaffen. Billige
Milchpulverimporte aus Europa erschweren den Auf- und Ausbau unserer
eigenen lokalen Milchwirtschaft jedoch enorm, darauf wollen wir hier in
Deutschland aufmerksam machen.“
Daten der /Eurostat Comext/ zeigen eindeutig, dass die massive
Exportorientierung der Agrarpolitik wirkt. In zehn Jahren sind die
Ausfuhren billiger Massenprodukte wie Magermilchpulver aus Europa um das
6,5-Fache gestiegen auf 574.200 Tonnen im Jahr 2016. Deutschland
exportiert davon 115.800 Tonnen und hat die Ausfuhren um das 9-Fache
erhöht.
„In den vergangenen zwei Jahren haben täglich zehn Milchhöfe in
Deutschland aufgegeben. Das ist auch eine Folge der zerstörerischen
Exportorientierung und der damit verbundenen extrem niedrigen
Milchpreise. Das Gerede von den Chancen am Weltmarkt haben wir
Milchbauern satt,“ sagt Reiko Wöllert, Geschäftsführer der
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Mitteldeutschland (AbL).
„Deutschlands größte Molkerei Deutsches Milchkontor (DMK), als ein
Beispiel, kann die Marktlage ausnutzen, denn es findet kaum Wettbewerb
um die Rohmilch zwischen den Molkereien statt. Die Milcherzeuger müssen
ihre gesamte Milch an die Molkereien liefern und haben sehr lange
Lieferverträge. Das kritisierte jüngst das Bundeskartellamt in seinem
Sachstandbericht.“
Es ist dringend erforderlich, dass die Milchbäuerinnen und -bauern am
Markt mitbestimmen und mitgestalten können. Dafür muss die
agrarpolitische Exportorientierung beendet werden. Stattdessen braucht
es eine regional orientierte Qualitätsstrategie und faire Wettbewerbs-
und Marktbedingungen für Milcherzeuger.
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Mitteldeutschland