2. Juli 2022
Foto: Ambrosia Pflanze
(ams). Sie wächst unscheinbar am Straßenrand, auf Brachflächen, Baustellen oder Äckern und sorgt dafür, dass Allergie-Geplagte länger und stärker leiden: Ambrosia artemisiifolia, eine hochallergene Pflanze, die sich in Europa immer mehr verbreitet. Schon eine geringe Konzentration ihrer Pollen reicht aus, um allergische Reaktionen wie Bindehautreizungen, Heuschnupfen oder allergisches Asthma auszulösen. Der Klimawandel verstärkt das allergene Potenzial vermutlich zusätzlich, so das Umweltbundesamt.
Nanu! Immer noch Heuschnupfen, und das im Oktober? Ursache kann das Beifußblättrige Traubenkraut mit dem botanischen Namen Ambrosia artemisiifolia sein, auch Beifuß-Ambrosia genannt. Die Blütezeit dieser hochallergenen Pflanze fängt im Juli an und zieht sich bis zum ersten Frost, sodass Allergikerinnen und Allergiker weit über den Sommer hinaus leiden. Die Ambrosia-Pflanze, die ursprünglich aus Nordamerika stammt, fühlt sich durch die Erderwärmung zunehmend auch in Nordeuropa wohl. "Die klimatischen Veränderungen führen aber auch dazu, dass die Pollensaison bei den heimischen Arten früher beginnt und auch länger andauert", sagt Dr. Eike Eymers, Ärztin im AOK-Bundesverband.
Besonders im Süden und Osten Deutschlands verbreitet
Ambrosia wurde bereits im 19. Jahrhundert in Europa eingeschleppt, vermutlich über Samen im Vogelfutter. Die Pflanze hatte sich zunächst vor allem in Südosteuropa ausgebreitet. Doch inzwischen wächst sie auch in Deutschland auf Äckern, Brachflächen, Baustellen oder am Straßenrand - besonders in Süd- und Ostdeutschland. Das wuchernde Unkraut stört nicht nur die Bauern, sondern droht zu einem ernstzunehmenden gesundheitlichen Problem zu werden. Laut Bundesumweltamt gelten die Pollen als fünfmal allergener als Gräserpollen. "Und Menschen, die bereits auf den Gemeinen Beifuß allergisch reagieren, durchlaufen keine Sensibilisierungsphase mehr, sondern die Allergie kann sofort entstehen", so Ärztin Eymers. Neben diesen klassischen Heuschnupfen-Symptomen passiert bei einem besonders hohen Anteil der Ambrosia-Geplagten ein "Etagenwechsel": Sie entwickeln Asthma. Zudem können Hautreaktionen auftreten, wenn man die Pflanze anfasst.
"Fernflüge" von Pollen
Forscherinnen und Forscher gehen laut der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit davon aus, dass das Vorkommen von Allergien aufgrund der Erderwärmung zunehmen wird. Nicht nur die Pollenzeit verlängert sich, auch die Verbreitungsgebiete dieser Samenzellen werden größer, weil pollengeladene Luftmassen durch Winde über größere Distanzen getragen werden. Für die Versorgung von allergischen Erkrankungen ist das eine Herausforderung, wie das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) in seinem Versorgungs-Report "Klima und Gesundheit" darlegt.
Das Problem an der Wurzel packen
Seit etwa 15 Jahren wird in Deutschland Ambrosia als gesundheitsgefährdende Pflanze wahrgenommen, viele Aktivitäten sind seitdem auf Bundes- und Landesebene gestartet – mit dem Ziel, die weitere Ausbreitung zu verhindern. So kann sich jede und jeder beteiligen, indem Funde gemeldet werden - entweder vor Ort beim Grünflächenamt, beim Pflanzenschutzamt, dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (Julius Kühn-Institut) oder auf dieser Internetseite: ambrosiascout.de.
Hat sich eine Ambrosia-Pflanze im Garten verirrt - etwa um ein Futterhäuschen herum, weil das Vogelfutter mit Ambrosia-Samen verunreinigt war -, heißt es: ausreißen, und zwar mitsamt den Wurzeln und am besten noch vor der Blüte, also vor Juli. "Man sollte dabei unbedingt Handschuhe tragen, da auch Hautreaktionen nach direktem Kontakt möglich sind", rät Medizinerin Eymers. Entsorgen kann man die Pflanze über Kompost oder Mülltonne, solange sie noch nicht blüht. Zeigen sich bereits Blüten, trägt man zusätzlich am besten noch eine Feinstaubmaske und gibt die Pflanze verpackt in den Hausmüll. Allergikerinnen und Allergiker sollten diese Arbeiten allerdings nicht verrichten.
Ambrosia erkennen
Doch wie erkennt man die Pflanze, die zuerst Möhrenkraut ähnelt und später dem Beifuß? Die Stängel sind abstehend, oft rötlich behaart. Die Blätter sind doppelt gefiedert mit grüner Unterseite - statt weißer Unterseite wie beim Beifuß. Und die Blüte ähnelt einer Ähre. Die buschig wachsende Pflanze kann bis zu zwei Meter hoch werden. Detailaufnahmen und eine ausführliche Beschreibung der Ambrosia-Pflanze gibt es unter anderem auf
ambrosiascout.de.
Text / Foto: AOK-Bundesverband / pixabay