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Karl Lauterbach: Notfallzulassung von AstraZeneca-Impfstoff in Deutschland prüfen

Samstag, den 9. Januar 2021

SPD-Gesundheitsexperte Prof. Karl Lauterbach (Foto) hat eine rasche Zulassung des Corona-Impfstoffs von AstraZeneca ins Spiel gebracht, die Beschaffungs-Strategie der Europäischen Union hart kritisiert und vor einer unkontrollierten Ausbreitung der Pandemie durch Mutationen gewarnt. "Wir sollten in Deutschland eine vorläufige Notfallzulassung prüfen, die dann in eine endgültige Zulassung umzuwandeln ist, wenn sich die europäische Arzneimittelbehörde bewegt hat", äußerte sich Lauterbach im Fernsehsender phoenix (Freitag, 8. Januar). Der AstraZeneca-Impfstoff sei eine "wichtige Hoffnung" und könne mit dafür sorgen, dass in Deutschland die Menschen schneller geimpft würden. "Ich halte diesen Impfstoff für ausreichend sicher und ausreichend wirksam", so Lauterbach.

Deutliche Kritik übte der SPD-Politiker angesichts der schleppenden Impfstoff-Produktion an der EU. "Europa hätte mehr Impfstoff auf Verdacht kaufen und in die Produktion investieren müssen. Da hat man am falschen Ende gespart", rügte Lauterbach die Strategie der Gemeinschaft. Deutschland stehe jetzt vor herausfordernden Monaten, "die nächsten zwölf Wochen werden die schwersten der Pandemie". Die große Sorge der politisch Verantwortlichen sei es, dass man die Inzidenzzahlen nicht deutlich absenken könne, bevor man es mit gefährlichen Virus-Entartungen zu tun bekomme. Bei der sogenannten englischen Mutation "müssen wir davon ausgehen, dass die Ansteckung um bis zu 50 Prozent höher ist", so Lauterbach.

Der SPD-Gesundheitsexperte sprach sich dafür aus, die notwendige zweite Impfung der Bürger nach hinten zu verschieben. So werde es gelingen, in den kommenden drei Monaten statt 5,5 Millionen Menschen die doppelte Anzahl versorgen zu können. "Wir hätten dann zwar nicht den perfekten Impfschutz, aber es käme - nach allem was wir wissen - zu keinen weiteren Todesfällen. Wir haben viel mehr zu gewinnen, als zu verlieren." Lauterbach sprach sich erneut für eine Verlängerung des Lockdowns aus, bis man einen Inzidenzwert von 25 erreicht habe, weil dies größere Sicherheit bringe. Ein Wert von 50 sei "auf Kante genäht". Man habe zu oft in der Vergangenheit den Fehler begangen, zu früh aus einem Lockdown herauszugehen. "Immer Daten zu nennen, die wir dann doch nicht einhalten können, zermürbt", meinte Lauterbach.