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Kaminsky Anna 2016  c  Bundesstiftung Aufarbeitung, Fotografin Ladan Rezaien

Stadtbibliothek Magdeburg: Lesung und Diskussion über „Frauen in der DDR“

Anna Kaminsky entzaubert das Idealbild der „Frau im Sozialismus“


Für Kinderbetreuung war gesorgt, Familie und Beruf waren gut zu
vereinbaren: Die DDR-Oberen brüsteten sich gern mit vermeintlich
gleichberechtigten Frauen, von denen rund 90 Prozent berufstätig waren –
ein internationaler Spitzenwert. Der Blick auf die Realität fällt jedoch
ernüchternd aus, wie Anna Kaminsky in ihrer umfassenden Studie „Frauen
in der DDR“ zeigt, die sie am Donnerstag, 16. November, um 19.30 Uhr in
der Stadtbibliothek zur Diskussion stellt.
 
Die Autorin hinterfragt nicht nur die gängigen propagandistischen
Leitbilder, sondern gibt mit ihrer Gesamtschau einen Einblick in die
Vielfalt weiblicher Lebensentwürfe in der DDR. Die Ausführungen werden
von zahlreichen historischen Fotos ergänzt, darunter eindrucksvolle
zeittypische Frauenporträts, die Anna Kaminsky auch während der Lesung
präsentiert. 
 
Sichtbar wird, wie sich die Lebensumstände von Frauen in der DDR sowie
auch die Rollenbilder über die Jahre veränderten und mit welchen
Maßnahmen der Staat Einfluss nahm, um das Idealbild der „Frau im
Sozialismus“ Wirklichkeit werden zu lassen. Die DDR-Expertin zeigt aber
auch, wie es den Frauen erging, die den gesellschaftlichen und
politischen Erwartungen nicht nachkommen wollten, und bezieht dabei
literarische Werke über Frauen wie die von Maxie Wander, Brigitte
Reimann oder Irmtraud Morgner ein. Zusätzlich werden die Lebenswege
prominenter Frauen aus unterschiedlichen Milieus einander
gegenübergestellt.

Thema ist auch, was den Frauen nach der deutschen Einheit 1990
abverlangt wurde. Sie waren weit mehr als die Männer von den veränderten
Lebensumständen betroffen. Zwei (Frauen-)Welten prallten aufeinander,
die bis heute nicht versöhnt sind, glaubt die Autorin.
 
Anna Kaminsky studierte Sprachwissenschaft in Leipzig und arbeitete
nach der Promotion in verschiedenen Forschungs- und
Ausstellungsprojekten mit. Seit 2001 ist sie Geschäftsführerin der
Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Gemeinsam mit der
Stadtbibliothek lädt am Donnerstagabend die Landeszentrale für
politische Bildung Sachsen-Anhalt zur Lesung und Diskussion mit Anna
Kaminsky ein. Alle interessierten Besucher sind herzlich willkommen. 

Der Eintritt ist frei.

 Bild:  Anna Kaminsky  2016 (c) Bundesstiftung Aufarbeitung, Fotografin Ladan Rezaien