Dienstag, den 1. September 2020
Von Kathleen Radunsky-Neumann
Diese Zahl kann sich sehen lassen: 42 Frauen und Männer starten ihr Berufsleben
mit einer Ausbildung am Klinikum Magdeburg. So viele Azubis auf einen Schlag hat
es in der Geschichte des Krankenhauses in Olvenstedt noch nicht gegeben. „Bislang
hatten wir jährlich 24 Ausbildungsplätze in der Pflege zur Verfügung, dabei sind 12
im März und weitere 12 Azubis im September gestartet“, blickt Grit Zwernemann,
Pflegedirektorin des Klinikums Magdeburg, zurück. 2020 ist alles anders: Dank dem
neuen Pflegeberufegesetz und der geänderten Ausbildungsfinanzierung in der Pflege
konnte die Platzzahl erhöht werden.
So haben allein im August fünf Frauen und Männer die Ausbildung zum medizinischtechnischen Radiologieassistenten (MTRA) begonnen und am 1. September starten
20 künftige Pflegefrauen und –männer sowie sechs künftige operationstechnische
Assistenten (OTA) ihre Lehrjahre am Klinikum Magdeburg. Zu diesen meist noch
jungen Menschen gesellen sich außerdem elf Frauen und Männer, die bislang als
Pflegehelfer am Klinikum Magdeburg gearbeitet haben und sich nun ab dem 1.
September zu Pflegefachfrauen- und –männern weiterqualifizieren. „Wir haben also
parallel die Möglichkeit ergriffen, dank des neuen Pflegeberufegesetzes unsere
Mitarbeiter, die bislang als Pflegehelfer bei uns tätig sind, so in Ausbildung zu
bringen. So werden die einstigen Pflegehelfer während der Ausbildung nicht
finanziell schlechter gestellt, nennt sie den Vorteil. Und so kommt es eben, dass
unter den meist 16- bis 20-jährigen Auszubildenden ab September auch Azubis
lernen werden, die bereits 50 Jahre alt sind. „Dazu muss man Mut haben, einerseits
des Alters wegen und andererseits haben die meisten Pflegehelfer bereits ein oder
zwei Ausbildungen hinter sich“, berichtet die Pflegedirektorin.
Sie ist sichtlich stolz auf die nicht zu verachtende Zahl an Azubis. Natürlich hofft sie
hierbei auch auf eine „große Ausbeute“ am Ende der Ausbildung. „Der Pflegemarkt
war nie so dünn wie heute“, verrät sie kein Geheimnis. Das betrifft nicht nur die
klassischen Pflegekräfte auf Station. Für den OP werden beispielsweise nun zum
zweiten Mal OTA im Klinikum Magdeburg ausgebildet – nicht ohne Grund. Und bei
den Radiologieassistenten (MTRA) rechnet die Pflegedirektorin mit rund 25 Prozent
Schwund allein durch Renteneintritte in den kommenden Jahren.
„Viele Branchen kämpfen um Fachkräfte“, sagt sie. Heute erhalten Auszubildende
am Klinikum Magdeburg bereits im zweiten Lehrjahr einen Vorvertrag. „Das ist ein
Richtungswechsel um 360 Grad“, schätzt sie ein. Ähnlich verhält es sich mit den
Bewerberzahlen. Früher habe es mehr als 1000 Bewerbungen allein im
Pflegebereich gegeben.
Ist der Pflegeberuf nicht mehr attraktiv? Im Krankenhaus sind die Mitarbeiter*innen
24 Stunden an sieben Tagen in der Woche für die Patienten und die Versorgung
verantwortlich. „Das bedeutet eben das Arbeiten in drei Schichten“, nennt Grit
Zwernemann die Realität beim Namen. Gleichzeitig, und da gerät sie ins
Schwärmen, ist der Pflegeberuf hoch komplex. Sicherlich ist er psychisch und
physisch anstrengend. Dafür sei die Arbeit im Krankenhaus nicht eintönig, denn jeder
Tag, jeder Patient ist anders. „Man erlebt viel Wertschätzung, glückliche Momente
und auch traurige Momente“, sagt sie und hebt gleichzeitig die
Qualifizierungsmöglichkeiten hervor. „Außerdem sind wir im Klinikum Magdeburg
super ausgestattet von Technik, Materialien und Unterstützung durch Kollegen“, zählt sie weitere Vorteile des Pflegeberufs im Allgemeinen und im Klinikum Magdeburg als
Arbeitsort im Speziellen auf.
Wenngleich die Bewerberzahlen stark zurückgegangen sind, ein Auswahlprozess
findet nach wie vor statt. „Es muss aus der Bewerbung heraus erkennbar sein, dass
sich die Bewerber ein wenig mit dem Beruf auseinandergesetzt haben“, sagt Grit
Zwernemann. Auch Praktikumserfahrungen sind ein Vorteil. „Nur so erfahren die
meist jungen Menschen, was es heißt, einen Menschen in seiner Einschränkung zu
unterstützen.“
Fotos © Klinikum Magdeburg / Kathleen Radunsky-Neumann
Foto 1 & 2: Hier sind unsere frischen Auszubildenden zu
sehen, die den Beruf der/des Pflegefachfrau/-mann erlernen.
Foto 3: Diese sechs Frauen und Männer erlernen den Beruf des
operationstechnischen Assistenten (OTA).
Foto 4: Das sind unsere medizinisch-technischen Radiologieassistenten:
Die beiden Praxisanleiter für die MTRA Vanessa Bartsch (links) und Henriette
Oppermann (rechts) haben ihre „Küken“ in ihrer Mitte: Melina Schulze (links) und
Alina Rupienski, hinten stehen Steven Hasenkrug (links) und Vincent Vogt.
Foto 5: Das sind unsere „alten Hasen“. Sie haben
bereits mindestens zwei Jahre als
Pflegehelfer im Klinikum Magdeburg
gearbeitet und stellen sich nun der
Ausbildung zur/zum Pflegefachfrau/-mann.