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Domherr epitaph im dom web

Magdeburg-News: Der Domherr Heinrich von der Asseburg und der Breite Weg

Sonntag, den 24. Mai 2020

Von Doris Richter 

Der Breite Weg ist die wichtigste Hauptgeschäftsstraße in der Altstadt von Magdeburg, erstmals wegen des Stadtbrandes von 1207 genannt. Im Dreißigjährigen Krieg wurde auch diese Straße zerstört. In der brandenburg-preußischen Ausbauphase wurde unter dem Gouverneur Fürst Leopold von Anhalt-Dessau ein Gesamtbild aufwendiger Barockfassaden errichtet. Der Breite Weg galt früher aufgrund seiner großzügigen Palaisbauten und Bürgerhäuser im Stil des Barock als schönste Barockstraße Deutschlands. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Barockstraße weitgehend zerstört.

Im 17. Jahrhundert hatten Domherren ihre Wohnungen in Magdeburg im Breiten Weg. So auch der Domherr Heinrich von der Asseburg (1576-1611) mit seiner Familie in der Nummer 19. Er war verheiratet mit Sophie von Hahn. Seine Frau war sehr freundlich. Sie liebte schönen Schmuck. Plötzlich erkrankte sie evtl. bei einer Geburt, kann man nicht genau sagen woran. Urplötzlich schloss sie die Augen. Sie wurde in der Gruft der Asseburgs im Dom beigesetzt. Prunkvoll mit allen Ehren und ihrem ganzen Schmuck. Der Bestatter hat das gut beobachtet und dachte sich, wenn sie dort begraben liegt, sieht man ja ihren wundervollen Schmuck sowieso nicht. Er fasste seinen ganzen Mut, stieg in die Gruft und entnahm diesen Schmuck: Kette, Armband, Ohrringe und wollte ihr den Ring vom Finger ziehen. Es ging aber nicht. Er holte ein Messer und wollte ihr den Finger samt Ring abschneiden. Urplötzlich schlug sie die Augen auf. Er erschrak und viel fast in die Gruft. 

Aber Sophie stand auf und lief vom Dom in den Breiten Weg nach Hause. Dort klingelte sie. Ein Diener öffnete und erschrak, lief zu seinem Herrn und sagte: „Herr, vor der Tür steht ihre Frau.“. Er lachte und sagte: „Eher läuft mein weiße Ross die Treppe rauf und schaut aus der Dachluke.“ Gesagt getan. Es trampelte laut auf der Treppe und das Ross lief die Treppe hoch und schaute aus dem Fenster. Seitdem hieß dieses Haus am Breiten Weg 19 „Zum weißen Ross“. Sophie lebte noch glücklich mit ihrem Mann. Sie bekam noch 3 Kinder. Eins davon war eine Totgeburt. Im Dom gibt es an der Wand des Südturms ein Epitaph aus Holz von 1611, man sieht darauf links den Domherren und rechts Sophie mit ihren beiden Kindern, die genau so blass aussehen wie Scheintote.
 
Als Stadtführerin weiß Doris Richter viel Wissenswertes über unsere Heimatstadt zu erzählen. In den magdeburger-news.de erläutert sie Namen und Themen, bei denen nicht nur Touristen Neues erfahren, sondern sicher auch eingefleischte Magdeburger.