Foto: Frau mit Schluckauf, die sich die Hand vor den Mund
und die andere Hand auf den Bauch hält
(ams). Zum Thema Schluckauf konnte Charles Osborne
vermutlich eine Menge erzählen: 68 Jahre lang litt der US-Amerikaner unter
chronischem "Singultus" (lat. für Schluckauf) und hat es mit fast 430
Millionen Hicksern in das Guinness-Buch der Rekorde gebracht. Dann war sein
Hicksen plötzlich weg. Der Schluckauf mag lästig sein, in fast allen Fällen ist
er jedoch harmlos und verschwindet schnell wieder. Dabei können diverse,
teilweise skurril anmutende Hausmittel helfen.
Verursacht wird ein Schluckauf durch plötzliches
Verkrampfen des Zwerchfells, das zwischen Bauch- und Brusthöhle liegt. Dabei
aktiviert der Zwerchfellnerv (Nervus phrenicus) die Zwerchfellmuskeln - in der
Folge schließt sich reflexartig die Stimmritze zwischen den Stimmbändern. Die
Luft in der Lunge kann nicht vollständig ausgeatmet werden, und die von außen
einströmende Atemluft stößt gegen die geschlossenen Stimmbänder. Es kommt zum
typischen Hicksen, das meist innerhalb weniger Minuten von selbst aufhört.
"Meist bleibt die Ursache von vorübergehendem
Schluckauf ungeklärt. Als Auslöser werden ganz alltägliche Dinge oder
Situationen angenommen, zum Beispiel, wenn zu schnell gegessen oder getrunken
wird, kohlensäurehaltige Getränke konsumiert werden oder wenn Speisen und
Getränke sehr heiß oder sehr kalt sind", sagt Dr. Astrid Maroß, Ärztin im
AOK-Bundesverband. Auch psychische Einflüsse wie Stress, Aufregung oder
Erschrecken kommen als Ursachen infrage. Den ersten Schluckauf haben Menschen übrigens
schon im Mutterleib. Um die Lungenentwicklung zu unterstützen, unternimmt das
Ungeborene erste Atemübungen: Bei maximaler Atembewegung erfolgt der Verschluss
der Stimmritze, was manchmal zu Hicksern führen kann.
Konzentration auf etwas anders lenken
Gegen akuten Schluckauf gibt es jede Menge Hausmittel. So
kann man beispielsweise ein Glas Wasser trinken oder mit Wasser gurgeln, auf
die Augäpfel drücken, Niesen provozieren, die Knie eng zur Brust ziehen oder
die Luft anhalten. Beliebt ist auch, sich heftig erschrecken zu lassen oder an
sieben Männer mit Glatze zu denken, weiß der Volksmund. "Der Hintergedanke
ist ganz einfach, die Konzentration auf etwas anderes zu lenken und Zeit zu
gewinnen bis die Beruhigung von selbst eintritt.
Andere Methoden produzieren einen Reiz zum Beispiel an
den Nerven der Rachenhinterwand, um in die nervale Regulation
einzugreifen", so Medizinerin Maroß.
In aller Regel verschwindet das lästige Hicksen ohnehin
wieder. Hält der Schluckauf über viele Stunden oder gar Tage an, sollte die
Ursache ärztlich abgeklärt werden. Er wird jedoch nur in sehr seltenen Fällen
chronisch. Auslöser für einen länger andauernden Singultus können zum Beispiel
zu viel Alkohol, ein Medikament, Magen-/Darm- oder Stoffwechselerkrankungen
sein, aber auch eine vorausgegangene Operation oder eine Störung im zentralen
Nervensystem.
Mögliche Warnzeichen bei anhaltendem oder immer
wiederkehrendem Schluckauf sind zusätzliche Beschwerden wie Müdigkeit,
Gewichtsverlust oder Schwellungen im Halsbereich. Sie deuten ebenfalls auf eine
Krankheit als Ursache hin. Lässt sich der Grund für einen andauernden
Schluckauf nicht klären oder beheben, können Atem- und Verhaltenstherapien oder
eine medikamentöse Therapie versucht werden.
Text / Foto: AOK Bundesverband (ams-Ratgeber)