Magdeburg, 20. Mai 2018
Mit Leder umzugehen wurde der jungen Unternehmerin Viktoria Wilkens quasi in die Wiege gelegt. Schon als Baby lag sie oft auf Opas und Omas Zuschneidetisch und war auch als Kind oft in der Werkstatt. Den Geruch von Leder hat sie heute wie damals in der Nase. 2013 hat sie die Handschuhmanufaktur von Opa Claus Schmidt übernommen und führt seit dem einen der letzten dieser Handwerksbetriebe in Deutschland.
„1955 legte Opa die Meisterprüfung ab und gründete zusammen mit dem Urgroßvater den Familienbetrieb. 1984 war er in der DDR alleiniger Hersteller für orthopädische Maßhandschuhe und beschäftigte bis zu acht Mitarbeiter“, erzählt mir die 34-jährige Magdeburgerin mit Stolz. Auch sie könnte wohl bald alleinige Herstellerin handgemachter „Fingerkleider“ sein. Dennoch: Trotz asiatischer Billig-Konkurrenz wagte sie diesen Schritt und will die Familientradition hochhalten.
Neben orthopädischen stellt sie in der Olvenstedter Straße auch modische Damen- und Herrenhandschuhe her. Die Kundschaft komme inzwischen nicht nur überall her, sie ist auch bunt gemischt. Junge Leute bestellen ebenso wie Oldtimerfahrer und all jene, die sich etwas von der Masse abheben wollen.
„Leider wurde der Ausbildungsberuf Handschuhmacher abgeschafft“, sagt mir Viktoria Wilkens. Trotzdem hofft sie, dass sich eines Tages Interessenten für diesen „seltenen, aber schönen Beruf mit exklusivem Status“ finden werden und dieser nicht mehr vom Aussterben bedroht ist.
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Foto: Eines der seltensten Handwerke will Viktoria Wilkens mit ihrer Manufaktur in Magdeburg erhalten.