Foto: Dr. Andreas Kiefer / © ABDA/Wagenzik
07. März 2018
Der
Missbrauch von Medikamenten wird von fast der Hälfte der Bundesbürger (43 %)
akzeptiert. 17 % haben verschreibungspflichtige Arzneimittel schon einmal ohne
medizinische Notwendigkeit zur Verbesserung des persönlichen Wohlbefindens
eingenommen. Für weitere 26 % wäre das akzeptabel. Das sind Ergebnisse einer
forsa-Umfrage bei 5000 Bundesbürgern zwischen 16 und 70 Jahren im Auftrag der
Bundesapothekerkammer. „Die Ergebnisse sind erschreckend. Arzneimittel ohne
medizinische Notwendigkeit einzunehmen ist keine Lappalie“, sagt Dr. Andreas
Kiefer, Präsident der Bundesapothekerkammer beim Symposium
„Arzneimittelmissbrauch – Fakten und Herausforderungen“ in Berlin. „Denn
einerseits hat jedes Medikament Risiken und Nebenwirkungen. Andererseits tritt
die erhoffte ‚Doping-Wirkung‘ – wenn überhaupt – höchstens kurzzeitig ein.“
Die Einnahme von Medikamenten für die geistige Leistungsfähigkeit oder die
Stimmungsverbesserung ist breiter akzeptiert als das Doping für die körperliche
Leistungsfähigkeit. Wichtigster Grund für die Einnahme Medikamente ist die
Stimmungsverbesserung oder die Reduzierung von Nervosität bzw. Angst. 13 % der
Befragten haben aus diesem Grund schon mal zu rezeptpflichtigen Medikamenten
gegriffen. Für weitere 20 % käme dies grundsätzlich in Frage. Die Steigerung
von Konzentration und anderer geistiger Leistungen war für 5 % der Grund, schon
einmal ein rezeptpflichtiges Medikament ohne medizinische Notwendigkeit
einzunehmen. Für weitere 22 % ist dies eine Option. Zum Vergleich: Um besser
auszusehen, haben 3 % schon einmal ein rezeptpflichtiges Medikament
eingenommen. Für weitere 10 % käme dies in Frage.
Jeder Zehnte (11 %), der schon einmal rezeptpflichtige Medikamente
missbräuchlich eingenommen hat, beschaffte sie sich illegal über das Internet.
Noch häufiger als verschreibungspflichtige Arzneimittel werden rezeptfreie bzw.
frei verkäufliche Medikamente verharmlost: 30 % der Bundesbürger geben an, sie
schon einmal zur Steigerung des persönlichen Wohlbefindens eingenommen zu
haben. Für weitere 25 % käme es in Frage. Kiefer: „Apotheker sind gefordert, im
persönlichen Beratungsgespräch unsere Patienten über den Nutzen, aber auch die
Risiken von Arzneimitteln aufzuklären. Bei rezeptfreien Medikamenten sind wir
die einzigen, die Patienten informieren und beraten.“