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Barleber See - detailliertes Messprogramm beginnt

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) - 18. Mai 2018


UFZ-Wissenschaftler installieren Messboje

Seit 2016 ist die Wasserqualität des Barleber Sees problematisch und führt zu Einschränkungen seiner Nutzung. Rasant angestiegene Phosphorgehalte sind als Ursache ausgemacht, die Sanierung des Sees ist für 2019 angekündigt. Doch ehe gehandelt wird, muss der Ausgangszustand genau untersucht werden. Seit dem 7. Mai 2018 führen deshalb Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Magdeburg in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung 14-tägliche Untersuchungen der Wasserqualität durch. Nun soll diese Überwachung - auch im Hinblick auf die Absicherung des Badebetriebes - intensiviert werden. Am 29. Mai 2018 wird dazu eine Messboje installiert, die alle zehn Minuten Daten zur Wasserqualität und zum Wetter automatisch erfasst und täglich ans UFZ zur Auswertung übermittelt. Die Messkampagne soll zunächst bis zum Herbst andauern.

Zur Bürgerversammlung im Jugendbegegnungszentrum am Barleber See in Magdeburg am 26. April 2018 hatte Dr. Karsten Rinke, der am UFZ in Magdeburg das Department Seenforschung leitet, zugesagt, die Vorbereitung und Durchführung der vom Oberbürgermeister in der Bürgerversammlung angekündigten Sanierung des Barleber Sees zu unterstützen. Daraufhin begann am 7. Mai 2018 ein Untersuchungsprogramm, bei dem 14-täglich Wasserproben entnommen und Tiefenprofile von Wassertemperatur, elektrischer Leitfähigkeit, pH-Wert, Sauerstoffkonzentration und Algenpigmenten gemessen werden. Diese Parameter geben Auskunft darüber, wie die Temperaturschichtung des Sees sich entwickelt, welche Algengruppen auftreten, wie sie sich über die Tiefe verteilen und wie aktiv sie sind. Die Probenahmen und Messungen finden in der Regel montags statt und sollen zunächst bis zum Herbst andauern. Um die Arbeit zu erleichtern, wurde die Probenahmestelle mit einer gelben Boje gekennzeichnet, die auch entsprechend beschriftet ist. Außerdem wurde in der Nähe dieser Stelle eine Sinkstoff-Falle installiert, die ebenfalls mit einer Boje an der Wasseroberfläche gekennzeichnet ist. Mithilfe der Sinkstoff-Falle wird ermittelt, welche Stoffe in welchen Mengen aus dem Wasser auf den Seegrund sinken und dort entweder dauerhaft verbleiben oder wieder aufgelöst werden können.

Neben den 14-täglichen Messungen sind auch (quasi)kontinuierliche Messungen nahe der Wasseroberfläche vorgesehen. Dazu installiert das UFZ in Abstimmung mit der Stadtverwaltung eine automatische Messboje. Entsprechende Bojen kamen schon auf den Vorsperren der Rappbodetalsperre, auf der Talsperre Bautzen und im Rahmen eines Kooperationsprojektes mit der Chinesischen Akademie der Wissenschaften auf dem Chaohu See in China zum Einsatz. Im Zehnminuten-Takt sollen Messsonden im Wasser Temperatur, elektrische Leitfähigkeit, Sauerstoffkonzentration, pH-Wert, Trübung und Algenpigmente erfassen. Außerdem werden ausgewählte meteorologische Daten gemessen: Windgeschwindigkeit, Windrichtung, Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftdruck, Niederschlag und Globalstrahlung. Einmal täglich werden die Daten automatisch ans UFZ übertragen und dort später ausgewertet. Da die für den Badebetrieb im Barleber See besonders gefährlichen Cyanobakterien (umgangssprachlich Blaualgen) vor allem nahe der Wasseroberfläche auftreten und Probleme bereiten, liefert die Messboje wichtige Zusatzinformationen über die Entstehung von Massenentwicklungen der Cyanobakterien. Darüber hinaus dienen die Bojendaten der Gewässerüberwachung im Sinne der Absicherung des Badebetriebes.

Die Installation der Messboje erfolgt am 29. Mai 2018. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des UFZ-Departments Seenforschung werden sie regelmäßig warten und die Daten auswerten. Das Messprogramm wird zudem durch einen Masterstudenten der Hochschule Magdeburg-Stendal unterstützt. Dies und auch die 14-täglichen Probenahmen werden so erfolgen, dass keine Beeinträchtigungen des Badebetriebs und anderer Freizeitaktivitäten wie Angeln, Surfen oder Segeln zu erwarten sind.

Wir möchten an alle Besucher und Anlieger des Barleber Sees appellieren, die im See  installierten Messgeräte - die Markierungsboje für die Probenahmen, die Sinkstoff-Falle und die Messboje - nicht zu entfernen, zu versetzen oder zu beschädigen. Leider hat sich an anderen Standorten gezeigt, dass Vandalismus und Diebstahl schnell zu Beschädigung oder Verlust von wichtigen und teuren Forschungsgeräten führen, die für Nichtwissenschaftler völlig nutzlos sind. Im Sinne einer erfolgreichen Messkampagne würden wir uns sehr freuen, diese Erfahrungen am Barleber See nicht machen zu müssen, und hoffen auf die Unterstützung der Bevölkerung.

Außerdem möchten wir darauf hinweisen, dass sich interessierte Bürger zur Magdeburger Langen Nacht der Wissenschaften am 2. Juni im UFZ-Zelt im Wissenschaftshafen über das Messprogramm am Barleber See informieren können.

Bild: UFZ-Messsonde in der Rappbodetalsperre
Foto: Burkhard Kühn / UFZ


Hintergrund:

Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg mehr als 1.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.