18. April 2018
Miller: Scheindebatte zur Bejagung des Wolfes überlagert konstruktive Diskussion zum Herdenschutz
Berlin – Der NABU begrüßt den konstruktiven Austausch zum Herdenschutz, aber bewertet auch viele Aussagen der heutigen öffentlichen Anhörung im Umweltausschuss zum Thema Wolf kritisch. „Die Debatte hat wieder einmal gezeigt, dass an vielen Stellen reine Stimmungsmache und Populismus die Wolfsthematik regieren. Anstatt ein möglichst konfliktarmes Zusammenleben von Mensch, Wolf und Weidetier in den Vordergrund zu stellen, werden immer noch unsachliche Forderungen nach der Bejagung von Wölfen sowie haltlose wissenschaftliche Theorien diskutiert“, sagt NABU-Geschäftsführer Leif Miller.
Dabei zeigt die Erfahrung, dass Weidehaltung und Wolf möglich ist - wenn am Herdenschutz gearbeitet wird. „Eine Bejagung des Wolfes ist keine Lösung, denn die Herden müssen geschützt werden, egal ob sechs oder zehn Wölfe in der Region sind. Und hier sind Bund und Länder in der Pflicht, gemeinsam mit den Weidetierhaltern und weiteren Experten Lösungen zu finden“, so Miller. Der NABU fordert deshalb die Einrichtung eines nationalen Herdenschutzzentrums.
Der NABU weist außerdem darauf hin, dass der günstige Erhaltungszustand der zentraleuropäischen Wolfspopulation noch längst nicht erreicht ist, was sowohl wissenschaftlich als auch von der EU-Kommission mehrfach bestätigt wurde. Die unwissenschaftliche Debatte zur Wolfsgenetik und Auflösung von Populationsgrenzen wird dazu genutzt, einen nicht vorhandenen günstigen Erhaltungszustand herbeizureden. „Diese Taktik ist nicht zielführend und aus fachlicher Sicht absurd. Die EU-Kommission hat die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinien jüngst für fit erklärt - der strenge Schutzstatus des Wolfes steht nicht zur Diskussion und die unter anderem von der FDP geforderte Regulierung des Bestandes ist somit obsolet“, sagt NABU-Wolfsexperte Markus Bathen. Der NABU appelliert zudem an DJV und DBV zu einer sachlichen Diskussion zurückzukehren. Die Einordnung des Wolfes ins Jagdrecht kann nicht die Lösung sein und lässt die Schäfer gnadenlos im Stich.
Unabdingbar für ein transparentes und akzeptiertes Wolfsmanagement ist die zentrale Sammlung aller Monitoring-Daten der Länder sowie deren Verfügbarkeit für alle Interessengruppen. Dies ist die Aufgabe der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Wolf (DBBW) als zentrales Expertengremium. Die Förderung der DBBW läuft jedoch im Herbst 2018 aus, so dass alle bisherigen wichtigen Errungenschaften der letzten drei Jahre zunichte gemacht würden. Der NABU fordert die Bundesregierung auf, sich für die Verstetigung der DBBW einzusetzen, anstatt Kapazitäten in unnötige Scheindebatten über Bejagung oder an Verschwörungstheorien grenzende Hybriden-Diskussionen zu stecken. „Jetzt ist die Zeit zu handeln und sich gemeinsam für einen lösungsorientierten, wissensbasierten Umgang mit der Wildtierart Wolf einzusetzen, um eine nachhaltige Koexistenz von Mensch und Wolf zu ermöglichen. Dabei ist praktikabler, flächendeckender Herdenschutz das A und O“, so Bathen.