Experten der Oberberg Fachkliniken klären
über Suchterkrankungen auf
Berlin (ots). Der Jahreswechsel bringt
häufig gute Vorsätze mit sich: nicht mehr so viel rauchen, trinken, essen,
spielen, dafür mehr Sport, mehr Zeit für die Familie und für sich...
Ist allerdings aus einer eher schlechten
Gewohnheit eine Sucht geworden, reicht die bewusste Entscheidung oder der
Neujahrsvorsatz meistens nicht mehr aus, um sich wieder von ihr zu lösen. Wenn
kleine Hilfestellungen im Alltag und Veränderungen im Tagesablauf nichts
bewirken, sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden. Längst nicht
alles macht süchtig und auch nicht jede "schlechte" Gewohnheit ist
gleich pathologisch. Doch wo ist die Grenze, wann ist sie überschritten?
Experten der Oberberg Fachkliniken geben
Antworten.
Wann wird Gewohnheit zur Sucht?
Die Grenze ist fließend. Der schleichende Weg in die Abhängigkeit beginnt in der Regel mit der positiven Wirkung des Suchtmittels: Es entsteht Euphorie. Eine direkte und rasche Stimmungsverbesserung stellt sich ein, unangenehme Zustände werden erleichtert oder deutlich vermindert. Stress, privater und beruflicher Ärger, Einsamkeit, Langeweile, Schmerz, Depression, Ängste, Unsicherheit, aber auch traumatische Erfahrungen und Erlebnisse können in dem Moment vermeintlich leichter ertragen werden. Die Betroffenen fühlen sich gestärkt, selbstsicherer oder auch entspannter, aber immer nur so lange, bis die Wirkung nachlässt und das Verlangen nach Nachschub erneut einsetzt. In manchen, seltenen Fällen kann bereits der einmalige Konsum eines Stoffes der erste Schritt in die Abhängigkeit sein; regelmäßiger Konsum führt jedoch bei vielen Substanzen mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Suchtspirale hinein, der Konsum wird zum Zwang.
Was sind Süchte ohne Stoff?
Viele assoziieren mit Suchtmitteln Stoffe wie
Alkohol, Tabak, Koffein, Medikamente, Cannabis, Kokain oder Amphetamine.
Nicht-stoffgebundene Süchte wie Spielsucht, Onlinesucht, Kaufsucht oder auch
"Ess- und Magersucht" sind nicht weniger problematisch. Denn die
Wirkung ist im Prinzip dieselbe wie die Wirkungsweise von süchtig machenden
Stoffen. Sie verursachen ebenso Suchtdruck, in manchen Fällen auch
Entzugserscheinungen, organische wie auch psychische Folgekrankheiten sowie potenziell
schwerwiegende soziale Folgen.
Viele haben zum Jahreswechsel gute Vorsätze.
Funktionieren diese bei Suchtkranken?
Viele Menschen mit Abhängigkeitserkrankung
durchleben immer wieder Phasen, in denen sie den ernst gemeinten Vorsatz
fassen, auf ihr Rauschmittel zu verzichten. Doch sie werden immer wieder von
sich selbst enttäuscht, wenn sie nach einiger Zeit ihr hochgestecktes Ziel des
Verzichts verfehlen. Sie merken, dass es ihnen offenbar nicht möglich ist, ihr
Suchtverhalten zu kontrollieren. Ein häufiger Vorsatz ist: "Ich trinke ab
sofort höchstens ein Glas Wein am Abend." Doch Abhängigkeit lässt sich
kaum dosieren. Eine Sucht kann und darf daher nicht als Charakterschwäche
gewertet werden. Auch Menschen ohne Abhängigkeitserkrankungen sollten mit Regeln
und Vorsätzen nicht übertreiben und sich auch Ausnahmen gönnen, ohne schlechtes
Gewissen oder Schuldgefühle. Zu hohe, perfektionistische Selbstansprüche und
mit sich selbst zu hart ins Gericht zu gehen, kann Störungen wie Orthorexie
("überoptimiertes Essen") oder Anorexie ("Magersucht")
begünstigen.
Was muss man tun, um eine Sucht langfristig zu
überwinden?
Es ist niemals zu spät, sich offen und ehrlich
seinem Suchtproblem zu stellen und aktiv dagegen anzugehen. Manchen Menschen
genügt dafür der regelmäßige Besuch einer Selbsthilfegruppe, in der sie sich
mit anderen austauschen und gegenseitig dabei unterstützen können, die häufig
auftauchenden Klippen im Alltag zu umschiffen. Auch eine ambulante Therapie bei
einem erfahrenen Suchttherapeuten kann zu einem Leben ohne Sucht führen. Ebenso
hilfreich kann die Kombination aus einer stationären Kurzzeittherapie sein, der
eine längere ambulante Nachsorge am Wohnort folgt, um die Resilienz gegen die
Sucht zu stärken. Je nachdem, wie weit die Abhängigkeitserkrankung bereits
fortgeschritten ist, sollten Betroffene eine stationäre Therapie zur Hilfe
nehmen. Darin lernen diese mit professioneller Hilfe genauer hinzusehen und
ihre Gefühlswelt näher kennenzulernen, um sich dann drei entscheidende Fragen
ehrlich zu beantworten: Was hat mir meine Sucht gebracht? In welchen
Lebensbereichen hat mir meine Sucht geschadet? Was muss ich ändern, damit es
mir auch ohne meinen favorisierten Suchtstoff gut geht?
Wenn Sie unter einer Sucht- oder Abhängigkeitserkrankung leiden, erhalten Sie in den Oberberg Fachkliniken professionelle Unterstützung. Die Akutkliniken erlauben eine stationäre Aufnahme innerhalb kürzester Zeit.
Weitere Informationen unter:
www.oberbergkliniken.de/krankheitsbilder/abhaengigkeitserkrankungen
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