(ams).
Stellt ein Arzt ein Rezept aus, ist noch lange nicht gesagt, dass der Patient
sich auch an die ärztlichen Empfehlungen hält. Wenn Patient und Arzt sich
allerdings gemeinsam für eine bestimmte Therapie entscheiden, macht der Patient
zumeist besser mit. Und je größer die sogenannte Therapietreue des Patienten
ist, desto höher sind die Heilungschancen.
Es
gibt viele Gründe, weshalb Patienten den ärztlichen Empfehlungen nicht folgen:
Dem einen graust vor der langen Liste der Nebenwirkungen. Ein anderer nimmt die
Tabletten ein paar Tage, verspürt aber keinen Effekt. Oder die Beschwerden
verschwinden unter dem Medikament, sodass der Patient es frühzeitig absetzt.
Andere wiederum vergessen die Einnahme immer wieder, sind mit mehreren
Medikamenten überfordert oder lösen das Rezept erst gar nicht ein.
"Vielleicht
fühlen sich die Patienten nach Absetzen der Arznei zunächst einmal besser, weil
die Nebenwirkungen ausbleiben", sagt Dr. Eike Eymers, Ärztin im
AOK-Bundesverband. "Doch gerade bei chronischen Erkrankungen machen sich
die Folgen oft erst nach Monaten oder Jahren bemerkbar."
Konzepte
konsequent umsetzen
Deswegen
ist mangelnde Therapietreue besonders bei chronisch kranken Menschen ein
Problem, die oft lebenslang Tabletten schlucken müssen. Oder vielmehr: müssten.
Nach Angaben der Deutschen Rheuma-Liga nimmt etwa ein Drittel bis die Hälfte der chronisch kranken Patienten Medikamente nicht so
ein, wie der Arzt diese verordnet. Doch Tabletten und Therapiekonzepte können
nicht wirken, wenn sie nicht regelmäßig eingenommen beziehungsweise konsequent
umgesetzt werden. Zum Beispiel ist es bei Rheuma gut untersucht, dass Patienten
mittel- und langfristig mit mehr Schmerzen und Schäden an den Gelenken rechnen
müssen, wenn sie die verordneten Medikamente nicht einnehmen. Ein anderes
Beispiel sind Bluthochdruckmittel, die erwiesenermaßen vor langfristigen Folgen
wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Nierenschäden schützen.
Ein
weiteres Problem: Die wenigsten Patientinnen und Patienten berichten ihrem
Arzt, dass sie das Medikament eigenmächtig abgesetzt oder die Dosis verändert
haben. So fällt der Arzt Entscheidungen, die auf falschen Annahmen beruhen. Er
ordnet vielleicht weitere (vermeidbare) Untersuchungen und weitere (überflüssige)
Medikamente an, weil zum Beispiel der Blutdruck nicht gesunken ist. Natürlich
hat jeder Patient das Recht zu beschließen, dass er mit den Nebenwirkungen
eines Medikaments nicht klarkommt oder nicht klarkommen will. Doch sollten
Patienten unbedingt ihren Arzt darüber informieren und ihre Bedenken und Ängste
äußern, rät Ärztin Eymers. Oft lassen sich Alternativen finden: Ein anderes
Medikament, eine andere Dosierung oder eine andere Wirkstoffkombination kann
häufig Abhilfe schaffen. Studien zeigen: Wenn Patienten ihre Wünsche und
Erfahrungen in die Therapieentscheidung mit einbringen können, erhöht sich die
Bereitschaft zur Kooperation. Und damit verbessern sich die Therapieerfolge.
Um
gemeinsam mit dem Arzt eine Entscheidung treffen zu können, sollten Patienten
sich gut informieren. Dazu gehören die Auskünfte beim ärztlichen
Aufklärungsgespräch genauso sowie aktives Nachfragen durch den Patienten. Zudem
sollten Kontrollbesuche beim Arzt vereinbart werden, um zu überprüfen, wie sich
die Krankheit entwickelt.
Text
/ Foto: AOK Bundesverband