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Mindestlohn 450 Euro Finger Tastatur high

14.000 geringfügig Beschäftigte in Magdeburg.

Foto von IG BAU:
Reset-Taste beim Minijob: Einen Neustart für 450-Euro-Stellen fordert die Gewerkschaft IG BAU. Ab
dem ersten Euro sollen Sozialabgaben – etwa für die Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung –
fällig werden. Den Großteil davon soll der Chef tragen. 


Raus aus der Minijob-Falle


Damit der 450-Euro-Job nicht zur Falle wird: Die rund 14.000 Minijobber in Magdeburg
sollen bessergestellt werden. Das fordert die Industriegewerkschaft Bauen-AgrarUmwelt.
Die IG BAU schlägt dazu eine Reform der geringfügigen Beschäftigung vor.

Demnach sollen Minijobs schon ab dem ersten Euro in die Sozialversicherung
einbezogen werden. „Minijobs waren als flexible und vorübergehende Lösung
gedacht. Aber für viele Beschäftigte – etwa in der Reinigung – sind sie langsam zum
Dauerzustand geworden, aus dem sie nicht mehr herauskommen“, sagt Elke Bobles
von der IG BAU Altmark-Börde-Harz. Eine Reform sei deshalb „mehr als überfällig“.

Nach aktuellen Angaben der Arbeitsagentur arbeiten in Magdeburg allein in der
Gebäudereinigung rund 1.680 Minijobber. Damit ist knapp ein Drittel aller Mitarbeiter
der Branche geringfügig beschäftigt. „Viele von ihnen haben seit Jahren keine Chance
auf eine reguläre Stelle. Wegen fehlender Sozial- und Rentenbeiträge sind sie stark
von Altersarmut bedroht“, betont die IG BAU-Bezirksvorsitzende. Betroffen seien
insbesondere Frauen: 56 Prozent aller geringfügig Beschäftigten in Magdeburg sind
laut Arbeitsagentur weiblich.

Die IG BAU will gemeinsam mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) erreichen,
dass der Chef künftig auch für einen Verdienst unter 450 Euro Sozialabgaben zahlen
muss. Die Gewerkschaft fordert eine neue „Gleitzone“ bereits vom ersten Euro an:
Demnach sollen Arbeitgeber bei geringen Verdiensten zunächst den Großteil der
Sozialabgaben tragen. Erst bei einem Monatsverdienst ab 850 Euro soll gelten: Chef
und Arbeitnehmer zahlen zu gleichen Teilen.

Elke Bobles nennt ein Beispiel: „Wer genau 450 Euro verdient, der müsste nach dem
Modell 13 Prozent Sozialabgaben bezahlen – der Chef trägt dagegen 29 Prozent.“ Für
die Minijobber bringe das eine bessere soziale Absicherung. Für die Unternehmen
steige der Anreiz, prekäre Jobs durch vollwertige Stellen zu ersetzen, so die
Gewerkschafterin.

Und auch für Rentner oder Studenten, die sich etwas hinzuverdienen wollen, bleibe
das Modell attraktiv. „Durch den geringen Beschäftigten-Anteil bei den Sozialabgaben
lohnt sich der Zuverdienst gerade unterhalb von 450 Euro weiterhin. Zusätzlich
erwerben sie höhere Ansprüche für eine Rente oder Arbeitslosigkeit“, sagt Bobles.