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Das ifo Institut sieht die Gefahr einer Ausweitung des Protektionismus auf weitere Sektoren

19.03.2018

Das ifo Institut sieht durch die Trumpschen Zölle auf Stahl und Aluminium die Gefahr der Ausweitung des Protektionismus auf weitere Branchen und Länder. „Das könnte zu einer Untergrabung der Welthandelsorganisation WTO führen und die über Jahrzehnte hinweg mühsam erzielten Fortschritte bei der Liberalisierung des Welthandels ernsthaft gefährden“, erklärt Gabriel Felbermayr (Foto), Leiter des ifo Zentrums für Außenwirtschaft.

„Vieles sieht bei Trump nach Willkür aus. Der größte Stahl- und Aluminium-Exporteur in die USA ist Kanada mit rund 14,8 Milliarden Dollar pro Jahr. Davon durch Zölle betroffen wären laut Trump Exporte im Wert von 10,1 Milliarden Dollar, aber das Land wird ausgenommen, ebenso Mexiko, das deutlich mehr als Deutschland exportiert.“ Deutschland müsste neue Zölle auf Stahl- und Aluminium-Exporte von 1,7 Milliarden Dollar pro Jahr zahlen und wäre innerhalb der EU am meisten betroffen, die Gesamtexporte von Stahl und Aluminium in die USA lägen bei 3,1 Milliarden Dollar. Es folgten Frankreich, Italien, die Niederlande und Großbritannien mit deutlich weniger als einer Milliarde Dollar pro Jahr. Nach der EU mit zusammen rund 6,5 Milliarden Dollar betroffener Exporte folge China mit rund drei Milliarden Dollar.

„Es ist obendrein zweifelhaft, wie die US-Zölle gerechtfertigt werden können“, ergänzt Felbermayr. Bei den Stahlimporten der USA zum Beispiel könne eine pauschale Nutzung von Schutzzöllen laut dem Allgemeinen Abkommen über Zölle und Handel (GATT, Art. XIX) nur begründet werden, wenn ein starker und plötzlicher Anstieg der Importmengen zu beobachten sei. Die Stahlimporte der USA seien zwar seit 2009 kräftig gewachsen, aber nur auf das Niveau von 2006, also vor der Wirtschaftskrise. Die Aluminium-Importmengen seien relativ unverändert geblieben über den langen Zeitraum. Eine Import-Schwemme sei also bei beiden Produkten nicht zu beoachten gewesen.

Felbermayr fügte hinzu: „Die gute Nachricht für Deutschland und Europa: Der durch Zölle betroffene Teil der Stahl- und Aluminium-Industrie ist mit ungefähr 4,3 Prozent US-Exportanteil nicht sonderlich abhängig von den Vereinigten Staaten. Es zeigt sich, dass die geplanten Zölle rund 1,6 Prozent der gesamten EU-Exporte in die USA betreffen würden. Aus deutscher Sicht wären sogar nur 1,5 Prozent betroffen. Vergleicht man die betroffenen Exporte mit dem gesamten Exportvolumen Deutschlands und der EU über alle Importeure hinweg, so schrumpft der Anteil der betroffenen Exporte auf weniger als 0,15 Prozent.“