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TV-Tipp-News: Komödie „Das Schmuckstück“ ab 20:15 Uhr im rbb


Veröffentlicht am 01. Juni 2023

Suzanne Pujol fühlt sich nutzlos. Ihre Kinder sind längst aus dem Haus. Und in den Augen ihres Gatten Robert, eines skrupellosen, cholerischen Kapitalisten, ist sie nichts weiter als ein Schmuckstück. Doch dann erleidet Robert eine Herzattacke, und Suzanne vertritt ihn als Chefin in der Regenschirmfabrik. Sie strukturiert den Betrieb um, verordnet Wohlstand für alle und verbündet sich mit dem kommunistischen Bürgermeister.

In der Küche ist kein Platz für die elegante Madame Pujol (Catherine Deneuve), denn die Fabrikantengattin hat selbstverständlich eine Haushälterin. Auf ihr Mitspracherecht in der Regenschirmfabrik legt ihr Mann Robert (Fabrice Luchini) ebenfalls keinen Wert. Selbst im Bett läuft nichts mehr. Lieber vergnügt ihr Gatte sich mit seiner Sekretärin Nadège (Karin Viard): Die Grande Dame fühlt sich nutzlos wie eine dekorative Vase, eine "potiche".

Das ändert sich, als die Beschäftigten der Fabrik die Arbeit niederlegen und der cholerische Robert prompt einen Herzanfall erleidet. Madame Pujol übernimmt die Leitung der Firma - die ohnehin von ihrem Vater gegründet wurde. Gemeinsam mit Maurice Babin (Gérard Depardieu), dem örtlichen Abgeordneten der kommunistischen Partei, schlichtet die neue Chefin den Streik und kurbelt die Produktivität an. Sogar ihre beiden erwachsenen Kinder Joëlle (Judith Godrèche) und Laurent (Jérémie Renier) finden Platz in dem komplett umgekrempelten Betrieb. Alles läuft rund - doch als der genesene Patron auf den Chefsessel zurückkehren will, entbrennt ein erbitterter Machtkampf. Sogar Madame Pujol, inzwischen etwas abgebrühter, ist überrascht.

Mit "Das Schmuckstück" gelang dem französischen Regie-Virtuosen François Ozon ("8 Frauen") eine beschwingte Emanzipationskomödie nach einem Boulevardstück des Autoren-Duos Pierre Barillet und Jean-Pierre Grédy. Die in einen bonbonfarbenen Retro-Look getauchte Satire über Emanzipation und Klassenkampf spielt in den späten 1970er Jahren, enthält aber zahlreiche boshafte Spitzen gegen den zur Entstehungszeit amtierenden französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy.
 
Vor allem aber ist "Das Schmuckstück" eine zauberhafte Hommage an die große Catherine Deneuve - die 1964 mit "Die Regenschirme von Cherbourg" berühmt wurde und in mehr als 120 Filmen zu sehen war. Zu Ikone des internationalen Kinos wurde die ätherisch schöne Schauspielerin unter anderem mit Filmen von Roman Polanski ("Ekel"; 1965), Luis Buñuel ("Belle de Jour - Schöne des Tages"; 1967), François Truffaut ("Das Geheimnis der falschen Braut"; 1969), Jean-Pierre Melville ("Der Chef"; 1972) und Lars von Trier ("Dancer in the Dark"; 2000). An ihrer Seite sind in "Das Schmuckstück" Gérard Depardieu als ebenso fülliger wie feinfühliger Ex-Liebhaber und Fabrice Luchini als cholerischer Ausbeuter zu sehen. "Das Schmuckstück" wurde 2010 auf den 67. Internationalen Filmfestspielen von Venedig uraufgeführt, wo Ozons Film am Wettbewerb um den Goldenen Löwen teilnahm. Auch an den französischen Kinokassen war er überaus erfolgreich.

"Eine lustvoll mit Überspitzungen arbeitende Emanzipationskomödie, gestaltet als liebenswürdige Hommage an 'klassische' amerikanische und französische Film-Musicals, die über ihre nostalgischen Qualitäten aber auch durch den auf die Gegenwart abzielenden politischen Biss überzeugt." (Lexikon des Internationalen Films)

Text / Foto: rbb