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Portrait Vogeler 3022   SteffiPretz

Magdeburg-News: Leben in einem echten Schloss • „Schlossherr“ Dr. Klaus Vogler im Porträt

Mittwoch, 3. August 2022

Magdeburg. Inmitten von Stadtfeld gibt es eine fast geheime Adresse, die eine grüne Oase beherbergt, eingebettet in eine malerische Kulisse, die Spaziergänger so gar nicht vermuten, wenn sie durch die Steinigstraße spazieren. Die „Lippertsche Villa – das Schloss von Stadtfeld“ ist nicht nur mit viel Historie verbunden, sondern auch mit einem kleinen Park und dem vielseitig begabten und interessierten „Schlossherrn“, Klaus Vogler (Foto)

Als Vierjähriger zog Klaus Vogler in diese Villa ein und ist der Meinung, dass sie ihn auch heute noch fordert und zur Entfaltung von Ideen und Gedankengut vieler Menschen beiträgt. Die Geschichte begann 1972, als der Vater die verrückte Idee hatte, „diese Bruchbude zu kaufen und zu renovieren“, so der heutige Besitzer. „Ich wohne in den Resten eines Schlosses, ein ,fantastisches Haus’, wie er auch heute noch voller Begeisterung erzählt. Das Haus war abgebrannt und es blieb dennoch viel übrig und während der Bauphase gab das Gebäude immer wieder ein Stückchen seiner alten Geschichte preis. So tauchte unter der Holzverschalung eine Gewölbedecke auf, historische Glasfenster und die Familie rutschte in einen unbekannten Weinkeller und fand ein weiteres Stockwerk. Einfach einmalig.

Zu seinem 60. Geburtstag erfüllte sich der Schlossherr einen Herzenswunsch und öffnete im Haus eine eigene Galerie. Platz genug war ja und da er schon immer ein Faible für künstlerische Keramik hatte und auch Kontakte zu vielen Künstlern pflegte, waren die vorhandenen Räume der Katalysator für seine Idee. „Das ist reines Hobby, dabei fließt nicht ein Cent, weder aus öffentlichen noch sonstigen Geldern. Die Künstler bekommen, wenn sie ihre Werke verkaufen, den gesamten Betrag ohne Abzug.“ Klaus Vogler stellt in seiner Galerie aus, wen und was er möchte und mag. Das kann aus dem Bekanntenkreis sein oder auch Kunst von interessanten Menschen, denen er begegnet. Auch wenn er persönlich der Keramik schon sehr zugeneigt ist, ist es keine Bedingung, dass nur solche Kunst bei ihm einziehen darf. Meist laufen zwei Ausstellungen parallel, Objekte in den Vitrinen und dazu Malerei und Grafik abwechselnd an den Wänden. Der Kunstliebhaber versucht immer Gemeinsamkeiten in beiden Kunstformen zu entdecken, so dass durch das Zusammenspiel oft berauschende Eindrücke entstehen. 

Neben der Galerie lohnt auch immer ein Besuch des Gartens, der jeden zweiten Sonntag in Verbindung mit der Galerie für die Öffentlichkeit seine Tore öffnet. „Man muss beides sehen“, so Klaus Vogler, der Garten hat sein ganz eigenes Flair und gleichzeitig eignet er sich, z.B. auf dem Höhenwanderweg vom Goetheblick aus die Kunst in der Galerie nachwirken zu lassen. Und wer im Garten ist, kommt beim nächsten Mal vielleicht auch wegen der Kunst wieder. Beides vermischt und ergänzt sich auf wundersame Weise. Immer noch komme es auch nach vielen Jahren vor, dass Passanten es kaum glauben können, was sich hinter der Mauer verbirgt und was es hier zu sehen gibt. „Die Ausstellung bleibt immer eine Weile, aber der Garten verändere sich ständig, deswegen lohne ein regelmäßiger Besuch, um dieses idyllische Fleckchen Erde im Laufe der Jahreszeiten zu erleben. Die Anlage, die Auswahl der Pflanzen und auch deren Pflege lässt sich Klaus Vogler selbst nicht nehmen. Besucher unter der Woche finden den gelernten Gärtner und studierten Biologen oft unter Sträuchern und inmitten von Beeten wieder, denn alles will gepflegt, gegossen und erhalten werden. Eine Trennung von Kunst und Biologie inmitten seiner schönen Botanik möchte der Galerist nicht vornehmen. „Ich bin gelernter Gärtner, bin hier in diesem Garten groß geworden, der damals ganz anders aussah. Das alles ist gewachsen. Bei der Gartenarbeit kann ich mich von anderer Arbeit erholen. Das war schon immer so.“ Das Herz des Bewahrers der „Lippertschen Villa“ schlägt neben Galerie und Garten aber auch genauso laut für die Musik und Theater, für das Sammeln von verschiedener Kunst. Er spielt Geige und singt gern, ist im Sinfonieorchester Magdeburg Musikfreunde“ aktiv und Mitglied der „Internationalen „Telelemann-Gesellschaft“. 2017 wurde er zum Magdeburger des Jahres auf den dritten Platz gewählt und trägt bis heute wesentlich dazu bei, dass Kunst und Kultur in Magdeburg Verbreitung finden und gelebt werden. 

Ich bedanke mich für das Gespräch und wünsche Dr. Klaus Vogler noch viele interessante Künstler für die Galerie und immer ein gärtnerisches Händchen für die Flora des wundersamen Gartens.

Text & Foto: Steffi Pretz