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SAN Statistik

Heute ist Weltbevölkerungstag: Sachsen-Anhalt mit weniger als zwei Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern im Jahr 2035

Samstag, den 10. Juli 2021

Bis zum Jahr 2035 gehen die Vereinten Nationen in ihren World Population Prospects 2019 von einem anhaltenden, aber sich verlangsamenden Anstieg der Weltbevölkerung von 7,7 auf 8,9 Milliarden Menschen aus. Wie das Statistische Landesamt anlässlich des Weltbevölkerungstags heute am 11. Juli mitteilt, wird die Bevölkerung Sachsen-Anhalts im Vergleich zum 31.12.2019 bis ins Jahr 2035 um weitere 13 % auf 1 901 254 Einwohnerinnen und Einwohner zurückgehen. Damit würde das Bundesland voraussichtlich 2030 unter die Grenze von 2 Mill. Einwohnerinnen und Einwohnern fallen.

Das Statistische Landesamt hat in verschiedenen Szenarien durchgerechnet, welche Bedingungen erfüllt sein müssten, damit Sachsen-Anhalt auch 2035 noch 2 Mill. Einwohnerinnen und Einwohner zählen würde. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten, denn die zukünftige Einwohnerzahl wird neben der aktuellen Altersstruktur maßgeblich von den künftigen Geburten, Sterbefällen und Wanderungsströmen definiert.

Dabei lässt sich die Altersstruktur als gegebene Ausgangsgröße für die zukünftige Entwicklung nicht verändern. Auch die Anzahl der Sterbefälle ist als Resultat aus Altersstruktur und Lebenserwartung kaum beeinflussbar. Es bleiben als mögliche beeinflussbare Größen nur die Geburten und die Wanderungsströme.

In einem 1. Szenario wurde entsprechend angenommen, dass der Zielwert 2 Mill. Einwohnerinnen und Einwohnern im Jahr 2035 ausschließlich durch die Erhöhung der Anzahl der Lebendgeborenen erreicht werden sollte. Dazu wäre eine Gesamtanzahl von 412 700 Lebendgeborenen in den Jahren 2020 - 2035 notwendig. Im Vergleich zum derzeit prognostizierten Geburtenvolumen 2020 - 2035 in Höhe von 235 800 Lebendgeborenen wären dies rund 176 900 Geborene mehr. Jährlich müssten bis 2035 konstant 11 100 Kinder mehr geboren werden als derzeit prognostiziert. Insgesamt entspräche diese notwendige Anzahl an Lebendgeborenen einem durchschnittlichen jährlichen Volumen in Höhe von 25 800 Geborenen. In den vergangenen Jahren seit 2010 gab es in Sachsen-Anhalt durchschnittlich 17 200 Lebendgeborene pro Jahr. Im Basisjahr der Rechnung 2019 waren es 16 618; in der 7. Regionalisierten Bevölkerungsprognose wird von einem Fortgang des jüngsten Absinkens und somit durchschnittlich 14 700 Lebendgeborenen pro Jahr bis 2035 ausgegangen.

Die Zielerreichung einer Einwohnerzahl von 2 Mill. Personen 2035 über Geburten wäre nur bei einer so starken Erhöhung der Anzahl der Lebendgeborenen möglich, dass dies als unrealistisch eingeschätzt werden muss. Es würde bedeuten, dass die Geburtenziffer vom aktuellen Niveau bei 1,6 Kindern pro Frau auf 4,0 Kinder pro Frau ansteigen müsste.

In einem 2. Szenario wurde entsprechend modelliert, dass der Zielwert 2 Mill. Einwohnerinnen und Einwohner im Jahr 2035 über eine Erhöhung der Nettozuwanderung über die Landesgrenze generiert werden sollte. Im Ergebnis wäre ein Zuzugsvolumen von 1 134 700 Zuzügen in den Jahren 2020 bis 2035 notwendig. Das wären 252 200 Zuzüge mehr als die 882 500 Zuzüge, die in der 7. Regionalisierten Bevölkerungsprognose erwartet werden. Jährlich müssten bis 2035 konstant 70 900 Zuzüge über die Landesgrenze verbucht werden. Im Basisjahr der Bevölkerungsprognose 2019 lag das Zuwanderungsvolumen bei 57 900 Zuzügen; in der 7. Regionalisierten Bevölkerungsprognose wird ein Wert von rund 55 200 pro Jahr prognostiziert.

Wanderungsströme sind deutlich volatiler als die Geburten und Sterbefälle. Sie lassen sich entsprechend schwerer prognostizieren. Allerdings ist gerade durch die Volatilität ein konstant hohes, jährliches Zuzugsvolumen in Höhe von 70 900 Zuzügen in den kommenden Jahren unrealistisch. Seit 2010 schwankten die Zuzugsvolumina über die Landesgrenze zwischen 37 000 Personen im Jahr 2010 und 74 400 im Jahr 2015, dem Höhepunkt der Zuwanderung Schutzsuchender aus dem Ausland. Es müssten also in den kommenden Jahren konstant jedes Jahr annähernd so viele Personen zuziehen wie 2015, damit 2035 über die Zuwanderungen eine Einwohnerzahl in Höhe von 2 Mill. Einwohnerinnen und Einwohnern erreicht werden würde.

Dies erscheint unrealistisch, da die Zuzüge von Deutschen aus dem restlichen Bundesgebiet eher rückläufig sind. So zogen 2010 noch 26 700 Deutsche aus anderen Bundesländern nach Sachsen-Anhalt, 2019 waren es nur noch 24 900. Denn auch im restlichen Bundesgebiet gibt es einen demographischen Wandel mit einer Verringerung der Anzahl hochmobiler junger Altersgruppen. Gleichzeitig reduzierten sich auch die Zuzüge von Ausländerinnen und Ausländern aus dem restlichen Bundesgebiet nach dem Höhepunkt 2016 von 5 700 auf 5 100 im Jahr 2019. Angesichts der derzeitigen Trends der Binnenzuwanderung aus dem restlichen Bundesgebiet könnte das notwendige Zuwanderungsvolumen nur durch eine drastische Erhöhung der Zuwanderung aus dem Ausland auf jährlich rund 41 000 Personen gelingen. In den Jahren 2017 - 2019 lag das Zuzugsvolumen aus dem Ausland mit durchschnittlich 26 800 Personen lediglich bei zwei Dritteln dieses notwendigen Volumens.

Beide Szenariorechnungen verdeutlichen, dass in Sachsen-Anhalt in der nahen Zukunft kein Ende der Schrumpfung und Alterung in greifbarer Nähe sind. Eine Stabilisierung der Einwohnerzahl ist im Zeitraum bis 2035 nicht erreichbar.