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Sachsen-Anhalt-News: Projekt im Drömling: Eichenprozessionsspinner mit innovativen Methoden nachhaltig bekämpfen

Dienstag, den 20. April 2021

Umweltministerium fördert Forschungsprojekt der Hochschule Anhalt zu nachhaltigen Präventivmaßnahmen und Bekämpfungsmethoden

Magdeburg. Wie können wir nachhaltig den Eichenprozessionsspinner bekämpfen? Antworten soll ein zweijähriges Forschungsprojekt im Biosphärenreservat Drömling liefern. Hier ist der Schädling seit Jahren ein Problem. Die Brennhaare des Eichenprozessionsspinners gefährden die Gesundheit, weil sie allergische Reaktionen bei Menschen auslösen können. Deshalb kommt häufig ein Biozid zur Bekämpfung dort zum Einsatz, wo sich Menschen in der Nähe von befallenen Bäumen aufhalten. Allerdings kann das Mittel im Drömling nicht überall angewendet werden, da ein Mindestabstand von 25 Metern zu Oberflächengewässern eingehalten werden muss.

Alternativen zur Biozid-Anwendung werden erforscht

Umweltministerin Prof. Dr. Claudia Dalbert erklärte: „Wir wollen die Menschen, die im Drömling leben oder dort die einzigartige Natur genießen wollen, schützen. Gleichzeitig wollen wir die Artenvielfalt im Drömling, dem Land der tausend Gräben, erhalten. Gerade an und um Eichen leben rund 500 Tierarten, so viele wie an keiner anderen Baumart. Wir benötigen andere Methoden als den Einsatz eines Biozids, um den Eichenprozessionsspinner nachhaltig einzudämmen. Ich freue mich, dass die Hochschule Anhalt im Biosphärenreservat Drömling ein Forschungsprojekt begonnen hat, das auch nachhaltige Alternativen zur Biozid-Bekämpfung untersuchen wird.“

Das Forschungsvorhaben der Hochschule Anhalt startete Mitte Februar im Biosphärenreservat Drömling. Es sollen innovative, nachhaltige Alternativen wie beispielsweise das Heißwasserinfiltrationsverfahren oder Nematoden – auch Fadenwürmer genannt – und nachhaltige Präventivmaßnahmen wie ein höheres Angebot an Nistkästen untersucht werden. Im Mittelpunkt steht dabei, wie wirksam die Maßnahmen gegen den Eichenprozessionsspinner sind und wie sie sich auf die Biodiversität auswirken. „Wenn wir die natürlichen Fraßfeinde der Raupe fördern, dann verschiebt sich hoffentlich das Räuber-Beute-Verhältnis zu Ungunsten des Eichenprozessionsspinners“, erläuterte Dalbert. Dabei könnte auch die Kohlmeise eine Rolle spielen, welche nach bisherigen Erkenntnissen auch Eichenprozessionsspinnerraupen frisst. Durch Nistkästen soll die Kohlmeisenpopulation unterstützt werden.

Lösungen aus Forschung und Praxis

Biologische Methoden, wie die Förderung von Fraßfeinden, wurden bisher in der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners nur wenig untersucht. Es gibt erste erfolgsversprechende Erfahrungen aus den Niederlanden. Außerdem wurde in Niedersachsen der Einsatz innovativer Bekämpfungsmethoden wie beispielsweise die Verwendung von Nematoden oder das thermische Heißwasserinfiltrationsverfahren EPS-SOLVE erfolgreich in der Fläche angewendet. Für das Forschungsprojekt findet ein fachlicher Austausch mit der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen und weiteren Praxispartnern statt.

150.000 Euro Projektförderung – Kooperation vor Ort

Weiterhin sollen Empfehlungen und Strategien für ein nachhaltiges Bekämpfungskonzept für die Region erarbeitet werden. Eine Übertragung der Ergebnisse auf weitere Regionen in Sachsen-Anhalt soll erfolgen. Das Forschungsprojekt läuft bis zum Ende 2022. Das Biosphärenreservat Drömling und die Drömlings-Gemeinden sind eingebunden. So wird gemeinsam mit den Akteuren vor Ort nach Lösungen gesucht, die für die Menschen und die Natur in der Region einen Mehrwert haben. Das Ministerium fördert das Projekt mit rund 150.000 Euro.

Hintergrund:

Massenvermehrungen des Eichenprozessionsspinners treten in verschiedenen Regionen Deutschlands auf. In Sachsen-Anhalt sind besonders der Norden und Osten des Landes, darunter auch der Drömling, betroffen. Bisher erfolgen gegenwärtig überwiegend unmittelbare Gefahrenabwehrmaßnahmen in Form von Bekämpfung der Raupen und Nester mittels Biozid-Ausbringung und/oder Absaugen. Die Biozid-Präparate wirken nicht nur gegen den Eichenprozessionsspinner, sondern gegen alle Raupen aller Schmetterlingsarten sowie auf Larven einiger weiterer Insektenarten (zum Beispiel Käferlarven), die zur Zeit der Spritzung an und unter den gespritzten Eichen leben. Insofern haben diese Mittel eine die Artenvielfalt der Insekten insgesamt schädigende Wirkung. Die beiden bisher angewandten Maßnahmen entsprechen demnach nicht dem Vorsorge- und Nachhaltigkeitsprinzip.

Foto Eichenprozessionsspinner / Privat