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Gesundheit-News: Regelmäßiges Händewaschen - Tipps zur Handhygiene bei Hautproblemen

29. Dezember 2020

Regelmäßiges Händewaschen ist nicht nur zu Corona-Zeiten Pflicht – doch derzeit ist es wichtiger denn je. Wer zu einer trockenen Haut neigt, wird jedoch merken, dass der häufige Kontakt mit Wasser und Seife die Haut an den Händen belastet und sie rau und spröde wird. Für viele Hautpatienten wird diese Belastung noch deutlicher spürbar.

Dr. Heike Behrbohm, Pressereferentin bei der Deutschen Haut und Allergiehilfe e. V., erklärt, warum das so ist und gibt Tipps, wie sich Hautirritationen, schmerzhafte Entzündungen und langfristige Hautschäden an den Händen vorbeugen lassen, ohne dabei die Hygieneempfehlungen zu missachten.

Können Sie noch einmal ganz kurz die Empfehlungen zum gründlichen Händewaschen zusammenfassen?

Dr. Behrbohm: Zunächst einmal zur Häufigkeit. Hier gilt die Regel: Gründlich Händewaschen auf jeden Fall immer, wenn Sie von draußen reinkommen, sich die Nase geputzt haben, vor und nach dem Essen und nach dem Gang zur Toilette. Gründlich bedeutet, nicht einfach ein bisschen Wasser darüber laufen lassen, sondern Sie sollten die Hände 20 bis 30 Sekunden einseifen. Und zwar überall, also auch zwischen den Fingern, an Fingerkuppen und Nägeln. Wichtig: Legen Sie dazu Ihre Ringe ab. Anschließend werden die Hände mit klarem Wasser abgespült und sorgfältig abgetrocknet. In öffentlichen Gebäuden verwenden Sie dazu am besten Papiertücher.

Warum können durch häufiges Händewaschen oder Desinfizieren Hautprobleme auftreten?

Dr. Behrbohm: Um das zu verstehen, will ich kurz etwas zum Aufbau der so genannten Hautbarriere erklären. Die Hautbarriere besteht aus der obersten Schicht der Haut, der Hornschicht. Man vergleicht die Struktur der Hornschicht gerne mit einer Ziegelmauer. Dabei bilden die Hornzellen die Ziegelsteine, Fette und Feuchthaltefaktoren sind der Mörtel, der alles zusammenhält. Überzogen ist die Hornschicht von einem dünnen Fett-Feuchtigkeitsfilm, der die Haut vor dem Austrocknen bewahrt. Außerdem befinden sich natürlicherweise jede Menge Mikroorganismen auf unserer Hautoberfläche. Dieses Hautmikrobiom schützt davor, das schädliche Keime in den Körper gelangen können. Häufiges Waschen mit Wasser und Seife lässt die Hornschicht aufquellen. Hautfette und Feuchthaltefaktoren werden teilweise herausgelöst und gehen verloren. Das ist normalerweise kein Problem, denn gesunde Haut ist in der Lage zu regenerieren. Bei einer sehr starken Beanspruchung, einer Vorschädigung oder einer Veranlagung zu trockener und empfindlicher Haut sieht dies aber anders aus. Dann kann die Haut den Mangel an Fett und Feuchtigkeit nicht mehr selber ausgleichen.

Wie macht sich eine Überbeanspruchung der Haut bemerkbar?

Dr. Behrbohm: Die Haut wird spürbar trocken, rau und rissig. Das können bereits erste Anzeichen für ein Handekzem sein.

Man unterscheidet dabei zwischen Abnutzungsekzemen, das sind Ekzeme, die durch die dauerhafte Belastung mit Wasser, Seife oder Chemikalien entstehen, toxischen Kontaktekzemen, die sich nach dem Kontakt der Haut mit Schadstoffen entwickeln und allergischen Kontaktekzemen, deren Auslöser nicht giftige Substanzen, sondern der Kontakt mit Allergenen ist.

Warum sind manche Menschen besonders gefährdet, ein Handekzem zu entwickeln?

Dr. Behrbohm: Ein hohes Risiko haben alle Personen mit einer Veranlagung zur trockenen Haut. Dazu gehören u. a. Patienten mit Neurodermitis. Bei Ihnen ist die Hautbarriere genetisch bedingt instabiler. Der Verbund aus Hornzellen, Fetten und Feuchthaltefaktoren ist lockerer, sodass Feuchtigkeit leichter entweichen kann. Folglich trocknet die Haut schneller aus und ist fettarm. Ständiges Händewaschen verstärkt dies zusätzlich. Die Gefahr eines Handekzems ist daher für die Betroffenen besonders groß. Außerdem sind Menschen bestimmter Berufsgruppen besonders gefährdet. Das sind alle, die täglich über einen langen Zeitraum Handschuhe tragen oder viel mit Wasser, Reinigungsmitteln, toxischen oder allergenen Stoffen in Berührung kommen. All das strapaziert die Haut an den Händen. Wenn nun in Zeiten des Coronavirus vermehrt Menschen zu Schutzhandschuhen greifen, wächst entsprechend auch die Risikogruppe.

Wie können wir einem Handekzem vorbeugen?

Dr. Behrbohm: An der Häufigkeit und Gründlichkeit des Händewaschens und Desinfizierens sollten wir auf keinen Fall rütteln, das hat im Moment Priorität. Klares Wasser reicht nicht aus, da Coronaviren eine fetthaltige Hülle haben, die durch Wasser allein nicht angegriffen wird, wohl aber durch Tenside in der Seife. Empfohlen werden seifenfreie Syndets mit einem hautneutralen pH-Wert. Sie sind deutlich hautschonender als Seife. Bei Flüssigseife, die derzeit auch aus Hygienegründen festen Seifenstücken vorzuziehen ist, handelt es sich in der Regel um pH-hautneutrale Syndets. Desinfizierende oder antibakterielle Seifen sind gegen das Coronavirus nicht erforderlich. Ein Hinweis für alle, die in medizinischen oder Pflegeberufen arbeiten: Sie sollten bevorzugt Desinfektionsmittel verwenden. Desinfektionsmittel enthalten zwar Alkohol, werden aber NICHT abgewaschen, sodass die zunächst gelösten Hautfette auf der Haut verbleiben.

Die wichtigste vorbeugende Maßnahme ist: eincremen. Durch häufiges Eincremen geben Sie der Haut verlorenes Fett zurück. Handcreme mit hohem Fettanteil und ohne potenziell reizende Stoffe eignet sich am besten. Die Creme für zwischendurch sollte rasch einziehen, damit das Eincremen nicht bei der Arbeit stört und schließlich unterbleibt. Praktisch sind auch Cremes, die einen atmungsaktiven Schutzfilm auf der Haut bilden. Vor dem Schlafengehen verwendet man am besten eine fettreiche Creme, die über Nacht einzieht und die Haut beim Regenerieren unterstützt. Außerdem müssen im Berufsalltag bei bestimmten Tätigkeiten Handschuhe übergezogen werden. Das ist auch laut Arbeitsschutzgesetz vorgeschrieben.

In Einmalhandschuhen bzw. Handschuhen ohne Baumwoll-Innenfutter schwitzen die Hände allerdings leicht, sodass ein feuchtes Milieu entsteht, das wiederum die Hautbarriere angreift. Daher sollte man die Handschuhe nicht zu lange am Stück tragen. Für den Privatgebrauch sind Einmalhandschuhe eher kritisch zu sehen. Denn sie schützen zwar den Träger vor Infektionen, ersetzen aber nicht das Händewaschen zum Schutz anderer. Wer zum Beispiel mit Einmalhandschuhen einkaufen geht, schützt nur sich selbst, verbreitet aber das Virus unter Umständen stärker als mit sorgfältig gewaschenen Händen.

Was empfehlen Sie, wenn sich Hautprobleme an den Händen zeigen?

Dr. Behrbohm: Wenn das regelmäßige Eincremen nicht hilft, können Sie sich bei leichten Hautproblemen zunächst in der Apotheke eine rezeptfreie juckreizstillende und antientzündliche Salbe besorgen und diese entsprechend den Empfehlungen im Beipackzettel auftragen. Fragen Sie dazu auch Ihren Apotheker um Rat. Bringt die Salbe keinen Erfolg oder ist die Haut stark angegriffen, dann sollten Sie auf jeden Fall einen Hautarzt aufsuchen.


Text: Deutsche Haut- und Allergiehilfe e.V.