Montag, den 18. Mai 2020
Rund 15 Millionen Deutsche leiden unter chronischen Schmerzen. Hilfe können diese
Menschen in speziellen Schmerztherapien erhalten. Eine Abteilung allein für die
Schmerztherapie hält beispielsweise das Klinikum Magdeburg vor. 2016 wurde diese aus der
Taufe gehoben. Inzwischen hat sie sich nicht nur in Magdeburg, sondern auch über die
Landesgrenzen hinaus etabliert. Die zehn Betten der Station sind in der Regel voll
ausgelastet. Behandelt werden hier Patienten mit chronischen Schmerzen
unterschiedlichster Art.
Nun findet am 2. Juni 2020 traditionell der bundesweite „Aktionstag
gegen den Schmerz“ statt. Für gewöhnlich werden verschiedene
Veranstaltungen organisiert. In der aktuellen Coronavirus-Zeit ist das
nicht möglich. Deshalb hat die Deutsche Schmerzgesellschaft in
diesem Jahr ausschließlich und dafür mehr Telefonaktionen geplant.
An dieser Hotline beteiligt sich auch Dr. med. Sabine Lilienblum (Foto), die
als Oberärztin für Schmerztherapie die entsprechende Abteilung am
Klinikum Magdeburg leitet.
„Der Schmerz ist inzwischen eine Volkskrankheit wie Diabetes und
Bluthochdruck“, schätzt sie ein. Rund 80 Prozent seien
Rückenschmerzen. Gelenkverschleiß und das sogenannte
Weichteilrheuma Fibromyalgie gehören genauso zu den
Erkrankungen, die zu chronischen Schmerzen führen. Aus Erfahrung weiß Dr. Sabine
Lilienblum, dass chronische Schmerzen für die Betroffenen viel Lebensqualität kosten. Das
ist der Ansatz ihrer multimodalen Therapie. Neben Psychologen und Therapeuten aus den
Bereichen Physiotherapie, Kunst, Musik und Ergotherapie gehören fünf Pflegekräfte und
eine Stationsassistentin zum Team der Schmerzstation. Bei der Telefonaktion am „Tag
gegen den Schmerz“ wird sie Patienten über Therapieansätze und verschiedene Angebote
informieren. „Für die Betroffenen ist auch wichtig zu erfahren, welche Kriterien erfüllt sein
müssen, damit die Krankenkasse eine solche Therapie im Krankenhaus übernimmt“, nennt
sie ein weiteres Beispiel.
Worum geht es in der Therapie? Chronifizierte Schmerzen gehen oft einher mit Inaktivität
und dem sozialen Rückzug. Das heißt, hier benötigen die Frauen und Männer „leichte
Stupser in die richtige Richtung“ – Motivation spielt also eine große Rolle. Wichtig ist auch,
dass die Betroffenen meist nicht mehr so viele Medikamente nehmen wollen. „Deshalb
gehören alternative Methoden zu unserem Konzept wie Akupunktur und Osteopathie“, sagt
sie.
Wie in der klassischen Schulmedizin gibt es auch in der alternativen immer wieder
Entwicklungen und neue Erkenntnisse. So wird die Schmerztherapie am Klinikum
Magdeburg nun durch das Thema Ernährung ergänzt. „Bei uns steht die
schmerzreduzierende Kost auf dem Speiseplan“, sagt Dr. Lilienblum und nennt die
fleischlose Ernährung als ein Beispiel von vielen. Und dann ist man geheilt? Nicht ganz.
„Kaum einer unserer Patienten verlässt schmerzfrei das Haus“, gibt die erfahrene Ärztin zu.
Das sei aber auch nicht das Ziel. „Unser Ziel ist die Linderung der Schmerzen“, sagt sie klar.
Deshalb sei ein Baustein der Therapie, dass die Patienten verschiedene Dinge
ausprobieren. „Die Betroffenen können bei uns herausfinden, was ihnen auch zuhause im
Alltag gut tut“, sagt sie.
Über die verschiedenen Möglichkeiten wird Dr. med. Sabine Lilienblum am bundesweiten
„Aktionstag gegen den Schmerz“ diesmal telefonisch informieren. Aus ganz Deutschland
beteiligen sich Mediziner an der Telefonaktion. In der Regel werden die Betroffenen an einen
Arzt aus ihrer Region vermittelt – also auch an Dr. Sabine Lilienblum.
Hotline für Schmerzpatienten: Unter der kostenfreien Rufnummer 0800 18 18 120 stehen
am bundesweiten „Aktionstag gegen den Schmerz“ - 2. Juni 2020 - zwischen 9 und 18 Uhr
mehrere Dutzend renommierte Schmerzexperten aus ganz Deutschland für Fragen zur
Verfügung.
Foto: Dr. med. Sabine Lilienblum © Kathleen Radunsky-Neumann