(ams).
Wässrige oder schleimige Durchfälle, die über Wochen anhalten können,
krampfartige Bauchschmerzen vor allem im rechten Unterbauch - das sind typische
Symptome eines Morbus Crohn. Die chronisch-entzündliche Darmerkrankung verläuft
klassischerweise in Schüben, der Krankheitsverlauf ist je nach Patient ganz
unterschiedlich.
Belastend
ist die Erkrankung in jedem Fall. Neben der Angst vor dem nächsten
Krankheitsschub oder einer möglicherweise notwendigen Operation spielen für
Betroffene oft ganz praktische Nöte eine Rolle: beispielsweise fehlende
Toiletten im öffentlichen Raum, Sorgen um den Verlust der Arbeitsfähigkeit,
aber auch Scham gegenüber dem Freundeskreis, dem Partner oder der Partnerin.
Morbus Crohn ist nicht heilbar, eine gute Behandlung kann die Beschwerden
jedoch erheblich lindern und den zugrundeliegenden Entzündungsprozess hemmen.
Ursache
nicht eindeutig geklärt
Etwa
0,2 Prozent der Menschen in Deutschland leiden - nach Angaben des
Berufsverbandes Deutscher Internisten - an einem Morbus Crohn, die meisten
Patienten und Patientinnen sind zwischen 20 und 30 Jahre alt, wenn die
Krankheit erstmalig ausbricht. "Die Ursache für die Erkrankung ist nicht
eindeutig geklärt", sagt Dr. Julian Bleek, Arzt im AOK-Bundesverband.
"Es ist aber bekannt, dass Morbus Crohn zum Teil erblich bedingt
ist." So können vererbbare Faktoren dazu führen, dass das Immunsystem
fehlreguliert wird und eine dauerhafte Entzündung im Verdauungstrakt entsteht.
Daneben spielen vermutlich Umweltfaktoren eine wichtige Rolle. So ist das
Risiko, an Morbus Crohn zu erkranken, bei Rauchern höher als bei Nichtrauchern.
Auch der Krankheitsverlauf ist bei Rauchern schwerer.
Diagnose
schwierig zu stellen
Die
Krankheit kann schleichend beginnen mit Bauchschmerzen, Blähungen und
Durchfällen, eventuell begleitet von einer Temperaturerhöhung und
Gewichtsverlust. Viele Betroffene fühlen sich müde und abgeschlagen. Häufig ist
der Schmerz im rechten Unterbauch am stärksten - dort sitzt der Übergang vom
Dünndarm zum Dickdarm, der sogenannte Ileozökalbereich. Grundsätzlich können aber
alle Abschnitte des Verdauungstraktes betroffen sein.
Oft ist es zu Beginn der Erkrankung nicht ganz einfach, die Symptome richtig zu deuten. Das ist der Grund, warum die Diagnosestellung schwierig sein kann und bis dahin manchmal Zeit vergeht. Typischerweise verläuft die Erkrankung in Schüben. Das heißt, es wechseln Phasen mit hoher Krankheitsaktivität, begleitet von entsprechenden Beschwerden, mit Zeiten, in denen die Betroffenen nahezu beschwerdefrei sind. Im Verlauf der Erkrankung können Komplikationen auftreten, zum Beispiel Stenosen (Verengungen des Darms), Fisteln (Entzündungsgänge), Abszesse (Eiteransammlungen) oder Fissuren (kleine Einrisse in der Darmschleimhaut), meist im After-Bereich. Neben dem Verdauungstrakt können auch andere Organe betroffen sein, zum Beispiel die Haut, Augen und Gelenke.
Entzündungsprozess
hemmen
Da
die Krankheit nicht heilbar ist, geht es bei der Therapie vor allem darum, den
Entzündungsprozess zu hemmen. "Bei einem akuten Schub werden Medikamente
wie Kortison oder spezielle Entzündungshemmer gegeben", so Dr. Bleek. Nach
einem akuten Schub versucht man, eine erneute Phase mit hoher
Krankheitsaktivität möglichst lange hinauszuzögern. Auch dafür stehen
verschiedene Gruppen von entzündungshemmenden Medikamenten bereit, die alleine
oder in Kombinationstherapie gegeben werden können. Wegen der gestörten
Darmfunktion fehlen den Betroffenen oft wichtige Nährstoffe und Vitamine, diese
müssen dann gezielt zugeführt werden. Daneben kann eine Ernährungsumstellung
sinnvoll sein. In jedem Fall sollten Betroffene das Rauchen aufgeben.
In
vielen Fällen kommen die Erkrankten dennoch nicht um eine Operation herum: Rund
70 Prozent der Patientinnen und Patienten müssen innerhalb von 15 Jahren nach
Diagnosestellung operiert werden. Mögliche Gründe sind Fisteln, Engstellen oder
Abszesse. Bei einer solchen Operation werden die erkrankten Teile des Darms
entfernt. Um die Funktionsfähigkeit des Darms zu erhalten, geht man dabei
möglichst "sparsam" vor (darmerhaltende Minimalchirurgie).
Starke
seelische Belastung
Wie
bei anderen chronischen Erkrankungen können zu den körperlichen Beschwerden
auch seelische Störungen hinzukommen. Durch die häufigen Durchfälle,
Komplikationen oder auch Krankenhausaufenthalte fühlen sich die Patienten oft
sehr eingeschränkt. Hier können eine Psycho- oder Gesprächstherapie sowie
Entspannungsübungen helfen, mit der Erkrankung besser zurechtzukommen und die
Lebensqualität zu steigern. Auch der Besuch einer Selbsthilfegruppe kann
hilfreich sein.
Ernährung
bei Morbus Crohn
Morbus-Crohn-Erkrankte
leiden häufig an Nährstoffmangel: Wegen der gestörten Darmfunktion kann der
Körper nicht genügend Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente aufnehmen.
Betroffene können beispielsweise als Folge eines Eisen-, Folsäure- oder
Vitamin-B12-Mangels eine Blutarmut (Anämie) entwickeln. Die entsprechenden
Nährstoffe sollten dann gezielt zugeführt werden. Eine spezielle
Morbus-Crohn-Diät für Erwachsene gibt es nicht. Einige Betroffene vertragen
keine Milch oder Milchprodukte. Grundsätzlich ist es ratsam, Speisen zu meiden,
die nicht gut vertragen werden (Eliminationsdiät). Durch eine
Ernährungsberatung können sich Betroffene dabei unterstützen lassen.