Foto:
Grafitti eines Smileys auf einem Gullideckel
(ams).
Kann positives Denken die Gesundheit beeinflussen und Heilungsprozesse
beschleunigen? Studien besagen, dass optimistische Menschen länger leben und in
schwierigen Situationen ihr Verhalten und ihre Gefühle besser im Griff haben.
Sie kümmern sich meist mehr um ihre Gesundheit, trinken weniger Alkohol und
rauchen weniger. "In vielen Situationen kann positives Denken helfen, eine
Krise besser zu überstehen", sagt Birgit Lesch, Diplom-Psychologin bei der
AOK.
Eine
Methode dazu ist die Affirmation, die positive Selbstbestätigung: "Das
sind kurze, selbstbejahende Glaubenssätze, die Menschen in Krisen aber auch im
Alltag oder im Job dabei helfen können, ein positives Selbstbild zu wahren,
Halt in sich selbst zu finden und ihre seelische Widerstandskraft zu
trainieren."
Mögliche
Glaubenssätze sind:
"Ich
bin eine gute Mutter: Für heute nehme ich mir vor, mein Kind während des
Abendessens mindestens dreimal zu loben." oder
"Auch
wenn ich manchmal denke, die anderen können es besser, konzentriere ich mich
auf meine starken Seiten und auf meine Leistungen."
Positives
Denken trainieren
Zur
Unterstützung rät Psychologin Lesch:
täglich
ein positives Erlebnis zu erkennen und aufzuschreiben
(an
Kleinigkeiten denken wie zum Beispiel der entspannte Kaffee in der
Mittagssonne, die aufmunternden Worte eines Kollegen in einer Stresssituation).
eigene
gute Eigenschaften zu notieren. Dabei hilft zum Beispiel die Frage: Was
schätzen gute Freunde an mir?
erreichbare
Ziele zu setzen und den eigenen Fortschritt zu beobachten.
Auch
bei der Akzeptanz von Medikamenten ist positives Denken von Bedeutung:
Vermittelt der Arzt oder die Ärztin, dass ein bestimmtes Arzneimittel besonders
gut hilft, ist die Compliance - also wie sehr sich der Patient/die Patientin an
die Therapieempfehlung des Arztes hält - und damit die Wirksamkeit beim
Patienten oder bei der Patientin höher, als wenn er oder sie dem Medikament
gegenüber kritisch eingestellt ist. Selbstbestätigung kann helfen, wenn man
sein Gesundheitsverhalten ändern will, beispielsweise nicht mehr rauchen oder
sich gesünder ernähren möchte. "Wird nämlich jemand ständig ermahnt, sein
Gesundheitsverhalten zu ändern, empfindet er dies häufig als übergriffig und
baut eine innere Abwehrhaltung auf.
Solche
Aufforderungen sind meist wenig hilfreich", so Psychologin Lesch. Wenn er
oder sie sich aber die eigenen positiven Eigenschaften bewusstmacht, sich also
selbst wertschätzt, steigt auch die Bereitschaft zu mehr Selbstkontrolle und
zur Verhaltensänderung. - zum Beispiel: "Was ich mir vornehme, ziehe ich
auch durch. Deshalb werde ich es schaffen, rauchfrei zu werden." Das gilt
übrigens nicht nur für die Gesundheit, sondern auch für viele andere Aspekte
des Lebens - im Beruf, in der Beziehung oder in der Familie.
Auch
eine Frage der Körperhaltung
Sein
eigenes Selbstwertgefühl beeinflusst man übrigens auch mit dem Körper. Eine
gute Körperhaltung wirkt sich dabei positiv aus. "Es kann helfen, immer
mal wieder bewusst die Schultern hoch- und danach gezielt nach unten zu ziehen.
Man kann sich auch vorstellen, dass jemand ein Gummiband am Kopf befestigt hat
und einen nach oben zieht", so AOK-Expertin Lesch. Helfen können ein Yoga-
oder ein Tanzkurs. Denn dort lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, den
eigenen Körper zunächst einmal bewusst wahrzunehmen. Das kann ein erster
Schritt zu einer besseren Körperhaltung sein, denn so Lesch: "Eine
aufrechte und entspannte Haltung erzeugt ein gutes Gefühl und das strahlt nach
innen und nach außen."
Gute
Gedanken trainieren
Doch
nicht jeder will und kann sich ständig in positive Schwingungen versetzen. Wird
das "Positiv-Denken" nämlich zum Dauercredo, kann dies auch negative
Auswirkungen haben, indem zum Beispiel falsche Hoffnungen auf Gesundung geweckt
werden. Experten raten daher, möglichst realistische Erwartungen zu entwickeln
und sich bewusst zu machen, dass es gute und schlechte Tage gibt. Manche
Menschen fühlen sich zudem besser, wenn sie ihre negativen Gedanken über sich
selbst oder ihre Ängste äußern dürfen.
Negative
Emotionen können notwendig sein: zum Beispiel die Trauer um eine geliebte
Person. Sie kann dabei helfen, den Verlust zu akzeptieren. "Dennoch wird
das Leben in vielen Situationen leichter, wenn man positiv denkt", sagt
Lesch. Gute Gedanken lassen sich trainieren wie Körpermuskeln: regelmäßig und
konsequent. "Kleben Sie einen Smiley an Ihren Badezimmerspiegel und üben
Sie täglich, sich selbst anzulächeln. Freuen Sie sich an sich selbst, und
starten Sie mit einer aufrechten, respektvollen äußeren und inneren Haltung in
einen guten Tag."
Text
/ Foto: AOK Bundesverband – AMS Ratgeber